Jakob der Reiche (German Edition)
Überlegung. »Ein Dutzend Räume, Kammern für die Bediensteten und ihre engsten Hofdamen. Dazu natürlich eine ordentlich ausgestattete eigene Küche und die Baderäume.«
Jakob strich sich mit dem Zeigefinger der Rechten über die Lippen. Dann nickte er. »Gut, lass alles so herrichten, dass es in spätestens drei Wochen fertig ist. Aber bitte keine Renovierung für das ganze Haus, keine neuen Fußböden und keine Künstler aus Italien. Nimm eher an, dass diese Räume die Kulisse für ein vergnügliches Theater werden sollen. Zusätzlich brauche ich noch einen Saal, der an die hundert Leute fasst.«
»Was, in drei Teufels Namen, hast du vor, Jakob Fugger?«
»Ich denke nur ein wenig mit und fördere die Dinge, damit sie ihren Lauf so nehmen, wie es für alle nützlich ist.«
»Und du meinst, ich würde dich nicht kennen«, sagte Anton vom Ross und lachte wohlwollend. »Hunderttausend Gulden Schadensersatzforderungen aus Venedig hat es uns eingebracht, als du Soldaten für den Erzherzog bezahlt hast.«
»Und? Habt ihr sie selbst beglichen, diese Forderungen? Nein, aber diesmal kann der Erzherzog fünftausend Gulden oder mehr dafür bekommen, dass er eine Ehe stiftet …«
Der Obristhauptmann starrte ihn mit großen Augen an.
»Eine Ehe stiftet?«, wiederholte er voller Unverständnis. Dann aber, als er begriff, riss er die Augen noch viel weiter auf. »Du musst von Sinnen sein, Jacopo! Der Erzherzog mag ja ein Säufer, Hurenbock, ein Geldverschwender und manchmal auch ein Kindskopf sein. Aber vergiss nicht, dass er trotz seiner vielen Alimentenzahlungen keine legitimen Kinder hat. Ein Fehler dieser Art – und die Habsburger in Wien reißen ihm sein Tirol endgültig aus den Fingern!«
»Ich weiß nicht, warum du dich an dieser Sache so erregst«, sagte Jakob und lächelte. »Jedermann weiß, dass es genau so ist. Und ich bin ebenfalls völlig deiner Meinung. Es wird natürlich ein Schriftstück aus der Wiener Hofburg geben, das der Heirat zustimmt.«
Der Obristhauptmann blickte Jakob Fugger lange in die Augen. Dann drehte er sich abrupt um und starrte durch die lange nicht geputzten Erkerfenster auf die Straße vor König Maximilians Palais in Innsbruck.
»Ich hätte es mir denken können«, sagte er leise. »Ein Jakob Fugger besichtigt keine unbewohnten Zimmer ohne Grund! Drei Wochen, sagst du?«
»Ja«, antwortete Jakob. »Fünftausend Gulden für den Erzherzog, wenn ihr alle bis zum Ringwechsel den Mund haltet, zusätzlich zweitausend ganz allein für dich. Es ist nicht mein Geld, und die Summen werden nirgendwo verbucht. Ich selbst habe nichts mit der Heiratsgenehmigung für Kunigunde zu tun. Sie wird so gut gefälscht sein, dass man dem Tiroler Landesherrn keinen Vorwurf machen kann.«
»Wenn man bedenkt«, sagte vom Ross nachdenklich, »wenn man bedenkt, dass man die Herzogin Kunigunde auf diese Weise auch vor dem Anspruch des ungarischen Königs schützen könnte, dann ist der Bayer vielleicht sogar das geringere Übel für eine Österreicherin …«
»Ich sehe, wir verstehen uns allmählich«, sagte Jakob und lächelte zufrieden.
Jakob Fugger nahm an der verschwörerischen Hochzeit zwischen Herzog Albrecht von Bayern-München und Erzherzogin Kunigunde von Habsburg nicht teil. Aufseiten der Kirche hatte Melchior von Meckau die Hände im Spiel. Und was das Schreiben betraf, das Erzherzog Sigismund von Tirol als allerhöchste Genehmigung für die Verbindung vorgelegt wurde, bestätigten nicht nur die Notare des Tiroler Hofes, sondern auch noch Schriftkundige wie Magister Johannes Zink und der eher zufällig angereiste Sachverständige Conrad Peutinger die Richtigkeit sämtlicher Details.
Jakob befand sich in Augsburg, als die unglaubliche Heirat gegen die Interessen Wiens und des Hauses Habsburg stattfand. Er konnte sich den ganzen Tag über nicht richtig auf seine Arbeit konzentrieren. Seine Gedanken schweiften ständig ab – nach Innsbruck, über die Alpen und bis nach Venedig.
Was Herzog Albrecht gelang, war für Jakob unmöglich. Niemals konnte ein Webersohn ohne jeden Adelstitel beim Dogen von Venedig oder beim Rat der Zehn um die Hand jener unglücklichen Witwe anhalten, die noch immer Königin von Zypern war. Nicht einmal der König von Neapel war mit derartigen Bemühungen erfolgreich gewesen.
Dennoch überlegte Jakob, wie hoch der Preis sein müsste, wenn die Lagunenrepublik schon für den Markt von Bozen hunderttausend Gulden Schadensersatz forderte? Er würde unbezahlbar
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