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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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garantierst du mir, dass kein einziger Guldiner der neuen Prägung die Münze von Hall verlässt.«
    »Aber ich kann doch nicht ewig …«
    »Nicht ewig«, unterbrach Jakob, »sondern nur bis zu dem Tag, an dem man mit gutem Geld noch mehr Geld verdienen kann.«
    Von Hall aus ritt Jakob Fugger direkt nach Salzburg weiter. Hier wollte er über seinen Verbindungsmann Kohler Postreiter anwerben, denen er vertrauen konnte.
    Er kam spät am Abend an. Hans Kohler erwartete ihn an der Stelle, an der die Salzach nach ihrem Austritt aus den Bergen die Wiesen überschwemmte. Sie ritten bis zu einer kleinen, ein wenig abseits stehenden Kapelle, stiegen ab und banden ihre Pferde an. Erst als sie die Tür der Kapelle hinter sich geschlossen hatten, schlug Kohler mit Stahl, Stein und Schwamm die Flamme an eine Kerze. Es roch nach Weihrauch und Bienenwachs. Die Kapelle war so klein, dass sich nicht einmal Gestühl oder Bänke in ihr befanden. Die beiden Männer und ihre Schatten bewegten sich langsam vor der Kerze auf dem Altar auf und ab. Ohne Umschweife kam Jakob zur Sache:
    »Kennst du ehemalige Mitbrüder von uns, die beim Tassis in Lohn und Brot stehen?«
    »Ja«, nickte Kohler. »Zwei sind in Sachsen, wenn ich nicht irre, zwei in Ungarn, fünf auf den Straßen zwischen Ulm und den Niederlanden und nach Thüringen.«
    »Ruf sie zusammen«, sagte Jakob, und es klang nicht wie eine Bitte, sondern wie ein Befehl. »Ich brauche so viele verlässliche Männer, dass wir von Innsbruck über den Brenner und Bozen eine schnelle Post bis Venedig einrichten können. Nur ein einziges Mal, verstehst du? Für einen einzigen, wahnsinnig schnellen Ritt. Sie müssen verschwiegen sein wie ein Grab und reiten können wie der Teufel.«
    »Und das Ganze in weniger als zwei Tagen und zwei Nächten, wie ich vermute.«
    »Würde ich sonst zu dir kommen?«, fragte Jakob und lächelte.
    Kohler schürzte die Lippen und nickte nachdenklich. Jakob beobachtete, wie es in seinem Kopf arbeitete. »Es könnte gelingen«, sagte er schließlich. »In drei Tagen. Aber ich müsste genau wissen, an welchem Tag und zu welcher Stunde der Erste aus Innsbruck losreitet, damit auch die anderen sich bereithalten.«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Jakob. »Aber spätestens an dem Tag, an dem Sigismunds Heer aufbricht, muss auch der erste unserer Postreiter losreiten.«
    »Über den Brenner? Durch Bozen? Bis nach Venedig?« Kohler schüttelte bedenklich den Kopf.
    »So ist es«, sagte Jakob zustimmend.
    »Und dann wieder zurück, mit welschen Gewappneten, die vor den Scharen des Erzherzogs in Bozen eintreffen müssen?«
    »Ich denke, dass wir uns verstehen«, sagte Jakob und lächelte.
    »Aber das wird nicht gelingen!«, stöhnte Kohler. »Kann man die Gewappneten aus Venedig nicht etwas dichter nach Bozen bringen, nach Trient vielleicht, damit sie dort bereits warten können? Das würde doch den langen Weg verkürzen.«
    »Nein«, sagte Jakob. »Niemand darf vorher irgendetwas sehen oder hören. Ein einziger Tiroler Kaufmann oder Pilger, der unterwegs einen Heerhaufen nach Norden in die Alpen ziehen sieht, könnte den ganzen Plan zerstören.«
    »Was hast du wirklich vor?«, fragte Kohler. »Warum, bei Maria und Josef, gibst du das Geld für Söldner aus, wenn sie von vornherein verlieren oder gar nicht kämpfen sollen? Und warum verrätst du dem Dogen, wann und wo eben dieser Heerhaufen, den du heimlich bezahlst, in Bozen eintreffen wird?«
    »Weil mir das alles hier in Tirol viel zu langsam geht. Hier mal ein paar Gulden für die Bediensteten des Herzoghofs, dort ein paar Schulden im Schloss begleichen, hier ein paar Anteile von Silberminen und dort immer neue Schuldscheine, die dieser Herzog nie einlösen wird. Ich bin ein ruhiger und eher bedächtiger Mensch, Hans Kohler. Aber ich will das alles nicht mehr. Dieses stets gleiche Spiel macht mich ärgerlich. Ich will der Erste von allen werden, und dazu darf ich nun mal nicht mit ein paar Kreuzern klimpern, sondern muss den ganz großen Einsatz wagen.«
    Tage und Wochen vergingen, doch dann begann Erzherzog Sigismunds Raubzug über die Alpen genau so, wie es Jakob erwartet hatte. Sobald die Stunde des Aufbruchs verkündet war, kam der Obristhauptmann kurz nach Einbruch der Dunkelheit in die Faktorei der Fugger.
    »Morgen Vormittag … vier Stunden nach Sonnenaufgang!«, flüsterte er Jakob zu und verließ das Haus sofort wieder durch das Tor an den Pferdeställen. Jakob wartete eine halbe Stunde, dann verließ er

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