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Jakobsweg

Jakobsweg

Titel: Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Kallen
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die ich bräuchte, um das Ganze ein bisschen weniger trist zu finden, die kann ich schlicht nicht trinken.
    DIE SONNE SCHEINT!!! Und wie. Jetzt gehe ich einen Cafe trinken und dann überlege ich, wie ich heute weitermache - entweder fahre ich ein Stück mit dem Bus und laufe dann weiter, oder ich laufe von Anfang an und nehme mir je nach "Fußlage" später einen Bus.
    Erst laufen . und dann immer weiter laufen und weiter und weiter und weiter, Busse sind aus. Egal, das Wetter war super, nur zwischendurch mal dunkle Wolken, aber kein Regen.
    Mein Weg hat mich über Azofra und Ciruena, zwei winzige Dörfer mit zusammen nicht einmal 400 Einwohnern, nach Santo Domingo de la Calzada geführt. Ständiges Auf und Ab, die Wege wegen des Regens in der Nacht schwer zu laufen und statt der geplanten ca. 5 V Stunden bin ich eben sieben unterwegs gewesen. Aber immerhin: gut 21 km, trotz des Fußes, der höllisch weh tut.
    Unterwegs immer wieder rasante Blicke auf die noch schneebedeckten Gipfel - toll!!! Habe eine Tasse Fabada -das ist ein kräftiger Eintopf von weißen Bohnen und dem üblichen Suppengemüse mit Chorizo und Morcilla und Speck - gegessen. Genau das Richtige bei dem kalten Wetter und danach zur Abwechslung mal ein Stück Huhn, nur mit Salat. Dazu zwei Bier - Gott war das lecker!! Santo Domingo de la Calzada ist das letzte Städtchen in der Rioja, jetzt kommt nur noch ein Dorf und dann geht es durch die große Provinz Kastilien-León.
    Meine Unterkunft für heute Nacht ist die "Hospederia Cisterciense", dem wunderschönen, alten Kloster der Zisterzienserinnen angeschlossen und von den Nonnen betrieben. Die Frauen sind toll, liebenswert und freundlich haben sie mich aufgenommen. Es ist sehr sauber, kuschelig warm und es gibt super Betten. Hab gleich als erstes schon wieder eine Stunde geschlafen. Ich finde es zwar für einen kirchlichen Betrieb ziemlich teuer, die Übernachtung kostet 35,- €, aber es ist wirklich gut und angeblich gibt es auch Frühstück.
    Beim Gang durch den Ort - der muss immer sein, egal, wie kaputt ich mich fühle - bin ich auf eine Bar namens TITANIC gestoßen, ist das lustig? "Meine" Titanic ist schon über ein Jahr zu. Bin jetzt schon den 10. Tag unterwegs, unfassbar wie die Zeit vergeht. Müsste mehr Tempo machen - aber wozu eigentlich??
    Ich habe Zeit, niemand drängt mich, keine Termine warten, keine Arbeit muss dringend erledigt werden, das allein ist der pure Luxus und gibt mir die Chance, meinen Jakobsweg in aller Ruhe zu gehen, mich einzulassen und innezuhalten, wenn es notwendig erscheint - und sei es, um nachzudenken und mich noch weiter zurückzuziehen, obwohl das ja fast nicht mehr möglich ist. Ich fühle mich tatsächlich richtig gut. Im Gegensatz zu vielen anderen habe ich auch gar nicht viel zu berichten. Ich treffe kaum einmal Menschen, ich rede am Tag mit niemandem ausser gelegentlich mit mir selber, wenn ich mal wieder durch allzu großen Dreck muss.
    Ich fühle mich gut, zwar bin ich am Abend regelmässig völlig platt und kann mich oft nur schwer aufraffen, meine Sachen in Ordnung zu bringen oder den nächsten Tag zumindest grob zu planen. Trotzdem ist es ein erhebendes Gefühl: ich befinde mich auf einem der ältesten Pilgerwege der Welt und gehe nach Santiago de Compostela. Neben Rom und Jerusalem ist Santiago der dritte große Wallfahrtsort unserer Zeit; es war schon immer eines der bedeutendsten Pilgerziele der Christen. Ich gebe gerne zu, dass auch ich erst durch das berühmte Buch von Hape Kerkeling von diesem Weg erfahren habe. Mich hat es beeindruckt, egal, was andere sagen. Ich fand es klasse geschrieben und vor allem ist es nicht vollkommen spinnert wie das Buch der sonst so geschätzten Shirley McLaine, die hier alle 5 m einem anderen Geist begegnet ist - und wenn es auch nur in Form eines attraktiven Mitpilgers war.
    Aber egal, nach den ziemlich dramatischen Veränderungen in meinem Leben habe ich zum einen die Zeit gehabt, mich aufzumachen und zum anderen hätte es vorher wahrscheinlich auch keinen Sinn gemacht. Man muss das schon sehr wollen, um hier klar zu kommen. Man muss verzichten, auch auf eigentlich Selbstverständliches. Aber: es macht den Kopf frei. Und es zwingt (!!) dazu, nachzudenken, sich klar zu werden. Was sonst soll man auch tun, wenn man acht oder zehn, manchmal auch weniger Stunden am Tag vollkommen allein durch fremdes Gelände stromert, immer auf der Suche nach dem richtigen Weg? - Gute Metapher.
    Ich war heute wieder in der Kirche, die

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