Jamaica Lane - Heimliche Liebe
mit den Achseln. »Ich sollte wohl mal wieder zu meinen Freunden gehen … aber …« Trau dich, Soda Pop. »Magst du mir vielleicht deine Nummer geben?«
Will grinste und hielt die Hand auf. »Gib mir dein Handy.«
Ich öffnete meine Clutch, zog mein Handy heraus, und Erleichterung überschwemmte mich, als Will seine Nummer eintippte. Als er mir danach das Telefon zurückgab, schloss er seine Finger um meine, zog mich sanft zu sich heran und hielt mich fest, während er den Kopf senkte.
Ich war wie erstarrt, als unsere Lippen sich berührten.
Dann kamen mir Nate und die Blondine in den Sinn, und vor lauter Wut öffnete ich den Mund.
Will vertiefte den Kuss, und seine Zunge spielte sanft mit meiner.
Es war kein schlechter Kuss. Technisch gesehen, war Will sogar ein ziemlich guter Küsser.
Aber ich empfand nichts dabei.
Ich entzog mich ihm und lächelte scheu, was ihm zu gefallen schien. »Ich ruf dich an«, sagte ich.
Er ließ mich los. Ich ignorierte das Feixen seiner Freunde und kehrte an unseren Tisch zurück.
Die Blondine war verschwunden. Nate beobachtete mich mit unergründlicher Miene. Ich sah von ihm zu den anderen. Cam und Adam grinsten mich spitzbübisch an, Ellie biss sich auf die Lippe, um nicht loszukichern, und Jo wirkte vollkommen perplex.
»Was war das denn?«, fragte sie und deutete auf mein Handy.
Ich hielt es hoch und versuchte, lässig und amüsiert zu klingen, als ich antwortete: »Das war eine Telefonnummer.« Mein Blick ging zu Nate, der mir mit einer knappen Bewegung seines Kinns zu verstehen gab, ich solle mich zu ihm setzen.
Ich ließ mich neben ihm auf die Couch fallen und wartete, doch er machte erst den Mund auf, als die anderen sich wieder ihren Gesprächen zugewandt hatten. »Und? War’s schön?«, fragte er leise und sah mir forschend in die Augen.
Ich machte eine vage Kopfbewegung. »Deinen Test habe ich jedenfalls bestanden.«
Der Blick seiner dunklen Augen glitt zur Bar, wo Will mittlerweile wieder bei seinen Freunden stand. Ich wartete auf irgendeine Reaktion, doch als Nate sich zu mir umdrehte, war seine Miene unbewegt. »Ich habe nicht gesagt, dass du einen Wildfremden küssen musst.«
»Stimmt. Habe ich aber.«
»Aha. Ich habe es offenbar mit einer Streberin zu tun.«
Ich zuckte mit den Schultern.
Den Rest des Abends schwiegen wir, hauptsächlich, weil ich mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt war. Als es Zeit wurde, nach Hause zu gehen, bestand Nate wie immer darauf, mich zu begleiten. Ich umarmte die Mädels und verabschiedete mich von den Jungs, ehe ich Nate in meinen atemberaubenden Schuhen, die allmählich zu drücken begannen, die George Street hinunterfolgte.
»Also«, sagte ich, um Unbeschwertheit bemüht. »Wie’s aussieht, hast du heute ja auch eine Nummer bekommen.«
Nate nickte. »Von der Blonden.«
Ich schnaubte. »Ist das ihr Name?«
Er sah mich vielsagend an. »Der Rest interessiert mich nicht.«
In dem Moment musste ich mir wirklich ins Gedächtnis rufen, was die tieferliegende Ursache für sein Verhalten war, sonst wäre mir der Kragen geplatzt. Er würde mich vor meiner Wohnung absetzen, und dann würde er die Blondine anrufen, sich irgendwo mit ihr treffen, sie vögeln, sich gleich danach aus dem Staub machen und ihre Nummer von seinem Handy löschen.
Das war keine gute Art zu leben, aber er hatte sich dafür entschieden, das musste ich respektieren. Wäre er einfach nur ein Aufreißer gewesen, hätte ich ihm die Hölle heißgemacht, bis ihm die Ohren bluteten, aber jedes Mal, wenn ich kurz davor war, fiel mir das Tattoo ein, das er über dem Herzen trug.
Je näher wir meiner Wohnung kamen, desto seltsamer wurde mir zumute, und als ich daran dachte, wie verletzt und wütend ich gewesen war, als ich ihn mit der Blonden gesehen hatte, kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht nicht so sehr ein Problem mit seiner Lebenseinstellung an sich hatte, sondern vielmehr damit, dass er mich verließ, um eine andere zu vögeln.
Was das bedeutete, wollte ich lieber nicht so genau analysieren.
Und trotzdem: Als wir vor meinem Haus anhielten, rief ich ihn leise beim Namen.
»Hm?«, machte er, die Hände in den Hosentaschen.
Ich schaute in sein wunderschönes Gesicht und nahm all meinen Mut zusammen, um ihm die Frage zu stellen, die mir seit unserem Kuss auf der Seele lag. Ich begann mit: »Dass wir uns geküsst haben, das hat geholfen.«
Er erwiderte meinen Blick und wartete schweigend, bis ich fortfuhr.
Ich räusperte mich und versuchte,
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