James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs
Wolfsfleisch, das Fleisch der blutrünstigsten Bestie unserer Berge. Es ist besser, wir fressen sie, als sie uns. Dem werden Sie nach Ihrem Erlebnis wohl zustimmmen ? Wir schießen sie bei Vollmond, da ist das Fleisch am saftigsten, so sagt jedenfalls der Volksmund, aber das ist wohl Aberglaube.“
„Ich mag es am liebsten als Tatar“, warf Millarca dazwischen.
„Aber es muß noch warm sein“, fügte Carmilla hinzu und fuhr sich genießerisch mit der Zunge über die Lippen.
Bomb aß mit großem Appetit. Eine Mischung aus Heißhunger und Erleichterung über die durchstandene Gefahr erfüllte ihn.
Ein Dessert aus Blutorangen, übergossen mit einem Schuß roten Brombeerlikörs, beendete das Diner.
Das ganze Essen war eine Orgie in Rot gewesen.
Millarca und Carmilla warfen Bomb die ganze Zeit über feurige Blicke zu, sie steckten die Köpfe zusammen, tuschelten und kicherten. Sie ließen ihn nicht aus den Augen, und als Bomb beim Fleischgang sich unvorsichtigerweise mit dem Messer einen winzigen Ritzer am linken Zeigefinger beibrachte, so daß zwei kleine Tropfen Blutes aus seiner Haut traten, glitten die beiden Schwestern geschwind von ihrem Stuhl, ergriffen Bombs Hand, und ehe er sich’s versah, saugten sie blitzschnell die beiden roten Perlen von seinem Finger.
Auch Graf Dracs hatte sich erhoben.
Seine Augen blitzten auf. „Carmilla und Millarca, laßt das! Was soll unser Gast von uns denken?“
„Aber ich bitte Sie, Graf“, sagte Bomb geschmeichelt, der mit wohligem Schaudern die Lippen der beiden geschmeidigen Geschöpfe auf dem Glied seines Fingers spürte. „Ich finde es reizend, daß die beiden jungen Damen so um mich besorgt sind.“
Widerwillig kehrten die beiden Schwestern auf ihren Platz zurück.
Endlich war das Mahl beendet.
Dracs und Bomb zogen sich nach englischer Sitte zu einem Brandy, von dem Dracs — überflüssig, zu sagen — einen ganz ausgezeichneten besaß, und zu einer gut gelagerten Davidoff in die angrenzende Bibliothek zurück.
Nachdem Dracs Bomb Feuer gegeben hatte, rückte der Graf mit der Sprache heraus.
„Mr. Woodpick“, begann der Graf, „Sie sind ein Mann mit außergewöhnlichen Qualitäten! Widersprechen Sie mir nicht!“
Bomb verbeugte sich wortlos.
„Sie sollten sich mit einem Mann von außergewöhnlichen Ambitionen zusammentun. Mit einem Mann wie mir.“
Bomb blieb stumm.
„Sie sind“, fuhr Dracs fort, „ein Mann von Welt, ein weitgereister Mann, ein cleverer Mann, ein Mann, sagen wir — verzeihen Sie, ich hoffe, Sie nicht zu kränken, — von einer gewissen moralischen Großzügigkeit. Ich habe dies bei unserem gemeinsamen Spielvergnügen im Palast festgestellt. Ich könnte einen solchen Mann sehr wohl brauchen, als Sekretär, als rechte Hand, als Vertrauten.“
Er unterbrach sich und richtete seine durchdringenden Augen auf Bomb.
Der Kerl will mich umdrehen, dachte Bomb, verbarg aber jede sichtbare Reaktion.
Der Graf fuhr fort: „Meine Geschäfte weiten sich aus, nicht nur über Personien, sie beginnen sich über die Grenzen hinaus zu erstrecken, über Länder, Kontinente, sogar weltweit. Es sind politische, soziale und wirtschaftliche Aktivitäten, die eines Tages, Sie mögen das im Moment für übertrieben halten, sogar unsere Welt verändern könnten. Leider sind meine Kräfte nicht unversiegbar, diese Aufgaben überfordern einen einzelnen Mann, der noch dazu durch eine Laune der Natur nur durch strikte Ruhe tagsüber in aller Abgeschiedenheit seine Kräfte neu gewinnen kann.“
Er hielt inne, als habe er schon zuviel gesagt.
Als er Bombs neugierigen Blick auf sich gerichtet sah, fügte er hinzu: „Sie haben vielleicht schon davon gehört, daß eine unerklärliche Empfindlichkeit, eine rätselhafte Allergie gegenüber dem Sonnenlicht, mir es nur erlaubt, meinen Geschäften des Nachts oder in geschlossenen Räumen nachgehen zu können, was ein erhebliches Handikap darstellt.“
Wieder hielt er inne, seine stechenden Augen auf Bomb gerichtet.
Ich glaube schon, daß du das Tageslicht scheust wie jeder Ganove, dachte Bomb.
„Kurzum“, fuhr der Graf fort, „ein Mann von Ihren Qualitäten wäre mir eine immense Hilfe, die natürlich auch entsprechend honoriert würde. Sie sollten sich das einmal überlegen, Mr. Bomb. Könnten Sie sich zu einer grundsätzlichen Zustimmung entschließen, würde ich Sie mehr Details Ihrer zukünftigen Aufgaben wissen lassen. Einzelheiten, über die ich zu diesem Zeitpunkt, wie Sie sicher verstehen werden,
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