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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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sich über die Lippen. »Insgesamt elftausendsechshundertneununddreißig Gulden und achtundvierzig Heller«, antwortete er etwas zu laut. »Nach und nach, wie du weißt.«
    »Das ist eine sehr große Summe. Hat er denn nie gefragt, woher du als junger Magister der Rechte so viel Geld hast?«
    »Nicht ein einziges Mal«, antwortete Johannes Zink. »Aber das Schlimmste kommt ja noch: Gerade jetzt lässt er überall und unter dem Siegel strengster Geheimhaltung herumfragen, wer von seinen Geldgebern Wert darauf legt, in seiner Gunst ganz besonders hoch zu steigen.«
    Jakob Fugger kniff seine Augen ein wenig zusammen. »Spielt er schon wieder die einen gegen die anderen aus?«
    »Er braucht noch mehr Geld«, antwortete Johannes Zink. »Gleich um fünftausend hat er mich selbst gebeten.«
    »Fünftausend«, wiederholte Jakob. »Einen Bauernhof bekommst du in diesen unsicheren Zeiten mitsamt dem Vieh schon für fünfhundert. Also, was hat er vor? Will er vielleicht Maximilian in Wien gegen den Ungarnkönig beistehen?«
    »Nein, nein!«, wehrte Zink sofort ab. »Daran ist überhaupt nicht zu denken.« Er beugte sich ein wenig vor. »Aber um Kriegsvolk handelt es sich doch. Sigismund will eine große Schar von Reisigen anwerben, mit ihnen den Markt in Bozen erobern und die Venezianer von dort vertreiben.«
    »Ist er denn närrisch?«, entgegnete Jakob verständnislos. Zink merkte nicht, wie zufrieden der junge Fugger tatsächlich über die Entwicklung in Innsbruck war. Sein lange und sorgfältig erdachter Plan schien zu greifen. In diesem Augenblick schleppte die Schankmagd eine riesige Zinnplatte mit einem Berg Ochsenfetzen in gepfefferter Kümmelsoße heran. Sie wuchtete das Mahl, das für zehn Pferdeknechte gereicht hätte, direkt vor Zink und Jakob Fugger auf den Bohlentisch.
    »Solls Euch gelingen, Ihr Herren«, lachte sie dann und zauberte auch noch einen geflochtenen Weidenkorb mit Tiroler Hartbrot auf den Tisch.
    »Noch zwei Wein«, schnaubte Zink. Dann griff er ohne Umstände mit den Fingern in die duftenden gebratenen Fleischlappen.

Der Kampf um Märkte
    Erzherzog Sigismund bekam die fünftausend Gulden, die er für seinen leichtfertigen Handstreich haben wollte. Noch ehe sich die Dinge in Innsbruck so weit entwickelten, dass sie öffentlich wurden, ritt Jakob nach Hall weiter. Dort wollte er sich die neuen Guldiner ansehen, von denen Ulrich gesprochen hatte. Der Münzmeister weigerte sich, Jakob die Entwürfe seiner ersten Prägestempel zu zeigen.
    »Es sind nur Versuche«, sagte er. »Ihr könnt mir glauben, jeder Münzmeister arbeitet ständig an neuen und schöneren Prägungen. Das heißt noch lange nicht, dass sie auch in den Verkehr gebracht werden.«
    »Aber Ihr habt ihn, den Guldiner für Sigismund.«
    »Nun gut«, gab der Münzmeister schließlich zu. »Ich habe nicht nur den einen, der dem Erzherzog wegen seiner Größe und der Darstellung von ihm selbst auf der Vorderseite besonders gut gefällt, sondern auch noch ein paar andere, die etwas kleiner und eigentlich weniger als sechzig Kreuzer wert sind.«
    »Dann gebe ich Euch jetzt einen guten Rat«, sagte Jakob. »Nehmt sämtliche Stempel und Prägungen und verwahrt sie an einem sicheren Ort. Wenn Ihr vom Erzherzog gefragt werdet, wo sie sind, dann könnt Ihr meinetwegen behaupten, sie seien gestohlen worden. Ich möchte nicht, dass dieses neue Geld auf den Markt kommt, ehe ich Euch das Zeichen dafür gebe.«
    »Und wann wird das sein?«, fragte der Münzmeister sichtlich verwirrt.
    Jakob beobachtete ihn aus halb geschlossenen Augen. Er konnte erkennen, dass der Blick des Münzmeisters zu flackern begann und das Blut immer mehr aus seinen Wangen wich. Bereits diese Anzeichen von Angst reichten Jakob.
    »Du bist ruiniert, wenn du tatsächlich Guldiner mit dem richtigen Silberanteil schlagen musst«, sagte er ihm auf den Kopf zu. »Aber ich will nicht, dass in der nächsten Zeit verfälschtes Geld aus Tirol in alle Welt geht.«
    Bewusst bediente sich Jakob in diesem Gespräch des demütigenden »Du«. Dem Münzmeister sollte unmissverständlich klargemacht werden, wer in diesem Spiel der Herr war und wer der Knecht.
    »Aber ich brauche …«
    »Wie viel?«
    Der Münzmeister senkte seinen Blick. Jakob Fugger strich über seine bunten Beinkleider, die er noch immer nach Art der Kaufherren von Venedig trug.
    »Ich werde all deine Schulden bezahlen«, sagte er dann. »Nicht auf einmal, sondern immer dann, wenn etwas fällig ist. In der Zwischenzeit

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