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James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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und ich habe einen weiteren Verbündeten. Das ist ein guter Anfang.
    Er tauchte das Messer in das Glas mit sehr heißem Wasser, das neben dem Topf aus Straßburger Porzellan stand, und nahm sich vor, dem Kellner für dieses besondere Mahl ein doppeltes Trinkgeld zu geben.



ROUGE ET NOIR
    Bond war entschlossen, für die Spielrunde, die die ganze Nacht dauern konnte, vollkommen fit und entspannt zu sein. Er bestellte für fünfzehn Uhr einen Masseur. Nachdem die Überreste seines Mittagessens entfernt worden waren, setzte er sich an sein Fenster und blickte auf das Meer hinaus, bis der Masseur, ein Schwede, an der Tür klopfte.
    Schweigend begann er, Bond von den Füßen bis zum Nacken zu bearbeiten. Die Massage ließ die Verspannungen in seinem Körper verschwinden und beruhigte seine immer noch angeschlagenen Nerven. Selbst die großen Blutergüsse an Bonds linker Schulter und Seite hörten auf zu pochen. Und als der Schwede gegangen war, fiel Bond in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Am Abend erwachte er vollkommen erfrischt.
    Nach einer kalten Dusche ging Bond zum Casino hinüber. Seit dem vorigen Abend hatte er sein Gespür für die Tische verloren. Er musste die Konzentration wiedererlangen, die halb mathematisch und halb intuitiv war und die zusammen mit einem niedrigen Puls und einem optimistischen Temperament das entscheidende Rüstzeug jedes Spielers war, der gewinnen wollte.
    Bond war schon immer ein Spieler gewesen. Er liebte das Geräusch des Kartenmischens und das ständige Drama der stillen Gestalten an den grünen Tischen. Er mochte den zuverlässigen, eingespielten Komfort der Kartenspielzimmer und Casinos, die gut gepolsterten Armlehnen der Stühle, das Glas Champagner oder Whisky am Ellbogen, die unaufdringliche Aufmerksamkeit guter Angestellter. Es amüsierte ihn, dass die Roulettekugel und die Spielkarten niemanden bevorzugten – und doch immer ihre Lieblinge zu haben schienen. Er mochte es, gleichzeitig Schauspieler und Zuschauer zu sein, und von seinem Stuhl aus an den Dramen und Entscheidungen anderer Männer teilzuhaben, bis er wieder selbst mit dem grundlegenden »Ja« oder »Nein« an der Reihe war, wobei die Chancen fünfzig zu fünfzig standen, die richtige Entscheidung zu treffen.
    Doch vor allem gefiel es ihm, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied war. Man konnte niemanden außer sich selbst loben oder schelten. Der Zufall musste mit einem Achselzucken hingenommen oder voll ausgekostet werden. Aber man musste ihn als das verstehen und anerkennen, was er war, anstatt ihn mit einer falschen Einschätzung der Chancen zu verwechseln. Denn es ist beim Spiel eine Todsünde, mangelndes Können für mangelndes Glück zu halten. Und das Glück in all seinen Ausprägungen musste geliebt, nicht gefürchtet werden. Bond betrachtete das Glück als eine Frau, die man sanft umwarb oder brutal nahm, der man jedoch niemals nachgab oder hinterherlief. Aber er war ehrlich genug, um zuzugeben, dass er durch Karten oder Frauen bis jetzt niemals gelitten hatte. Eines Tages, und er akzeptierte diese Tatsache, würde er durch die Liebe oder das Glück in die Knie gezwungen werden. Er wusste, wenn das geschah, würde auch er mit dem tödlichen Fragezeichen gebrandmarkt werden, das er so oft bei anderen sah; das Versprechen, zu zahlen, bevor man verloren hatte: die Akzeptanz der eigenen Fehlbarkeit.
    Aber an diesem Juniabend, als Bond den
salle privée
betrat, tat er das selbstbewusst und voll freudiger Erwartung. Er tauschte eine Million Franc in Jetons im Wert von jeweils fünfzigtausend um und nahm einen Platz neben dem Croupier am Roulettetisch Nummer 1 ein.
    Bond lieh sich die Karte des Croupiers und studierte den bisherigen Verlauf der Kugel an diesem Nachmittag. Das tat er immer, auch wenn er wusste, dass jede Drehung des Rades, jeder Fall der Kugel in ein nummeriertes Fach absolut keine Verbindung mit der Runde davor hatte. Er war sich der Tatsache bewusst, dass das Spiel jedes Mal aufs Neue begann, wenn der Croupier die Elfenbeinkugel mit seiner rechten Hand aufnahm, einer der vier Speichen des Rades einen kontrollierten Schubs im Uhrzeigersinn gab und die Kugel ebenfalls mit der rechten Hand gegen die Drehrichtung in den äußeren Rand des Kessels warf.
    Es war offensichtlich, dass all diese Rituale und routinemäßigen Einzelheiten des Rades, der nummerierten Fächer und des Kessels über die Jahre hinweg perfektioniert worden waren, sodass weder das Können des Croupiers noch eine Neigung des

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