Jamaica Lane - Heimliche Liebe
nicht, dass ich auch innerlich einen Sprung von verklemmt zu Vamp gemacht hatte.
Ich ignorierte die Aufmerksamkeit, die mein Outfit erregte – Nate hätte sich bestimmt darüber geärgert, schließlich sollte ich lächeln und flirten, was das Zeug hielt – , und hielt mich hilfesuchend an meiner neuen Clutch fest, während ich Ausschau nach meinen Freunden hielt.
Ich erspähte sie in einer Ecke auf einem eigenartigen eckigen Lederungetüm, das eine Couch darstellen sollte. Ellie war elegant wie immer in einem hellrosa Etuikleid und spitzen silbernen Stilettos, und Jo sah in ihrem knallengen neonblauen Kleid mit passenden Sandaletten sexy und glamourös aus. Sie saßen neben ihren jeweiligen Verlobten und lachten über etwas, das Nate gerade gesagt hatte. Er hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und hielt ein Bier in der Hand. Adam trug einen wie angegossen sitzenden Designeranzug, Cam dunkle Jeans und ein Ramones-T-Shirt. Nate hatte sich für ein blaues Hemd zu schwarzer Hose entschieden.
Bei allen dreien konnte einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Als ich näher kam, rechnete ich damit, dass sie jeden Moment zu mir aufsehen und mich begrüßen würden. Ellie, Jo und Cam sahen auch tatsächlich zu mir auf, soweit traf meine Prognose zu. Allerdings schienen sie mich gar nicht zu bemerken, sondern schauten direkt durch mich hindurch und wandten sich ab, bevor sie sich in plötzlichem Erkennen ruckartig erneut zu mir umdrehten. Adam und Nate folgten ihren Blicken.
Auf Jos wunderschönem Gesicht erschien ein Strahlen. »O mein Gott, Olivia, du siehst … hammermäßig aus.«
Ich fummelte an meiner Tasche herum, weil es mir nicht behagte, so in Augenschein genommen zu werden. »Hm, danke. Nächstes Thema.« Ich grinste verlegen und wollte mich gerade zu Ellie setzen, als Nate meine Hand ergriff und mich neben sich zog. Ich lächelte ihn an und erschauerte dann prompt, als er mich eingehend musterte. Schließlich trafen sich unsere Blicke.
»Du siehst unglaublich spaltbar aus.«
Ich lachte, um nicht zu erröten. »Charmant wie immer, Nathaniel.«
»Ja, Nate, du kannst dich so gewählt ausdrücken«, pflichtete Ellie mir trocken bei.
Adam brummte: »Er ist noch schlimmer als Braden.«
Nate quittierte die Bemerkungen der anderen mit einer wegwerfenden Handbewegung und trank einen Schluck von seinem Bier, bevor er in aller Seelenruhe antwortete: »Ich bringe die Dinge nur auf den Punkt.«
Ich versuchte, Mut aus Nates unverblümtem Kompliment zu schöpfen, und begann, mich nach einem potentiellen Opfer umzusehen.
Zielperson?
Klang auch nicht viel besser.
Ich brauchte was zu trinken.
Ich deutete auf die Gläser der anderen. »Noch eine Runde?«
Sofort stand Adam auf und schob sich um unseren kleinen Tisch herum. »Ich zahle. Corona?«
Das war mein Standardgetränk, aber heute brauchte ich etwas Stärkeres. »Talisker mit Ginger Ale. On the Rocks.«
Er nickte und machte sich auf den Weg zur Theke. Ich spürte, wie Jo mich ansah.
»Alles klar bei dir?«, erkundigte ich mich.
Sie nickte. »Und bei dir? Whisky?«
»Ich hatte heute Abend einfach mal Lust auf was anderes.« Ich wandte den Blick ab und ließ ihn suchend durch die Bar schweifen. Es musste doch irgendwo jemanden geben, der eine Reaktion in mir auslöste. Wenigstens eine klitzekleine, so dass ich mir vorstellen konnte, einen Flirt mit ihm anzufangen.
Der Duft von Nates Aftershave stieg mir in die Nase, als er sich zu mir beugte und mir etwas ins Ohr flüsterte. »Und? Irgendwas dabei?«
Es kostete mich viel Selbstbeherrschung, mich nicht zu ihm umzudrehen, ihn bedeutungsvoll anzusehen und zu schnurren: »Oh, definitiv, Baby.«
Aber für solche Aktionen war ich weder kühn noch lässig genug. Wenn ich erst ein paar Fingerbreit Whisky im Blut hatte, sah das vielleicht anders aus.
»Ich suche noch«, antwortete ich leise. »Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich gleich auf meine neuen Schuhe kotzen muss.«
»Bitte nicht. Ich weiß, wie viel die gekostet haben.«
Ich grinste, während mein Blick weiter suchend umherschweifte. »Wenn das so ist, werde ich versuchen, mich zurückzuhalten.«
»Das weiß ich zu schätzen.«
Ich konnte niemanden entdecken, der mich reizte, allerdings konzentrierte ich mich auch nicht besonders auf meine Aufgabe. Nates Oberschenkel war ganz dicht an meinem, und ich war eingehüllt in eine Wolke seines Aftershaves. Die Nähe zu ihm brachte mich um den Verstand. Natürlich war ich mir seiner Nähe
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