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James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs

James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs

Titel: James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Taut
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Nein, es war doch besser, daß er nicht neben Carmilla und Millarca erwacht war. Er wäre nicht imstande gewesen, ihnen einen strammen Morgengruß zu entbieten.
    Bomb richtete sich vorsichtig auf der Kante seines Bettes auf, tastete nach dem Döschen mit Vitaminpillen und Anabolika auf dem Nachttisch, erhob sich schwankend und taumelte ins Badezimmer hinein.
    Er füllte ein Glas mit kaltem Wasser, starrte eine Sekunde gedankenleer auf die farblose Flüssigkeit und stürzte sie dann mit den Tabletten hinunter.
    Er schüttelte sich.
    Es ging ihm nun eine Spur besser.
    Er wollte in den Spiegel über dem Waschbecken blicken, aber es hing kein Spiegel über dem Waschbecken. Er blickte sich suchend um.
    Merkwürdig!
    Das Badezimmer war mit allem erdenklichen Komfort ausgestattet, aber es war kein Spiegel da. Kopfschüttelnd holte er seinen Rasierspiegel aus seinem Necessaire hervor und blickte hinein.
    Er erschrak.
    Ein leichenblasses, blutleeres Antlitz mit tief in den Höhlen liegenden Augen starrte ihm entgegen. Blaulivide Lippen verzogen sich zu einem schmerzlichen Grinsen und entblößten dabei blutleeres Zahnfleisch mit gelblichen, vorstehenden Zähnen.
    Rechts und links in Höhe seines Adamsapfels erblickte er zwei dollargroße Knutschflecken an seinem Hals; auch seine Schultern waren mit blutunterlaufenen Schrunden und Kratzern bedeckt.
    Bomb stöhnte auf.
    Herrgott, hatten sie ihn hergerichtet! Er sah aus, als wäre er in einen Mähdrescher geraten.
    Mühsam begann er sich zu waschen und zu rasieren. Das Rasierwasser brannte höllisch in seinen Wunden. Er schlüpfte unter Qualen in seinen schwarzen Dressinggown , der ihm für dieses düstere Schloß als passende Gewandung erschien. Dann zog er an der Klingelschnur neben der Tür seines Zimmers.
    Der bleiche Butler mit dem wölfischen Galgengesicht trat nach wenigen Augenblicken geräuschlos in den Raum.
    „Guten Morgen“, sagte Bomb mühsam. „Wann gibt es Frühstück? Sind die Herrschaften schon auf?“
    Der bleiche Lakai öffnete seinen Mund und brachte mit hohler Stimme hervor: „Seine gräfliche Durchlaucht sind bereits zu einer dringlichen Inspektion der östlichen Gemarkungen unterwegs. Durchlaucht werden erst gegen Abend zurückkehren. Die Komtessen ruhen noch. Sie haben mich angewiesen, sie erst zu später Nachmittagsstunde zu wecken. Euer Wohlgeboren werden also gezwungen sein, das Frühstück allein einzunehmen. Es ist bereits in der Halle serviert.“
    „Aha“, sagte Bomb etwas enttäuscht. „Es ist gut, ich komme sofort hinunter.“

18

    Beim Frühstück, das ihm das bleiche Galgengesicht lautlos servierte — Bomb trank zuerst eine Bloody Mary, aß roten, rohen, scharfgewürzten Schinken des Landes und verzehrte danach eine große Traube roter Weintrauben — , wanderten seine Gedanken immer wieder zurück in die Stunden der vergangenen Nacht. So zerschlagen und ausgelaugt er auch war, erfüllte ihn dennoch ein peinvolles Sehnen nach Millarca und Carmilla. Er war voller Ungeduld und immer stärker werdender Begierde. Andererseits war er froh, daß auch an den Zwillingen die Nacht nicht spurlos vorübergegangen war — ihr Erholungsbedürfnis bis zum frühen Abend deutete darauf hin.
    Er jedenfalls hatte eine Pause bitter nötig. Ein Dacapo , das ja durch die Abwesenheit von Graf Dracs im Bereich des Möglichen lag, würde wahrscheinlich mit einer Blamage für ihn enden.
    Bomb zwang seine Gedanken in eine andere Richtung. Zunächst mußte er M Bericht erstatten. Zu diesem Zweck würde er nach dem Frühstück zu einem Ausflug starten, seinen Bericht funken und danach Erkundigungen bei der Bevölkerung über den Grafen und sein Wirken einziehen. Gleichzeitig sollte er versuchen, bis zum Abend wieder zu Kräften zu kommen, um seine Reputation als der erste Liebhaber des britischen Geheimdienstes nicht zu verlieren, denn auch hier drängte der Nachwuchs heran.
    Entschlossen stand er auf.
    „Ich werde etwas frische Luft schnappen und eine Spazierfahrt unternehmen.“
    „Die Gegend ist wild und gefährlich“, sagte der bleiche Butler warnend mit blutleeren Lippen.
    „Ich bin nicht ängstlich, außerdem bin ich vor Sonnenuntergang wieder zurück“, erwiderte Bomb und schritt hinaus.
    Im Hof startete Bomb seinen Wagen. Der bleiche Bedienstete öffnete ihm das schwere Eichentor. Bomb schoß hinaus und raste mit kreischenden Reifen die gewundenen Serpentinen ins Tal hinunter.
    Außer Sichtweite des Schlosses, in einem dunklen Hohlweg, hielt Bomb an,

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