James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)
also willigte M ein, auch wenn er meinem Vorgesetzten sagte, dass Sie wütend darüber sein würden, dass man Ihnen eine Frau zur Seite stellt.« Sie wartete, aber als Bond nichts erwiderte, fuhr sie fort: »Ich sollte Mathis in Paris treffen und mit ihm herkommen. Ich habe eine Freundin, die eine
vendeuse
bei Dior ist und es irgendwie geschafft hat, mir dieses Kleid und das von heute Morgen zu leihen. Ansonsten hätte ich wohl kaum mit all diesen Leuten mithalten können.« Sie deutete in den Speisesaal.
»Im Büro waren alle sehr neidisch auf mich, auch wenn sie nicht wussten, um was für einen Auftrag es sich genau handelt. Sie hatten nur gehört, dass ich mit einem Doppelnullagenten zusammenarbeiten darf. Sie sind natürlich unsere Helden. Ich war entzückt.«
Bond runzelte die Stirn. »Es ist nicht schwer, eine Doppelnull zu bekommen, wenn man bereit ist, Menschen zu töten«, sagte er. »Mehr steckt nicht dahinter. Es ist nichts, worauf man besonders stolz sein kann. Ich habe diesen Status den Leichen eines japanischen Chiffrierexperten in New York und eines norwegischen Doppelagenten in Stockholm zu verdanken. Wahrscheinlich waren sie ganz anständige Leute. Sie gerieten lediglich ins Minenfeld der Welt, wie dieser Jugoslawe, den Tito kaltgemacht hat. Es ist ein verwirrendes Geschäft, aber wenn man sich diesen Job nun einmal ausgesucht hat, tut man, was einem gesagt wird. Wie schmeckt Ihnen das geriebene Ei zum Kaviar?«
»Es ist eine wunderbare Kombination«, sagte sie. »Ich liebe dieses Essen. Es ist wirklich eine Schande, dass …« Ein kalter Blick von Bond warnte sie, weiterzusprechen.
»Ohne den Auftrag wären wir gar nicht hier«, sagte er.
Plötzlich bedauerte er die Intimität ihres gemeinsamen Abendessens und ihrer Gespräche. Er hatte das Gefühl, zu viel gesagt zu haben, und dass das, was zuvor nur eine Arbeitsbeziehung gewesen war, nun durcheinandergeraten war.
»Wir sollten darüber sprechen, was getan werden muss«, sagte er sachlich. »Ich werde Ihnen erklären, was ich vorhabe und wie Sie mir dabei helfen können. Was, wie ich befürchte, nicht sehr viel sein wird«, fügte er hinzu.
»Das sind also die grundlegenden Fakten.« Und er begann, den Plan zu erläutern und die zahlreichen Eventualitäten aufzuzählen, denen sie sich gegenübersahen.
Der
maître d’hôtel
wies das Auftragen des zweiten Gangs an, und während sie die köstlichen Gerichte verspeisten, fuhr Bond fort.
Sie hörte ihm emotionslos, aber aufmerksam zu. Sein scharfer Tonfall hatte sie verunsichert, und sie ärgerte sich darüber, der Warnung des Leiters von S nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt zu haben.
»Er ist ein äußerst zweckorientierter Mann«, hatte ihr Vorgesetzter gesagt, als er ihr den Auftrag zugeteilt hatte. »Glauben Sie bloß nicht, dass dieser Einsatz Spaß machen wird. Er denkt an nichts anderes als an seine Mission. Und währenddessen ist es die Hölle, für ihn zu arbeiten. Aber er ist ein Experte, und von denen gibt es nicht viele, also werden Sie nicht Ihre Zeit verschwenden. Ich glaube nicht, dass er viel Herz hat. Wie auch immer, viel Glück und passen Sie auf sich auf.«
All dies hatte für sie so etwas wie eine Herausforderung dargestellt. Und als sie intuitiv gespürt hatte, dass er sie attraktiv und interessant fand, hatte ihr das eine gewisse Befriedigung verschafft. Doch dann hatte er sich aufgrund einer beiläufigen Bemerkung, dass sie sich miteinander amüsierten, in Eis verwandelt und brutal zurückgezogen, als ob Wärme Gift für ihn wäre. Im ersten Moment war sie gekränkt gewesen und war sich wie eine Idiotin vorgekommen. Doch dann hatte sie innerlich mit den Schultern gezuckt und sich mit aller Aufmerksamkeit auf das konzentriert, was er sagte. Sie würde den gleichen Fehler kein zweites Mal begehen.
»… und unsere größte Hoffnung besteht darin, dass ich eine Glücks- oder er eine Pechsträhne hat.«
Bond erklärte ihr, wie Baccara gespielt wurde.
»Im Grunde unterscheidet es sich nicht großartig von anderen Glücksspielen. Die Chancen der Bank und des Spielers sind mehr oder weniger gleich. Nur eine Glückssträhne eines Beteiligten kann die Entscheidung bringen und ‚sprengt die Bank‘, oder ruiniert den Spieler.
Wir wissen, dass Le Chiffre heute Abend den Baccaratisch vom ägyptischen Syndikat gekauft hat, das hier die Tische mit den hohen Einsätzen betreibt. Er hat eine Million Franc dafür bezahlt, womit sich sein Kapital auf vierundzwanzig Millionen
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