James Bomb jagt die Zombies
half Nicolas den drei stillen Zechern aus dem Wagen und behielt sie fürsorglich im Auge, als sie auf unsicheren Beinen in die Halle hineinstolperten.
Dort verkündete Lady Constance in keinerlei Widerspruch duldendem Ton:
„Ich m... muß noch einen Drink haben.“
Das Trio wackelte zur Mahagonibar hinüber und ließ sich auf die Hocker plumpsen.
Die Botschaftersgattin schleuderte mit wohligem Seufzen ihre hochhackigen Pumps von den schmerzenden Füßen.
„Wodka M... Martinis... die Herren?“ fragte sie.
Die beiden Herren nickten apathisch.
Lady Constance mixte großzügig und mit einer gewissen Streuung die Drinks und knallte sie dann schwungvoll vor den Männern auf die Theke.
Sie hob ihr Glas.
„Cheers!“ sagte sie auffordernd.
„Cheers!“ antworteten Bomb und Sir Humbert und verfielen wieder in Schweigen.
„Eine Stimmung wie im Leichenschauhaus“, stellte Lady Constance fest. „Los, Jungs, laßt uns was singen!“
„Ich kann nur ,Drei blinde M... Mäuse’“, erklärte Bomb.
„Besser als gar nichts“, erklärte Lady Constance unnachgiebig und begann, den alten Kindergartenkanon anzustimmen. Nach einigen Sekunden fielen der Agent und Sir Humbert zögernd und nicht gerade harmonisch ein.
Und so tönte es, als der neue Tag heraufdämmerte, durch die Räume der Botschaft Ihrer britischen Majestät auf Little Gargantua:
Three blind mice
Three blind mice
See how they run
See how they run
they run all after the farmers wife
who has cut off their tails with a curving knife
Three blind mice...
„Arme M... Mäuse, haben keinen Schwanz mehr“, sagte Lady Constance.
„M... möge uns dieses Schicksal erspart bleiben“, betete Bomb laut.
„So kleine M... Messer gibt’s gar nicht“, stellte Sir Humbertfest.
31
James Bomb, der Agent 006, fuhr schlaftrunken in die Höhe.
Es klopfte leise an der Zimmertür.
Instinktiv tastete er nach der Beretta unter seinem Kopfkissen, aber dann fiel ihm ein, daß er ja in seinem Bett in der britischen Botschaft lag und daß ihm hier kaum Gefahr drohte.
Er warf einen Blick auf seine Rolex-Oyster.
Es war neun Uhr dreißig, er hatte also gerade viereinhalb Stunden geschlafen. In seinem Schädel schienen unzählige Nadeln zu stecken, und seine Zunge lag wie ein trockener Waschlappen in seinem Mund. Obwohl sein Alkoholspiegel noch nicht wesentlich abgesunken sein konnte, hatte er schon jetzt einen Kater von einem Ausmaß wie seit Monaten nicht mehr.
M hatte ihn zu Recht gewarnt.
Diese exotischen Mixturen hatte der Teufel gesehen, ganz zu schweigen von den Champagnercocktails und doppelten Wodka-Martinis, die er zusätzlich hineingeschüttet hatte.
Wieder klopfte es leise an der Tür.
„Ja, doch“, rief er unwirsch.
Die Tür öffnete sich vorsichtig, und das Zimmermädchen, die hübsche braune Ines, kam herein.
Obgleich Bomb kaum die Augen offenhalten konnte, registrierte er doch, wie reizvoll die Kleine in ihrem kurzen schwarzen Seidenkleidchen mit dem winzigen weißen Schürzchen und dem kleinen, weißen einzipfeligen Madwas auf ihrem Lockenkopf aussah.
„Ein schön gut Sonntagmorgen, Sir“, wünschte Ines in drolligem holprigem Englisch.
Als sie näher trat, bemerkte sie das mitgenommene Aussehen des Agenten.
„Fühlen nicht gut heute, Sir?“ fragte sie besorgt.
„Doch, doch, mein Kind“, versicherte Bomb tapfer, „nur zu viele Bacardi gestern nacht, verstehst du?“
„Oh, ich verstehen“, lächelte Ines. „Wollen Sir jetzt Frühstück? Heute Sonntag, da Frühstück im Bett!“
„Lieber nicht“, lehnte der Agent ab, „ich habe überhaupt keinen Appetit.“
Der bloße Gedanke an Porridge und Räucherfisch drehte ihm den Magen um.
„Sie bleiben im Bett jetzt, Sir“, bestimmte Ines, „ich geh’ in Küche zu Maria und holen gut Mittel gegen Dickkopf.“
Ehe Bomb protestieren konnte, war sie schon fort.
Der Agent benutzte die Gelegenheit, ging schnell aufs Örtchen, spülte den Mund aus und rieb sich die Bartstoppeln mit Aramis ein. Dann schlüpfte er, da er splitternackt ins Bett gegangen war, in seinen rohseidenen Morgenmantel und machte, daß er wieder in die Falle kam. Er hatte sich gerade dankbar ausgestreckt, als Ines auch schon wieder erschien.
Sie rollte auf einem Servierwagen eine große, mit gestoßenem Eis gefüllte Kristallschale herein. Darauf lagen hübsch drapiert die verlockendsten einheimischen Früchte: Bananen, Mangoscheiben, Ananas, halbierte Papayas, Grapefruits, aufgeschnittene Granatäpfel,
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