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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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sein – erst recht, wenn Caterina, die ihn nicht einmal persönlich kannte, eine derartige Verbindung ebenso wünschen sollte wie er selbst.
    Er seufzte lang und tief. Es war unmöglich. Ebenso wenig zu erreichen wie die Priesterweihe!
    Wie zufällig fragte ihn seine alt gewordene Mutter ausgerechnet an diesem Tag, wann für ihn selbst die Glocken klingen sollten.
    »Ich bin noch nicht so weit«, antwortete er ausweichend. »Zu viele Aufgaben müssen erst noch bewältigt werden. Vergiss nicht, dass ich schon einmal neun Jahre lang anderen versprochen war. In diesem Sommer sind es wiederum neun Jahre, die ich kein Kleriker mehr bin. Manchmal ist mir, als würde ich über all den teuren, bunten Seidenstoffen aus Venedig und dem kostbaren Pelzbesatz immer noch das weiße Chorhemd tragen, das mich daran erinnern soll, dass ich eigentlich rein wie ein Engel werden wollte.«
    »Bedrückt es dich so sehr?«, fragte die Mutter.
    »Vielleicht bedrückt es mich«, sagte Jakob nachdenklich. »Mir ist, als müsste ich immer größere Erfolge haben, um mich von jener anderen Zeit in Herrieden endlich frei zu machen.«
    Sie kam mit schwerfälligen, müden Bewegungen auf ihn zu, setzte sich neben ihn auf die Bank am Fenster und legte mühsam einen Arm um ihn.
    »Vielleicht solltest du weniger mit den Lippen beichten«, sagte sie sanft, »sondern mit deinem Herzen. Sonst könnte es dir eines Tages über allem Geld und Reichtum hart und kalt wie Stein werden …«
    Ganz so unbesorgt, wie er es seinem Bruder noch vor wenigen Monaten vorgespielt hatte, war Jakob nicht. Immer mehr Kaufleute, aber auch einige reiche Landadlige und kirchliche Würdenträger verliehen ihr Geld an Erzherzog Sigismund. Wer sich in diesen Wochen und Monaten noch auf Schuldscheine ohne Sicherheiten einließ, war zu dumm oder zu anständig für die phantastischen Geschäfte, von denen in Innsbruck schon die Spatzen von den Dächern pfiffen.
    Jakob entschloss sich, erneut in die Tiroler Hauptstadt zu reisen. Bevor er selbst dort eintraf, schickte er einen Boten voraus. Er sollte ihm den Meister Zink noch am selben Abend in den »Ochsen« bestellen. Jakob stieg direkt dort ab und ließ sein Pferd von den Knechten, die ihn begleitet hatten, zum Stall der Innsbrucker Faktorei bringen. Zink erwartete ihn bereits. Er schwitzte und wischte sich ständig mit einem Sacktuch über sein feistes, gerötetes Gesicht. Offensichtlich hatte er bereits mehr als einen Krug Veltliner zu sich genommen.
    Jakob sah auf den ersten Blick, was mit Zink los war. Der Mann zitterte vor Erregung und konnte sich kaum noch beherrschen. Jakob begrüßte ihn so kalt und streng wie irgend möglich. Mit langsamen Bewegungen nahm er in der Nische der Gaststube Platz, die Zink für sie reserviert hatte. An den anderen Tischen im großen Saal ging es laut und geschwätzig zu. Patrizier und Bürger von Innsbruck tafelten mit einem Lärm, als hätten sie gerade ein Turnier gegen den letzten Ritter Maximilian gewonnen.
    Eine blutjunge Innsbrucker Magd brachte unaufgefordert zwei Krüge mit Wein.
    »Gott zum Gruß, der Herr Fugger aus Augsburg«, sagte sie fröhlich. »Dieser Wein geht aufs Haus. Und für den leeren Magen hätten wir Brot und Geselchtes und danach gebratene Ochsenfetzen.«
    Jakob zog die Brauen zusammen, blickte das junge Mädchen an und sah dann zu Zink hinüber.
    »Ist schon gut«, sagte er und wartete, bis sich die Magd mit einem kessen Schwung ihrer Hüften umgedreht hatte und zur Küche eilte.
    »Hast du das veranlasst?«, fragte er scharf. »Tönt der Magister Johannes Zink schon in der ganzen Stadt herum, dass er am Abend mit einem Fugger aus Augsburg zusammensitzt?«
    »Das tut mir leid«, antwortete Zink. »Aber ich war es nicht. Dass du heute nach Innsbruck kommst, wussten wir alle hier schon gegen Mittag. Es war einer der Postreiter von Francesco Tassis, der es verkündet hat.«
    Wie schon so oft überlegte Jakob erneut, ob er sich nicht auch diese Verbindungen zunutze machen konnte. Und wie stets kam er auch diesmal wieder zu dem Schluss, dass Männer, die nur für ihn arbeiteten, vielleicht etwas langsamer, aber sicherer waren als die schnellen Reiter. Männer, die bereits die niederen Weihen erhalten hatten, konnten Geheimnisse und vertrauliche Informationen für sich behalten. Junge Burschen, die mit ihrem Wissen in Gasthäusern prahlten, dagegen nicht.
    »Wie steht es um Sigismund?«, fragte er Johannes Zink. »Wie viel hast du ihm bis dato geliehen?«
    Zink leckte

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