James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)
ist ein sehr ernsthafter Spieler, Miss Lynd«, sagte er. »Und ich schätze, das muss er auch sein. Kommen Sie einfach mit mir und sehen Sie zu, wie die Nummer 17 meiner übersinnlichen Gedankensteuerung gehorcht.
Ich denke, Sie werden es nicht allzu unangenehm finden, einfach so jede Menge Geld zugeschoben zu bekommen.«
Bond war erleichtert, wieder allein und in der Lage zu sein, sich ausschließlich auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren zu können. Er stand an der
caisse
und bekam gegen die Quittung, die ihm nachmittags ausgestellt worden war, seine vierundzwanzig Millionen Franc wieder. Er teilte die Scheine in zwei gleiche Stapel und steckte die eine Hälfte des Geldes in seine rechte Jacketttasche, die andere in die linke. Dann schlenderte er gemächlich zwischen den vollbesetzten Tischen hindurch, bis er am Ende des Saals angekommen war, wo hinter einem Messinggeländer der breite Baccaratisch wartete.
Der Tisch füllte sich allmählich, und die Karten wurden verdeckt auf dem Tisch durcheinandergeschoben, eine der effektivsten Methoden, um Kartensets zu mischen und Manipulationen zu vermeiden.
Der
chef de partie
hob die mit Samt überzogene Kette am Geländer an und gewährte ihm Einlass.
»Ich habe Nummer 6 für Sie reserviert, wie Sie es wünschten, Monsieur Bond.«
Drei Plätze waren immer noch unbesetzt. Bond ging zum Tisch, wo ihm ein
huissier
einen Stuhl zurechtrückte. Er nickte seinen Mitspielern zu und nahm Platz. Dann zog er sein Zigarettenetui und sein Feuerzeug heraus und legte sie neben seinen rechten Ellbogen auf den grünen Filz. Der
huissier
wischte einen dicken Glasaschenbecher aus und stellte ihn dazu. Bond zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
Der Platz des Bankhalters ihm gegenüber war unbesetzt. Er sah sich am Tisch um. Er kannte die meisten Spieler vom Sehen, doch nur wenige mit Namen. Auf Nummer 7, zu seiner Rechten, saß ein Monsieur Sixte, ein reicher Belgier mit Beteiligungen am Metallhandel im Kongo. Auf Nummer 9 befand sich Lord Danvers, ein distinguierter, aber schwächlich aussehender Mann, dessen Vermögen vermutlich von seiner reichen amerikanischen Gattin stammte. Es handelte sich um eine Frau mittleren Alters, deren raubtierhafter Mund an einen Barrakuda erinnerte und die auf Platz Nummer 3 saß. Bond nahm an, dass ihr Spiel gerissen, aber nervös war, und dass sie unter den ersten sein würde, die ausschieden. Auf Nummer 1, zur Rechten des Bankhalters, befand sich ein bekannter griechischer Spieler, der eine profitable Reederei besaß, wie Bonds Erfahrung nach offenbar jeder im östlichen Mittelmeerraum. Er würde gelassen und gut spielen und weiterkommen.
Bond bat den
huissier
um einen Zettel und schrieb unter ein Fragezeichen die verbleibenden Zahlen 2, 4, 5, 8 und 10.
Schnell kam der Zettel mit den ausgefüllten Namen zurück.
Nummer 2 würde von Carmel Delane besetzt werden. Sie war ein amerikanischer Filmstar und hatte die Alimente dreier Exmänner zu verheizen, und Bond nahm an, dass noch mehr Geld von ihrem derzeitigen Begleiter hier in Royale dazukommen würde. Mit ihrem lebhaften Temperament würde sie unbekümmert und voller Elan spielen und vielleicht eine Glückssträhne haben.
Dann kam Lady Danvers auf Nummer 3. Nummer 4 und 5 waren Mr und Mrs Du Pont. Sie wirkten reich und hatten möglicherweise das echte Geld der Du Ponts im Rücken. Bond war recht froh, sie neben sich zu haben – Mrs Du Pont saß auf Nummer 5 –, und er war darauf vorbereitet, mit ihnen oder Monsieur Sixte zu seiner Rechten zusammenzulegen, wenn sie sich einer zu großen Banksumme gegenübersehen sollten.
Auf Nummer 8 saß der Maharadscha eines kleinen indischen Staates, der hier wahrscheinlich seine gesamten Reserven aus der Zeit des Sterlingblocks als Spielkapital einsetzte. Bonds Erfahrung nach waren nur wenige Asiaten beherzte Spieler. Selbst die vielgepriesenen Chinesen neigten dazu, den Mut zu verlieren, wenn es schlecht lief. Aber der Maharadscha würde wahrscheinlich im Spiel bleiben und ein paar schwere Verluste hinnehmen, solange sie nur nach und nach kamen.
Nummer 10 war Signor Tomelli, ein wohlhabend aussehender junger Italiener, dessen Reichtum wahrscheinlich von Wuchermieten in Mailand stammte. Bond nahm an, dass er überstürzt und unklug spielen würde. Vielleicht würde er sogar die Beherrschung verlieren und eine Szene machen.
Bond hatte seine grobe Zusammenfassung der Spieler gerade beendet, als Le Chiffre mit den
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