James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs
Abschnitt über, und Bomb hatte zu tun, den Wagen vor einem alten, geschlossenen Schlagbaum zum Halten zu bringen. Rechts von ihm stand ein halbverfallenes Wachhäuschen.
Bomb hupte ungeduldig.
Keine Menschenseele war zu sehen. Er stieg aus und stapfte durch das dichte Schneegestöber um den Wagen herum.
Die Hand an der Beretta, spähte er in das Wachhaus.
Es war leer. Über der Tür stand in groben Buchstaben: Gorgo-Paß — Douane.
Er war an der alten transsylvanischen Grenze angelangt.
Bomb trat zur Schranke und lehnte sich auf das vermooste Steingewicht. Unter rostigem Quietschen hob sich der Schlagbaum.
Er ging zum Wagen zurück und passierte die Grenze.
Das Schneegestöber wurde noch dichter. Der Wind rüttelte an den Wagenfenstern, manchmal gemahnte er an das Heulen von Wölfen. Die Sicht betrug jetzt nur noch wenige Meter. Bomb konnte sich fast nur noch im Schrittempo vorwärts bewegen, als plötzlich links und rechts des Weges paarweise gelbe Lichter aufflackerten.
Dem Grafen sei Dank. Er hatte offensichtlich in seinem Bereich dem Fortschritt die Tür geöffnet und Leitpfähle angebracht, und mit Hilfe dieser phosphoreszierenden Augen kam Bomb wieder schneller voran. Er schaltete den größeren Gang ein, und nach Durchqueren einer kleinen Senke stieg der Weg jetzt steil an. Er wurde enger und dunkler, aber die flackernden Lichter wiesen ihm unbeirrbar den Weg.
Plötzlich polterten die Reifen auf den hölzernen Bohlen einer Brücke. Vor ihm ragte ein riesiges hölzernes Tor im Licht seiner Scheinwerfer auf. Ein hoher steinerner Bogen wölbte sich vor ihm. Über diesem ragten steile Zinnen in den düsteren Himmel. Das Schloß des Grafen. Der Agent war an seinem Ziel angelangt.
Bomb spähte vergeblich nach einem Klingelzug. Er wollte sich gerade mit einem Hupkonzert bemerkbar machen, als das mächtige Eichentor, wie von Geisterhand bewegt, knarrend aufschwang.
Bomb fuhr im Schrittempo in den Hof des Schlosses ein. Es war ein riesiges Gebäude. Der Innenhof, ein Geviert von zirka 500 Fuß, wurde von drei Seiten vom hohen, düsteren Gemäuer des Schlosses umgeben. In der Mitte, gegenüber der Toreinfahrt, erhob sich das Hauptgebäude, von zwei himmelhohen Türmen flankiert, von denen der linke höhere , offensichtlich der Bergfried, sich wohl an die 150 Fuß erhob. Links und rechts wurden die Seitenflügel ihrerseits durch mächtige Türme begrenzt, die durch eine hohe Wehrmauer, durch die das Eingangstor führte, verbunden waren.
Bomb fuhr vorsichtig auf dem gepflasterten Karree weiter, an dessen linker Seite er die Umrisse von Dracs Helikopter erkannte. Unter dessen Rotorblättern duckte sich die rote Karosserie eines Sportcoupés.
Bomb näherte sich langsam mit gedrosseltem Motor der großen Treppe in der Mitte des Hauptgebäudes, auf deren
Stufen eine dunkle Gestalt auf ihn wartete. Als er näher kam, erkannte er die gestreifte Weste und die seidenen Strümpfe eines Butlers. Der Kerl allerdings, der in so vornehmer Gewandung steckte, hatte ein wölfisches Galgenvogelgesicht, in dessen Miene sich kein Muskel regte.
Bomb stieg aus.
„Mr. Woodpick?“ fragte der Bedienstete mit hohler Stimme. „Ich habe den Auftrag, Sie auf Ihr Zimmer zu bringen, Sir. Sie werden sich nach der Reise frischmachen wollen. Darf ich Sie um Ihr Gepäck bitten?“
Bomb öffnete den Kofferraum. Der Diener nahm Bombs große schweinslederne Kleidertasche an sich.
„Der Graf erwartet Sie in einer halben Stunde zum Abendessen unten in der großen Halle. Ist es Ihnen recht, Sir?“
„Es ist mir recht“, sagte 006 und folgte dem Lakaien ins Schloß.
16
Als Bomb, zum Diner umgezogen, in die große Halle trat, die durch ein knisterndes Kaminfeuer nur teilweise erhellt wurde, wartete schon Graf Dracs im Smoking auf ihn.
In seinen Augen spiegelte sich der flackernde Schein der rotglühenden Holzscheite.
„Willkommen auf meinem Schloß“, sagte er mit dröhnender Stimme. „Ich darf Sie zunächst mit meinen Töchtern Millarca und Carmilla bekannt machen, Mr. Woodpick.“ Bomb erblickte eng nebeneinander auf einem zweisitzigen
Sofa vor dem Kamin die attraktivsten Zwillinge, die er je gesehen hatte. In dem blassen, schmalen Gesichterpaar, von rotem, straff nach hinten gekämmtem Haar gerahmt, glühten dunkle Augen unter hohen geschwungenen Brauen.
Ein geheimnisvolles, lockendes Lächeln umspielte rote, sinnliche Lippen und enthüllte vier Reihen schneeweißer kräftiger Zähne. Vier hohe spitze Brüste zeichneten
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