Jamaica Lane - Heimliche Liebe
war ich zu Hause, musste ich sofort Eis auflegen.
Deshalb war ich froh über die Ablenkung, als am nächsten Abend, während ich gerade mit Dad und Dee beim Abendessen saß, Ben anrief.
»Ich weiß, so gut kennen wir uns nicht, aber ich werde das aus rein egoistischen Motiven mal ignorieren, damit ich dich um einen riesengroßen Gefallen bitten kann.«
Das weckte meine Neugier. Ich stützte den Ellbogen auf den Küchentresen meines Vaters und ließ mich auf das Gespräch ein. »Was für einen denn?«
»Meine Schwester hat mich irgendwie dazu überredet, am Samstag auf meine Nichte Zoe aufzupassen. Ich liebe meine Nichte, aber sie ist acht und ein echtes Mädchen, und als ich sie gefragt habe, was sie gerne machen möchte, hat sie gesagt, sie will sich irgendeine Disney-Prinzessinnen-Musikschnulze im Kino ansehen. Zoe kriegt immer ihren Willen, ich komme also aus der Nummer nicht mehr raus. Ich hatte gehofft, du könntest vielleicht mitkommen, damit ich mir nicht wie ein Perverser vorkomme, der freiwillig in einen Disneyfilm geht, sondern …«
»Wie ein Vater, der seinen elterlichen Pflichten nachkommt?«
»Exakt.«
Ich lachte. »Dann habe ich aber was gut bei dir.«
»Das heißt, du kommst mit?«
»Klar. Aber es ist ein Gefallen. Kein Date.«
»Kein Date. Da sind wir uns vollkommen einig. Nichts erstickt romantische Gefühle wirkungsvoller als ein Musical für junge Mädchen.«
Die nächste Minute lang besprachen wir die Einzelheiten, wo und wann wir uns treffen wollten. Als ich aufgelegt hatte, merkte ich, dass Dad mich neugierig ansah.
»Was?«
»Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?«
»Wir sind bloß Freunde«, versicherte ich ihm.
»Den Satz kenne ich irgendwoher.«
»Mick«, mahnte Dee mit einem tadelnden Blick.
Dad verzog das Gesicht. »Tut mir leid, Schatz, aber dein Gesichtsausdruck jetzt gerade sagt mir, dass es keine gute Idee ist, wenn du dich mit einem anderen Mann verabredest. Und übrigens«, er fuhr mit der Gabel über seinen Teller und vermied es, mich anzusehen. »Jo hat mir gesagt, dass es Nate gar nicht gutgeht. Sie meinte, er sieht furchtbar aus. Und anscheinend hat er versucht, dich zu erreichen.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Ich dachte, du magst Nate nicht.«
»Das war auch so, bis du mir mehr über ihn erzählt hast.«
»Dad …«
»Er war noch sehr jung, als seine Freundin gestorben ist«, fiel mein Vater mir ins Wort. Er schob seinen Teller von sich und lehnte sich zu mir. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie hart es sein muss, in so jungen Jahren einen geliebten Menschen zu verlieren. Aber ich kann mir vorstellen, dass es einen lähmt. Nate hatte nie die Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln, die ihm hätten helfen können, mit dem Verlust umzugehen. Oder auch nur mit der Angst vor Verlust. Vielleicht braucht er einfach Zeit.«
Dads Verständnis und Einfühlungsvermögen überraschten mich nicht. Ich fühlte eine dumpfe Leere in der Brust, als ich meine Hand auf seine legte. »Dad, selbst wenn Nate es sich morgen anders überlegen und mir sagen würde, dass er uns beiden eine Chance geben will … ich würde trotzdem nein sagen.«
»Ich dachte, du liebst ihn.«
»Das tue ich auch. Ich liebe ihn sogar sehr. Aber Nate wird sich niemals erlauben, mich so zu lieben, wie er Alana geliebt hat. Sie war seine große Liebe. Ich will auch für jemanden die große Liebe sein, Dad. Ich finde, ich habe es verdient, dass der Mann, mit dem ich zusammen bin, mich genauso liebt wie ich ihn.«
***
Am Samstagnachmittag traf ich mich mit Ben und seiner bezaubernden Nichte vor dem Eingang des Omni Centre. Zoe war ganz zappelig vor Aufregung, und Ben schien sehr erleichtert, mich zu sehen. Mit gerunzelter Stirn hörte er seiner Nichte zu, so sehr musste er sich anstrengen, Zoe zu folgen, die ihm in einem nicht enden wollenden Wortschwall von ihrer schweren Entscheidung berichtete, irgendeine international bekannte Boygroup auf den Status ihrer zweit liebsten Boygroup zurückzustufen und den Status ihrer Lieblings band einer anderen, cooleren Band zu verleihen, die gerade die Charts stürmte.
Da ich, ehe ich dreizehn wurde, selbst eine Boygroup-Phase durchlaufen hatte, kannte ich mich mit dem Thema aus und hörte Zoe aufmerksam zu, während wir gemeinsam das Kino betraten. Als sie bei den Snacks stand und hin und her überlegte, welche Süßigkeiten sie nun haben wollte, drückte Ben meine Schulter und raunte mir ein »Dankeschön« ins Ohr, so dass ich ein Kribbeln
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