James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)
Rades den Fall der Kugel beeinträchtigen konnten. Und doch war es unter den Roulettespielern üblich – und Bond hielt sich ebenfalls strikt daran –, die Vergangenheit jeder Sitzung genauestens zu studieren und sich von jeder Eigentümlichkeit im Lauf des Rades leiten zu lassen. Sich zum Beispiel Sequenzen, bei denen zweimal hintereinander dieselbe Zahl oder mehr als viermal hintereinander eine gerade Zahl fiel, zu merken und als bedeutsam zu betrachten.
Bond war kein Verfechter dieser Methode. Aber er war der Meinung, je mehr Mühe und Sorgfalt man auf das Spiel verwandte, desto mehr konnte man herausholen.
In der Aufzeichnung dieses speziellen Tisches nach etwa drei Stunden Spiel sah Bond nur wenig Interessantes, außer dass das letzte Dutzend Würfe nicht zugunsten der Spieler ausgefallen war. Seine Methode sah vor, immer mit dem Rad zu spielen und sich nur dann gegen dessen vorangegangene Muster zu wenden und eine neue Richtung einzuschlagen, wenn eine Null gefallen war. Also entschied er sich, eine seiner Lieblingseröffnungen zu spielen und auf zwei – in diesem Fall die ersten beiden – Dutzend zu setzen, beide mit dem Maximum – einhunderttausend Franc. Damit hatte er zwei Drittel des Spielfelds (ohne die Null) abgedeckt, und da die Gewinnquote beim Dutzend zwei zu eins betrug, würde er jedes Mal hunderttausend Franc gewinnen, wenn eine niedrigere Zahl als fünfundzwanzig auftauchte.
Nach sieben Runden hatte er sechsmal gewonnen. Beim siebten Mal verlor er, als die Dreißig drankam. Sein Reinertrag betrug vierhunderttausend Franc. Den achten Wurf setzte er aus. Die Kugel blieb auf der Null liegen. Dieser Zufall heiterte ihn noch mehr auf. Er deutete die Dreißig als Fingerzeig auf das letzte Dutzend und setzte auf das erste und letzte Dutzend, bis er zweimal verloren hatte. Zehn Würfe später kam das mittlere Dutzend zweimal, was ihn vierhunderttausend Franc kostete, aber er erhob sich um eine Million Franc reicher vom Tisch.
Sobald Bond begonnen hatte, Maxima zu spielen, war er am Tisch in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Da er eine Glückssträhne zu haben schien, begannen ein paar Trittbrettfahrer, auf den Zug aufzuspringen. Einer von ihnen, der Bond direkt gegenübersaß und Amerikaner zu sein schien, zeigte mehr als die übliche Dankbarkeit über seinen Anteil an der Gewinnserie. Er hatte Bond ein, zwei Mal über den Tisch hinweg angelächelt, und es lag etwas Vielsagendes an der Art, wie er Bonds Bewegungen nachahmte und zwei bescheidene Jetons im Wert von zehntausend Franc genau gegenüber Bonds größeren platzierte. Als Bond sich erhob, schob er ebenfalls seinen Stuhl zurück und rief freundlich über den Tisch hinweg:
»Danke fürs Mitnehmen. Ich schätze, ich schulde Ihnen jetzt wohl einen Drink. Darf ich Sie einladen?«
Bond vermutete, dass es sich um den CIA-Mann handelte. Er erhielt Gewissheit, als sie gemeinsam auf die Bar zuschlenderten, nachdem Bond dem Croupier einen Jeton im Wert von zehntausend Franc zugeworfen und dem
huissier
, der seinen Stuhl zurückzog, tausend Franc zugesteckt hatte.
»Ich heiße Felix Leiter«, sagte der Amerikaner. »Nett, Sie kennenzulernen.«
»Mein Name ist Bond – James Bond.«
»Oh, ja«, sagte sein Begleiter, »dann wollen wir doch mal sehen. Worauf sollen wir anstoßen?«
Bond bestand darauf, Leiter einen Haig & Haig mit Eis zu bestellen, dann warf er dem Barkeeper einen scharfen Blick zu.
»Einen trockenen Martini«, sagte er. »In einer tiefen Champagnerschale.«
»
Oui, Monsieur
.«
»Einen Moment noch. Drei Teile Gordon’s, ein Teil Wodka, ein halber Teil Kina Lillet. Schütteln Sie es gut durch, bis es eiskalt ist, und fügen Sie dann eine großes dünnes Stück Zitronenschale hinzu. Verstanden?«
»Natürlich, Monsieur.« Dem Barkeeper schien die Idee zu gefallen.
»Meine Güte, das ist ja mal ein Drink«, sagte Leiter.
Bond lachte. »Wenn ich mich … konzentrieren muss«, erklärte er, »nehme ich vor dem Abendessen niemals mehr als einen Drink zu mir. Aber dieser eine soll dann auch groß, sehr stark, sehr kalt und sehr gut gemacht sein. Ich hasse kleine Portionen im Allgemeinen, besonders wenn sie schlecht schmecken. Dieser Cocktail ist meine eigene Erfindung. Ich werde ihn patentieren lassen, sobald mir ein guter Name eingefallen ist.«
Er sah aufmerksam zu, wie das tiefe Glas von dem schwach goldenen Getränk außen vereiste, dann nahm er einen großen Schluck.
»Hervorragend«, sagte er zum Barkeeper, »aber
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