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James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs

James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs

Titel: James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Taut
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fuhr die lange Sendeantenne aus und begann seinen Bericht über die Ereignisse der letzten 30 Stunden nach London zu senden.
    Nach einer knappen halben Stunde lehnte er sich erleichtert aufatmend zurück.
    So, das war geschafft.
    Er war gespannt, was M dazu für eine Meinung hatte.
    Er startete den Wagen erneut und fuhr in gemächlichem Tempo weiter ins Tal hinab.
    Das Reich des Grafen war ein unwirtliches und wildes Land.
    Dunkle Wälder überzogen die steilen und zerklüfteten Berghänge, schattenvolle und düstere Täler zwängten sich zwischen sie. Tiefliegende Wolkenfetzen flogen unter einem grauen Himmel dahin und gaben der tristen Szenerie ein drohendes Gepräge. Nur wenige kleine, verödete Dörfer, bestehend aus einer Handvoll niedriger, dahingeduckter Hütten, tauchten auf. Sie schienen wie verlassen vom Leben, wie ausgesaugt und ausgelaugt. Bleiche, ausgemergelte Gesichter erschienen schemenhaft, nur für Augenblicke, hinter verstaubten Fensterscheiben, um sogleich wieder unterzutauchen.
    Bomb hielt wohl ein halbes dutzendmal, klopfte an niedrigen, aus derben Brettern gezimmerten Türen, über denen dicke Bündel von wildem Knoblauch hingen, aber niemand öffnete ihm.
    Kein menschliches Geschöpf belebte die schlammigen Wege dieser Siedlungen, kein Mann, kein Weib, kein Kind war zu erblicken — nur ein paar knöcherne Ziegen und magere Hühner vegetierten am Straßenrand.
    Bomb besaß keine genaue Karte dieser wüsten und öden Gegend, nur die Kartenskizze, die er von Oberst Babus erhalten hatte. Er orientierte sich nach seinem Kompaß, der oben auf dem Armaturenbrett befestigt war, und an der alles überragenden düsteren Silhouette des Dracsschen Schlosses, das über Meilen fast von jedem Punkt dieses Landes zu sehen war. Sie hing wie ein drohender Schatten über allem.
    Bomb fuhr Stunden umher, ohne eine Menschenseele getroffen oder gesehen zu haben.
    Schließlich kehrte er um, und als er wieder den steilen Burgberg hinauffuhr, brachen die letzten blutroten Strahlen der untergehenden Sonne durch die Baumwipfel im Westen.
    Der Wagen donnerte über die Bohlen der Zugbrücke, schlüpfte unter dem steinernen Bogen des Tores hindurch und hielt mit kreischenden Bremsen vor der Eingangstreppe.
    Bomb sprang heraus.
    Der bleiche Lakai stand mit einem vierarmigen Kandelaber, auf dem die Kerzen in der milchigen Dämmerung des Abends flackerten, in der Tür.
    „Die Komtessen erwarten sie bereits, Sir“, sagte er mit blutleeren Lippen.
    Die Rolex auf Bombs linkem Handgelenk begann zu piksen und zu ticken.
    Bomb erstarrte.
    Kurz — kurz — kurz — lang — lang — lang — kurz — lang — kurz — lang — kurz — lang.
    Das war ein Alpharuf aus England, eine Dringlichkeitsorder, die ihm mitteilte, daß ein wichtiger Funkspruch bevorstand.
    Er mußte sofort zu seinem Wagen zurück. Es war besser und unauffälliger, es gleich zu tun. Später würde er vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu erhalten.
    „Ich habe im Wagen etwas vergessen“, sagte Bomb zu dem bleichen Lakai. „Bestellen Sie den gräflichen Komtessen, ich sei in wenigen Minuten bei ihnen.“
    Er wartete einen Augenblick, bis der Bedienstete im Innern der Halle verschwunden war, und eilte dann zu seinem Wagen zurück. Er fuhr die Antenne aus, sendete seinen Erkennungscode und stellte auf Empfang.
    London antwortete sofort.
    Als Bomb die ersten Buchstaben entzifferte, stieß er einen Laut der Überraschung aus. Die Botschaft lautete: „Tante Emily ernsthaft erkrankt — befürchten Schlimmstes — sofortige Rückkehr erforderlich.“
    Des weiteren wurde ihm mitgeteilt, daß ein Platz in der Nachtmaschine um 11.15 Uhr von Personalia über Rom und Frankfurt bereits gebucht war.
    Bomb fluchte in sich hinein.
    Das war eine Alpha-Doppelorder. Es war die vierte Alpha-Doppelorder, die er in insgesamt elf Dienstjahren erhalten hatte. Jedesmal war das United Kingdom unmittelbar vor dem Untergang gestanden — jedenfalls nach Lageeinschätzung von M.
    Was, zum Teufel, mochte es diesmal sein? Aber es gab keine Zeit für Rückfragen oder Diskussionen.
    Alpha-Alpha bedeutete höchste Dringlichkeit und sofortige Befehlsausführung.
    Ein Agent, der eine Doppel-Alpha nicht unverzüglich befolgte, beendete seine Laufbahn hinter Gefängnismauern. Es käme einer Befehlsverweigerung im Angesicht des Feindes gleich.
    Wieder fluchte Bomb lautlos vor sich hin.
    Er verließ den Wagen und eilte ins Schloß. Er rannte in sein Zimmer, raffte seine Sachen zusammen und

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