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Jakobsweg

Jakobsweg

Titel: Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Kallen
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sein Haus aufgeschlossen hat. Die Herberge ist so ein Drecksloch, ein echter Saustall, aber ich hätte keine 20 km mehr gehen können, auch keine 500 Meter mehr, drum müssen wir alle jetzt hier in den sauren Apfel beißen. Aber: es gibt einen großen Tisch, einen Herd und einen Kühlschrank und wir hoffen, dass wir nicht in die Luft fliegen, der Kamin ist wenig Vertrauen erweckend. Da wir aber einige Menschen sind, wird's schon einer merken, wenn's nicht richtig abzieht. Ich bin sehr müde und habe einen Riesenhunger.
    Morgen geht's weiter, noch vierhundertneunundsechzig Kilometer.
    11.11. - früher eine feste Größe, ich bin Düsseldorferin!!! Gestern Abend mit allen anderen vorm brennenden oder eher qualmenden Kamin viele Flaschen Rotwein geleert, Pasta mit Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Kräutern gekocht, in die "Sauce" einen Brühwürfel geschmissen. Käse und Wurst aufgeschnitten. Dazu etwas frisches Brot. War sehr schön.
    Hab ich schon erwähnt, dass es üblich ist, Reste zurückzulassen? Also in den Kühlschrank, so vorhanden, zu packen oder eben einfach nur zu verschließen und geschützt vor Viechern zu deponieren? Nicht nur Lebensmittel, alles, was du nicht mehr brauchst, lässt du da und ein anderer kann es mitnehmen. Ich hab das auf beiden Wegen so gemacht, mit meiner Jeans, mit dem ein oder anderen Büchlein, Waschpulver (gibt's gepresst wie Spülmaschinentabs), und anderem Kram.
    Glücklicherweise ist ein fliegender Händler vorbeigekommen mit einem LKW voll Lebensmittel, der Laden hat tatsächlich nicht mehr aufgemacht - wer rechnet mit so etwas??? Niemand hätte auch nur einen Kanten Brot dabei gehabt, weil halt in allen Führern steht, dass man hier IMMER etwas einkaufen kann. Gut, es wäre keiner verhungert, aber wenn du 20 und mehr Kilometer am Tag läufst, musst du essen und trinken, es geht sonst irgendwann nicht weiter, weil der Körper "Danke" sagt und sich verabschiedet. Jedenfalls hat sich unser Frust während des Kochens binnen zwei Stunden in relativ gute Laune über die zusammengewürfelte Runde, die sich auf Anhieb super verstanden hat, gewandelt. Und so haben wir halt geratscht statt zu schlafen, keiner wollte in den Schimmelraum mit den stinkenden Matratzen. Pfui Teufel, es war ekelhaft! Also haben wir ALLE, auch wir "Alten", in der großen Küche vor dem langsam ausgehenden Kamin in und auf unseren Schlafsäcken geschlafen. Mehr schlecht als recht, aber jedenfalls nicht im Schlafraum. Vorher musste aufgeräumt und gespült werden, am Abend kommen neue Pilger...
    Nach dieser besonderen Nacht hatte ich heute Morgen immer noch schlimme Schmerzen in Rücken, Knie und Hüfte. Die Hüfte hat mir noch nie im Leben weh getan, allerdings hatte ich gestern beim Abstieg nach Hornillos, der fies steil ist, schon ein übles Stechen und "Schleifen" und auch mein rechtes Knie macht nicht so wie es sollte. Es war heute früh bei Fuente de San Bol schon so elend, dass ich mich gefragt habe, wie ich nach Hontanas kommen soll. Zudem ging der Weg ausschließlich durch die Felder und war durch den Regen so aufgeweicht und matschig, dass ich große Mühe hatte und nach dem zweiten von drei steilen Abstiegen kaum weiter konnte. Marguerite und alle anderen hatten mich bis dahin längst überholt und ich wusste nicht weiter - dabei waren es noch immer 6 km bis Hontanas, die schlimmsten meines Lebens. Ohne Marguerites Hilfe und einen zweiten Pilgerstab von Miriam zum Abstützen wäre ich nicht angekommen, obwohl ich eine Stunde vor den anderen gestartet bin. Ende vom Lied: ich habe ein Taxi gerufen und bin bis Castrojeriz gefahren, Marguerite's und Michael's Rucksack hab ich mitgenommen, die beiden waren auch ziemlich am Ende und wir alle wollten nicht weiter als bis Castrojeriz, zumal jeder waschen musste und Schuhe trocknen. Alle hatten Blasen durch die klammen Socken. Nur ich nicht.
    In der Herberge hab ich mich direkt vor den einzigen kleinen Ofen gesetzt. Natürlich war ich wieder pudelnass bis auf die Knochen, durchgeschwitzt und nass vom Regen. Es kann wirklich nicht gesund sein, jeden Tag stundenlang in den durchweichten Klamotten und klatschnassen Wanderschuhen in der Kälte unterwegs zu sein. Anschließend bin ich zum Medico direkt gegenüber und habe mein Knie untersuchen lassen - ich habe mich überanstrengt und muss Ruhe halten, sonst würde ich es nicht bis zum Ende schaffen, sagt der gute Mann.
    Und dann heute die dritte Nacht in Folge in einer Herberge, es gibt keinen Cafe, kein Wasser,

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