Jamaica Lane - Heimliche Liebe
immer bewusst, aber jetzt spürte ich sie auf eine Art und Weise, wie ich sonst nur die Nähe von Männern spürte, die ich attraktiv fand.
Als ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, versteifte ich mich unwillkürlich.
O nein.
»Was ist?« Nates Finger schlossen sich um mein Handgelenk.
Ich sah in sein Gesicht. Er war mir so nahe, dass ich seine langen, dichten Wimpern, die seine verführerischen Augen umrahmten, zählen konnte.
Fieberhaft suchte ich nach einer Erklärung für meine plötzliche Anspannung. Dabei glitt mein Blick erneut durch den Raum und blieb schließlich an einem großen Mann mit blonden Haaren hängen, der eine entfernte Ähnlichkeit mit Benjamin aufwies. »Ich habe ihn gefunden.« Mit einem Kopfnicken deutete ich in die entsprechende Richtung. Der Typ stand in der Nähe der Theke, trank ein Bier und unterhielt sich lachend mit zwei Freunden, während sie die anwesenden Frauen inspizierten. Er war nicht gerade umwerfend attraktiv, hatte aber ein angenehmes Lächeln und schön breite Schultern.
»Gut. Geh an die Bar, hol dir deinen Drink von Adam, und fang an, mit ihm zu flirten.«
Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie Jo uns forschend musterte, während Ellie und Cam sich laut über die Musik hinweg unterhielten. Ich merkte, wie mir das Blut heiß in die Wangen stieg bei dem Gedanken, dass Jo – oder sonst jemand – uns auf die Schliche kommen könnte. Deswegen bat ich Nate auch nicht, wie ursprünglich geplant, um einen Tipp, wie ich am besten in den Flirt einstieg, sondern nickte ihm lediglich zu und stand auf.
Den Mädels schenkte ich ein Lächeln, ohne auf ihre fragenden Blicke zu reagieren. Dann bahnte ich mir den Weg durch die Gästeschar und versuchte, dabei die Hüften zu schwingen, so, wie Jo es immer machte, wenn sie Highheels trug. Das Blut rauschte in meinen Ohren, so schnell klopfte mein Herz, und ich war mir sicher, wenn ich auch nur ein Wort sagte, würde höchstens ein unverständliches Genuschel herauskommen. Mit schlotternden Knien steuerte ich auf Adam zu, der am Ende der Theke in der Nähe meiner Zielperson stand.
»Hey.« Ich schlüpfte neben ihn und erspähte mein Whiskyglas auf dem Tresen. »Für mich?«
Adam nickte. »Ja. Ich wollte es dir gerade bringen.«
»Nicht nötig.« Ich schnappte es mir und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter. Tränen schossen mir in die Augen, so stark brannte der Whisky in meiner Kehle. Ich klopfte mir gegen die Brust und hustete einmal. »Hui!« Das Brennen ließ nach, und übrig blieb eine angenehme Wärme. Ich ignorierte Adam, der mich ansah, als wäre ich eine Wildfremde, lehnte mich über die Theke und tippte Alistair, Jos und Joss’ ehemaligem Kollegen, auf die Schulter. Er zapfte gerade ein Bier, drehte sich aber um und lächelte, als er mich erkannte.
»Olivia, was darf’s sein?«
»Noch einen Talisker mit Ginger Ale on the Rocks.« Ich knallte schwungvoll das Geld auf den Tresen. »Stimmt so.«
Er nickte und nahm das Geld mit einer Hand, während er mit der anderen dem Gast sein Bier hinschob.
»Ähm, geht’s dir gut?« Adam musterte mich stirnrunzelnd.
Ich nickte nachdrücklich. »Ging mir noch nie besser.« Dabei riskierte ich unauffällig einen Blick auf meine Zielperson, um sicherzugehen, dass sie noch da war.
Jawohl.
Also dann.
Ich holte tief Luft und versuchte, meine flatternden Nerven zu beruhigen.
Dann drehte ich mich in seine Richtung und tat so, als sähe ich mich ganz entspannt in der Bar um. Dabei schweifte mein Blick wie zufällig über ihn hinweg und kehrte dann zu ihm zurück. Er bemerkte es und sah mich an. In seinen Augen glomm Interesse auf.
Das war doch schon mal ganz gut.
Ich lächelte. Er lächelte zurück.
Noch besser.
Ich lehnte mich über den Tresen, so dass mein Dekolleté optimal zur Geltung kam. »Ich habe dich schon mal in der Bibliothek gesehen, oder?«, fragte ich ihn. Das war natürlich eine glatte Lüge.
Daraufhin ließ der Blonde seine Freunde stehen und kam zu mir. Er lächelte immer noch und betrachtete mich. Sein Blick ruhte ein paar Sekunden länger auf meinen Brüsten, als höflich gewesen wäre, ehe er wieder nach oben zu meinem Gesicht wanderte. »In der Bibliothek?«
»In der Unibibliothek. Da arbeite ich. Du bist Doktorand, oder?«
Sein Grinsen wurde breiter. »Nein, aber jetzt wünschte ich, ich wäre einer. Als ich noch studiert habe, gab’s keine Bibliothekarinnen wie dich.« Er hatte einen schnuckeligen britischen Akzent und schien definitiv an mir
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