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James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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nicht standhielt. Auch wenn er recht offen über seine Pflichten in Paris sprach, bemerkte Bond schon bald, dass er seine amerikanischen Kollegen in Europa oder Washington nie erwähnte. Dies führte Bond zu der Vermutung, dass Leiter die Interessen seiner eigenen Organisation viel höher hielt als die gemeinsamen Interessen des nordatlantischen Bündnisses. Dafür hatte Bond Verständnis.
    Nachdem Leiter seinen zweiten Whisky getrunken und Bond ihm von den Muntzens und seinem kleinen Erkundungsausflug entlang der Küste erzählt hatte, war es bereits halb acht, und sie beschlossen, gemeinsam zu ihrem Hotel zurückzugehen. Bevor sie das Casino verließen, deponierte Bond sein komplettes Kapital von vierundzwanzig Millionen an der
caisse
und behielt nur ein paar Scheine im Wert von etwa zehntausend Franc als Taschengeld zurück.
    Während sie zum Splendide spazierten, sahen sie, dass an der Explosionsstelle bereits eine Gruppe Bauarbeiter zugange war. Mehrere Bäume waren ausgegraben worden, und Wasser aus drei städtischen Tankwagen wusch die Straße und den Bürgersteig sauber. Der Explosionskrater war verschwunden, und nur ein paar Passanten waren stehen geblieben, um zu gaffen. Bond nahm an, dass ähnliche Maßnahmen am Hermitage sowie an den Läden und Häuserfronten durchgeführt worden waren, die ihre Fenster verloren hatten.
    In der warmen Dämmerung von Royale-les-Eaux war wieder alles gesittet und friedlich.
    »Für wen arbeitet der Concierge?«, fragte Leiter, als sie sich dem Hotel näherten. Bond erklärte, dass er sich nicht sicher war.
    Mathis war nicht in der Lage gewesen, ihn aufzuklären. »Wenn Sie ihn nicht selbst gekauft haben«, hatte er gesagt, »müssen Sie davon ausgehen, dass er von der Gegenseite geschmiert wurde. Alle Concierges sind bestechlich. Es ist nicht ihre Schuld. Sie werden dafür ausgebildet, alle Hotelgäste außer Maharadschas als potenzielle Betrüger und Diebe anzusehen. Ihnen liegt so viel an Ihrem Komfort und Wohlergehen wie Krokodilen.«
    Bond musste an diese Behauptung von Mathis denken, als der Concierge ihm entgegeneilte und sich danach erkundigte, ob er sich von seinem unerfreulichen Erlebnis am Nachmittag wieder erholt hatte. Bond vertraute ihm sicherheitshalber an, dass er sich immer noch ein wenig zittrig fühlte. Er hoffte, dass diese Information weitergegeben würde, sodass Le Chiffre das Spiel mit einer Fehleinschätzung der Stärke seines Gegners beginnen würde. Der Concierge bot Bond zur Stärkung Glyzerintropfen an.
    Leiters Zimmer lag in einem der höheren Stockwerke, und so trennten sie sich am Aufzug. Doch nicht ohne vorher verabredet zu haben, sich zwischen halb zehn und halb elf im Casino zu treffen, der üblichen Zeit, zu der die prestigeträchtigen Spiele begannen.



ROSA LICHTER UND CHAMPAGNER
    Bond ging in sein Zimmer, das erneut keine Anzeichen von unbefugtem Eindringen aufwies, zog seine Kleidung aus, nahm ein langes heißes Bad, gefolgt von einer eiskalten Dusche, und legte sich auf sein Bett. Ihm blieb noch eine Stunde, um sich auszuruhen und seine Gedanken zu sammeln, bevor er das Mädchen in der Bar des Splendide traf. Eine Stunde, um die Einzelheiten seines Plans für das Spiel durchzugehen, und für die Zeit nach dem Spiel, in all den verschiedenen Varianten von Sieg oder Niederlage. Er musste die begleitenden Rollen von Mathis, Leiter und dem Mädchen planen, und die möglichen Reaktionen der Gegenseite visualisieren. Er schloss die Augen und stellte sich eine Reihe sorgfältig aufgebauter Szenen vor, als ob er die sich drehenden Glassteinchen eines Kaleidoskops betrachten würde.
    Um zwanzig vor neun hatte er alle Variationen erwogen, die aus seinem Duell mit Le Chiffre entstehen konnten. Er stand auf und zog sich an. Dabei verdrängte er die unmittelbare Zukunft aus seinen Gedanken.
    Während er seine schmale schwarze Satinkrawatte band, hielt er einen Moment lang inne und betrachtete sein Spiegelbild. Seine graublauen Augen blickten mit einem Hauch Ironie zurück, und eine Locke seines widerspenstigen schwarzen Haars bildete ein dickes Komma über seiner rechten Augenbraue. Mit der schmalen vertikalen Narbe auf seiner rechten Wange ließ ihn das entfernt wie einen Piraten wirken. Aber keine Ähnlichkeit mit Hoagy Carmichael, dachte Bond, während er ein flaches Metalletui mit fünfzig seiner Morland-Zigaretten mit den drei goldenen Ringen füllte. Mathis hatte ihm von Lynds Bemerkung erzählt.
    Er steckte das Etui in seine Hosentasche,

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