James Bomb 4 - James Bomb jagt Queen Kong
sei Dank war Pelvia Flesh nicht die ganze Nacht geblieben, aber sie hatte ihn erst weit nach Mitternacht verlassen.
Sie war anscheinend ein bißchen ausgehungert, die Gute! Bomb stieg gähnend aus dem Bett. Nach diesen nächtlichen Übungen fielen ihm seine morgendlichen Exerzitien besonders schwer. Lustlos absolvierte er die Liegestütze auf dem Teppich, die Handkantenschläge an der Bettkante und das Schattenboxen am geöffneten Fenster.
Anschließend duschte er und zog sich an.
Danach ging er hinunter in den Frühstücksraum des Hotels. Er war gespannt, wie sich Frau Dr. Pelvia Flesh ihm gegenüber geben würde, aber seine Bettgenossin war zu ihm zickig und kratzbürstig wie eh und je.
Obwohl er auf der einen Seite etwas enttäuscht war, war es ihm auf der anderen Seite auch wieder recht, denn nichts wäre ihm mehr zuwider gewesen, als jetzt tagelang Süßholz raspeln zu müssen.
Dr. Slowley gähnte wie gewohnt und schwieg vor sich hin. Sie waren noch nicht ganz mit dem Frühstück fertig, als eine exotische Gestalt zur Tür hereinkam und direkt auf ihren Tisch zusteuerte.
Es war ein hagerer, hochgewachsener Mann indischer Abstammung Mitte der Vierzig, der ganz in Weiß, mit einer engen langen Hose, kragenlosem Hemd und ärmelloser Baumwollweste bekleidet war. Er hatte samtene Glubschaugen, große gelbe Zähne und einen graumelierten Kinnbart. Ein mildes Lächeln umspielte seine asketischen Züge unter einem ehedem wohl weißen, jetzt aber mehr grauen Turban.
Er legte die Handflächen vor seiner Nase zusammen und verbeugte sich vor ihnen.
„Sie sind gewiß die englischen Herrschaften, nicht wahr? Seien Sie mir gegrüßt. Mein Name ist Professor Benares. Ich bin sehr glücklich, Ihr Begleiter sein zu dürfen.“
Ein richtiger Guru-Softie, so ein Karma-Heiliger mit charismatischen Vibriations für sexuell verklemmte Weiber, dachte Bomb, als der Neuankömmling auf Pelvia Flesh zutrat und sich über die Hand der Hingerissenen beugte.
Er sah mißmutig, wie die Gefährtin seiner Nacht unter den feuchten Kuhblicken des Inders förmlich dahinschmolz. Prof. Benares nahm an ihrem Tisch Platz.
„Es tut mir leid, daß ich Sie nicht schon gestern treffen konnte, aber da wir heute am Nachmittag noch nach Konga abfliegen müssen, hatte ich noch allerlei Vorbereitungen zu treffen.“ Er lächelte verzeihungheischend. „Sie haben über das mysteriöse Verschwinden der Jünglinge auf Konga gehört? Dieses Verschwinden soll mit einem geheimnisvollen Ritual in Vollmondnächten einhergehen, und da morgen wieder Vollmond ist, haben wir keine Zeit zu verlieren. Ich persönlich nehme an, es handelt sich um ein anthropophagisches Geschehen mit rituellem Hintergrund“, sagte der Professor.
„Anthropophagisch“, fragte Bomb, „was ist das?“
„Kannibalismus“, sagte der Professor.
Sie schwiegen betroffen.
„Ich habe hier etwas, das vielleicht helfen kann, das Geheimnis um Tapu Konga zu lüften“, sagte Dr. Pelvia Flesh, kramte in ihrer Tasche und holte das Foto der NASA heraus.
„Es ist eine amerikanische Satellitenaufnahme“, erklärte sie dem indischen Ethnologen, „die aus einer Höhe von 180km gemacht wurde. Sie zeigt ein unbekanntes, etwa zweieinhalb Meter großes Lebewesen auf einer Dschungellichtung im Nordosten Tapu Kongas. Was halten Sie davon, Professor Benares?“
Der Professor nahm das Bild zur Hand und betrachtete es lange. Dann sagte er bestimmt:
„Das ist zweifellos ein Homo, ein Angehöriger einer bisher unbekannten Rasse.“
Sofort gerieten sich die drei gelehrten Häuser in die Wolle.
„Ich halte das eher für einen Hominiden!“ sagte Dr. Flesh, die Anthropologin, rechthaberisch.
„Unsinn, das ist ein Hominoide“, brummte der maulfaule Dr. Slowley.
„Ein Homo!“ wiederholte Prof. Benares mit Nachdruck.
„Ein Hominide“, rief Pelvia Flesh störrisch.
„Ein Hominoide“, beharrte Dr. Slowley.
O Gott, das konnte ja heiter werden mit diesen Eierköpfen, dachte Bomb.
„Herrschaften“, sagte er, „die ganze Streiterei ist doch für die Katz’, bevor wir diesem Dingsda nicht eins mit dem Betäubungsgewehr aufgebrannt, ihm nicht ein paar Zellen aus der Wangenschleimhaut gekratzt und einen Chromosomentest gemacht haben.“
Die Gelehrten verstummten und sahen ihn erstaunt an.
Tja, dachte der Agent, der alte James Bomb ist schließlich nicht umsonst als Assistent mit Prof. Eggbone auf dem Mikrobiologischen Kongreß in Berlin gewesen.
„Wollten wir nicht ins Museum fahren?“
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