Jakobsweg
hier.
Ich bin durch die Stadt gelaufen, bis ich durch das Stadttor die Altstadt mit der Kathedrale betreten habe und kurz darauf auch vor der Albergue de Peregrinos stand. Die ist sehr schön und geräumig, sauber, hell -trotzdem muss man es schon sehr mögen, mit 25 bis 30 anderen und vor allem wildfremden Menschen in einem Raum zu schlafen, auch wenn jeweils nur vier Betten in den engen, offenen Abteilen stehen. Grad schlagen sich ein paar Russen, Spanier und ein Engländer die Köpfe darüber ein, wer zuerst wo seinen Rucksack deponiert und damit sein Bett reserviert hat. Motto: wer war zuerst da? Fakt ist, dass ich zuallererst da war...
Habe nach dem Eintrag in mein Credencial einen langen Rundgang durch die Stadt gemacht, war in der Kathedrale und dem Museum. Die Kathedrale war ein bisschen enttäuschend, sie wird zur Zeit restauriert. Die Unesco hat die "Santa Mana de Burgos" 1984 zum Weltkulturerbe ernannt. Unter anderem oder besser unter vielen ist in einer der zahlreichen kleinen Kapellen der berühmte "El Cid" mit seiner Frau begraben. Fast 20 verschiedene Kapellen und Grabstätten hat die Kathedrale, aber die meisten darf man wie gesagt derzeit nicht betreten. Schade...
Meine Gedanken gehen auch hier - in einer Kirchenbank sitzend - in alle Richtungen. Ganz rührend ist übrigens Martina, schickt oft SMS und hin und wieder telefonieren wir auch.
Mein Bett für heute Nacht kostet nur 3 € - aber ich muss auch um 7h von hier verschwinden, bzw. zwischen 7 und halb acht. Heute früh bin ich um 7 aufgestanden, was nicht schwer ist, wenn man um 22h das Licht ausmachen muss. Katzenwäsche (umgeben von gefühlten 150 knackigen jungen, gut aussehenden Männern), danach ein schneller löslicher Cafe im Comedor, dem Speisesaal, der Albergue - bähbähbäh. Um 7.50h bin ich schon am Stadtrand gewesen...
Bitte, kann sich jemand vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn man von so vielen Menschen umgeben schlafen soll und auch will - aber nicht kann, weil alle 2 Minuten jemand zur Toilette oder an sein Schließfach muss - oder einen Anruf auf sein Handy bekommt? Die sollten eigentlich verboten sein...!!
Bueno, igual - ich bin also durch Burgos gelaufen und grad als ich die Stadt verlassen wollte, kam ein Typ aus einer Bar auf der anderen Straßenseite - lange schwarze Haare, energischer Schritt, Rucksack. Der "Über-mir-Schläfer" aus der vergangenen Nacht. Aber hallo! Er hat mir zugewinkt, ist auf zu mir auf meine Straßenseite gewechselt und die nächsten vier Stunden sind wir beide zusammen gelaufen. In Tardajos haben wir mit ein paar anderen Pilgern Cafe getrunken. Der Typ ist ziemlich genial - hat mir seine Karte (Visitenkarte auf dem Jakobsweg, das hat doch was) gegeben. Wenn ich ganz ehrlich bin, ist Pepe strammen Schrittes gerannt und ich bin nebenher gestolpert. Dazu haben wir gequatscht, mir ist fast die Luft weg geblieben - und das nach fast 2 Wochen Wanderschaft.
Ich bin zwischen Tardajos und dem winzigen Hornillos del Camino am Ende gewesen. Wirklich fertig, körperlich total platt. Nichts, aber gar nichts ging mehr! Knie und Hüfte schmerzen enorm - warum bloß erst jetzt? Bin doch schon eine Weile unterwegs. Habe eine kleine Pause gemacht und bin dann erst sehr langsam und sehr vorsichtig weiter gelaufen. Ich hatte richtiggehend Angst vor einer falschen Bewegung und bin wie auf Eiern vorwärts gekrochen.
In Hornillos lagen sie alle malerisch auf den Kirchenstufen: Peter & Matthias aus dem Würzburger Raum, der alte Spanier Massimo Gil, Santiago, Antonio, Marguerite, Paolo, ein junger Italiener aus Sardinien, Annick, Miriam und Michael, der schwule englische Schweizer und zu guter letzt fünf sehr junge Engländer und ich. Alle eine Büchse Bier in der Hand - Mann ist das Leben schön. Es war toll, jeder hat mit jedem geredet und wir alle haben darauf gewartet, dass entweder die Bar, der Supermarkt oder die Herberge öffnet - bis jetzt, kurz vor 17 Uhr. Die Tür zur Bar war zwar auf, aber es war dunkel und niemand zu sehen. Wir sind zu zweit dorthin und wollten fragen, wo und wann wir etwas zu essen und zu trinken bekommen oder einkaufen können. Niemand zu sehen, keiner hat geantwortet. Als wir von außen die Tür zum Gastraum geschlossen haben, wurde von innen sofort abgeschlossen. Unglaublich! Es war ewig niemand zu sehen, bis Massimo Gil dann irgendwo ums Eck irgendwen angesprochen hat, wo denn der Hospitalero sei. Und dieser nette Herr hat dann dafür gesorgt, dass der so genannte Herbergsvater
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