James Bomb 4 - James Bomb jagt Queen Kong
Es wurde mariniert, gesülzt, gepökelt und geräuchert, selbst Ragouts und Pasteten wurden serviert.
Wurde der menschliche Körper im ganzen verwendet, so wurde er in Gruben gegart, die mit heißen Steinen ausgelegt waren. Er wurde mit Lehm bestrichen und in dieser Hülle, mit Feldfrüchten gefüllt, gebacken, oder in Bananenblätter gewickelt und dergleichen mehr.
Ich bin seit einigen Jahren damit beschäftigt, die meist nur durch mündliche Überlieferung erhaltenen Rezepte der Humanküche auf den Fidschis zu sammeln und wissenschaftlich auszuwerten. 4
„Ich kann Ihnen versichern, es ist ein faszinierendes Kapitel kulinarischer Kulturgeschichte, das mir nur durch einen Wermutstropfen vergällt wird: Es ist mir leider - aus zwar verständlichen, aber nichtsdestoweniger auch engstirnigen Gründen - nicht möglich, diese Rezepte authentisch auszuprobieren. da es mir naturgemäß am wichtigsten dazu notwendigen Rohstoff mangelt - am menschlichen Fleisch.“
„Leider?“ fragte Bomb konsterniert.
„Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, Mr. Bomb“, sagte Prof. Benares. „Ich spreche in meiner Eigenschaft als Forscher und Wissenschaftler, und als solcher bedauere ich es um der Authentizität willen, daß ich mich mit Ersatz begnügen muß.“
Bomb sah den Ethnologen mißtrauisch an.
Er traute dem unschuldig dreinschauenden Inder, der lächelnd seine gelblichen Reißzähne bleckte, nicht so recht.
„Und was wäre der Ersatz für Menschenfleisch?“ fragte Dr. Pelvia Flesh neugierig.
Prof. Benares seufzte: „Es wird allgemein behauptet -denn niemand bekennt sich dazu, menschliches Fleisch gekostet zu haben-, das Fleisch des homo sapiens liege im Geschmack zwischen Schweine- und Rindfleisch. Ich muß mich also dieser Fleischsorten bedienen, aber das ist nur ein jämmerlicher Ersatz. Noch menschenähnlicher soll das Fleisch von Menschenaffen schmecken, aber dessen Beschaffung ist heutzutage ja aus tierschützerischen Gründen problematisch.“
Er grinste verbindlich zu Dr. Slowley hinüber, der aber wieder einmal im Stehen zu schlafen schien.
„Nun ja“, sagte Prof. Benares. „Ich hoffe, ich habe Ihnen den Eindruck vermittelt, daß zumindest auf den Fidschiinseln nicht jeder menschenfressende Mensch gleichzusetzen ist mit einem gierigen, primitiven Fleischverschlinger, sondern daß es sich in der Mehrzahl der Fälle um kultivierte, ihrer Tradition verhaftete und allen kulinarischen und sinnlichen Freuden aufgeschlossene Genießer handelt.
Daß Menschenfressertum und Lebensfreude, ja sogar Liebe einander nicht ausschließen, sehen Sie übrigens auch an vielen Beispielen unserer Sprache.
Das erotische Vokabular ist durchsetzt von Assoziationen an anthropophagen Tätigkeiten und Begriffen wie ,Ich hab’ dich zum Fressen gern! 1 oder ,Er verschlingt sie mit den Augen. 1 Auch sagen wir von einem süßen Mädchen ,Sie sieht zum Anbeißen aus’, wobei das Adjektiv süß schon auf die Wonne des Schmeckens hin weist.
Wir sagen ,ein appetitliches Mädchen’ oder ,ein knackiges Mädchen’, und es klingt wie ein appetitliches oder knackiges Würstchen.
Sie sehen, hinter unserer Zuneigung und unserer Zärtlichkeit lauert, nur durch eine dünne Wand getrennt, der atavistische Trieb des Verzehrens. Was sich auch ausdrückt im Kuß, im Liebesbiß, im Knabbern am Ohrläppchen und im Saugen am Hals des geliebten Partners.“
Bomb bemerkte, daß Pelvia Flesh den Ethnologen hingebungsvoll betrachtete. Ihre Brust hob und senkte sich heftig.
„Vernaschen“, sagte der Agent.
Prof. Benares blickte ihn irritiert an.
„Wie bitte?“ fragte er.
„Ich sagte: vernaschen - das ist auch so ein Wort“, erwiderte Bomb und grinste anzüglich zu Pelvia Flesh.
„Ein vulgär sexueller Ausdruck, ein Synonym für koitieren“, erklärte sie dem Professor.
„Ach so“, sagte der Ethnologe, „dieser Ausdruck ist in unseren Breiten zwar nicht gebräuchlich, aber er bestätigt meine Ausführungen. Könnten Sie mir ein Beispiel für die Verwendung dieses Wortes geben, Mr. Bomb? Irgendeinen kurzen Satz vielleicht?“
„Aber gern“, sagte der, „wie wär’s damit: ,Ich hab’ sie gestern nacht vernascht, aber sie war nichts Besonderes. 1 “
„Ich weiß auch einen Satz“, sagte Pelvia Flesh giftig: „Ich finde Sie zum Kotzen.“
„Das ist hochinteressant“, meinte Prof. Benares. „Wenn der Begriff Fressen gleichbedeutend ist mit Zuneigung, dann ist umgekehrt die Tätigkeit des Ko... ich meine des Übergebens
Weitere Kostenlose Bücher