Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
James Bomb jagt die Zombies

James Bomb jagt die Zombies

Titel: James Bomb jagt die Zombies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Taut
Vom Netzwerk:
öffneten sich da in seiner Seele? War er etwa auch ein verkappter Masochist?
    Die neunmalklugen Seelenklempner in der medizinisch-psychiatrischen Sektion des Sekret Service hatten ihm damals nichts davon gesagt, als sie ihn der verdrängten Neigung zum Exhibitionismus, zum Bettnässen und anderer Peinlichkeiten verdächtigt hatten. Wie dem auch war, jedenfalls war dieses schmerzhaft wohlige Verlangen, das sich in ihm geregt hatte, eine völlig neue, aber durchaus nicht unangenehme Erfahrung für ihn. Bomb fühlte auf einmal ein gewisses Verständnis für Dr. Christopher Duke.
    „Bis später dann!“ unterbrach Le Sapp die Grübeleien Bombs über sein Innenleben.
    Neue Gäste kamen die Freitreppe herunter, und Bomb und das Botschafterpaar mischten sich unter die Menge.
    Ein schwarzer Sänger schluchzte zu den Rhythmen der Steelband das alte „Island in the sun“. Der jugendliche Harry-Belafonte-Verschnitt erreichte zwar nicht ganz die rauhsamtene Stimme seines Vorbildes, besaß dafür aber auch nicht dessen penetrantes Sendungsbewußtsein.
    Eine Schar junger gutgebauter Burschen in gestreiften Westen und weißgepuderten Perücken und eine Anzahl ebenso junger wie attraktiver Minimädchen aller Haut- und Haarfarben reichten Champagnercocktails auf silbernen Tabletts herum.
    „Für jeden Geschmack etwas“, bemerkte Lady Constance spöttisch und nippte an ihrem Glas. Sie sah sich suchend um.
    „Dort drüben steht Dr. Duke, der Ministerpräsident!“ Sie wies unauffällig mit dem Kopf auf eine kleine Gruppe, die ganz in ihrer Nähe stand. Bomb blickte hinüber.
    Dr. Christopher Duke war ein ungefähr sechzigjähriger, kultiviert aussehender Mann mit grauem, kurzgelocktem Haar und fahlbrauner Gesichtsfarbe. Ein Quadrone oder so ähnlich, hatte ihn M genannt. Es fiel Bomb auf, daß sich der Ministerpräsident alle Augenblicke unruhig nach Mademoiselle Zizi Coco den Hals verrenkte.
    „Ich wußte gar nicht, daß auch Eingeborene dieser Breiten für gewisse abendländische, dekadente Perversionen anfällig sind“, bemerkte Bomb leise zu Lady Constance.
    „Soviel ich weiß, hat Dr. Duke als Schüler ein strenggeführtes Internat in England besucht“, entgegnete diese.
    „Das erklärt alles.“

20
    Die Sonne war jetzt fast zur Hälfte im Meer versunken und tauchte die Party in schmeichelndes Abendrot.
    Plötzlich stoppte die Band ihr Schnulzenmedley und intonierte einen Tusch.
    Alle Blicke richteten sich auf Le Sapp, der die Stufen eines kleinen Podestes, das am Ufer aufgebaut war, erklomm und vor ein Mikrophon trat.
    Er hob Ruhe erheischend seine beringten Hände, wartete, bis das Gemurmel der Gespräche langsam verebbte, und begann seine Rede.
    „Meine lieben, nein, meine liebsten und treuesten Freunde!“ Beifall unterbrach ihn.
    Er lächelte geschmeichelt.
    „Es macht mich über die Maßen glücklich, euch alle in einer der wichtigsten und schönsten Stunden meines Lebens als Gäste bei mir begrüßen zu können.“
    Erneuter Beifall.
    „Um auf ein erfülltes Leben zurückblicken zu können, so sagte man früher, muß ein Mann drei Dinge vollbracht haben: Er muß einen Sohn gezeugt, einen Baum gepflanzt und ein Buch geschrieben haben!“
    Le Sapp machte eine rhetorische Pause. Beeindrucktes Schweigen bei den Zuhörern.
    „Alle Achtung, der Junge ist ja mächtig gebildet“, flüsterte Bomb.
    „Das ist nicht auf seinem geistigen Mist gewachsen“, wisperte Lady Constance zurück. „Heutzutage hält sich doch jeder Pimpel von Minister seinen Redenschreiber, für Le Sapp macht’s wahrscheinlich der Ministerpräsident.“
    Ihr Gastgeber fuhr in seiner Rede fort.
    „Was den ersten Punkt - einen Sohn zu zeugen — anbelangt, so bin ich der Ansicht, daß die durchaus angenehmen Aktivitäten, die zur Erfüllung dieser Forderung notwendig sind, ihren Lohn in sich bergen. Man sollte nicht so sehr darauf schielen, was später dabei herauskommt.“
    Anzügliches Gelächter und beifällige Pfiffe ertönten.
    Lady Constance rümpfte die Nase.
    „Was den zweiten Punkt angeht“, erläuterte Le Sapp, „so meine ich, wenn sich ein Mann schon dem Luxus ökologischer Sentimentalitäten hingeben will - nebenbei bemerkt, ich tue es nicht, ich kann es mir einfach nicht leisten - Gelächter unterbrach ihn, „so sollte er sich wenigstens nicht mit Kleinigkeiten abgeben. Ein einziger Baum, das ist geradezu lächerlich, ein paar hundert Quadratkilometer Wälder sollten es schon sein - was auch die Möglichkeit erhöht, sie

Weitere Kostenlose Bücher