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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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spürten auch nicht die Anspannung, die sie umgab.
    In dem berühmten Nachtclub waren die Hocker an der langen Bar voll besetzt, doch eine der kleinen Nischen an der Wand war frei. Bond und Leiter ließen sich auf den beiden Stühlen nieder, zwischen denen ein schmaler Tisch stand.
    Sie bestellten Scotch mit Soda – Haig & Haig in einer ovalen Flasche. Bond ließ den Blick über die Menge schweifen. Sie bestand fast ausschließlich aus Männern. Er entdeckte zwei oder drei Weiße, Boxfans oder Reporter für die New Yorker Sportkolumnen, vermutete Bond. Die Atmosphäre war wärmer und lauter als in Downtown. Die Wände waren mit Fotografien von Boxern bedeckt. Die meisten zeigten Sugar Ray Robinson und Momentaufnahmen aus seinen großen Kämpfen. Es war ein fröhlicher Ort, der gut im Geschäft zu sein schien.
    »Dieser Sugar Ray ist ein kluger Kerl«, sagte Leiter. »Hoffen wir, dass wir beide wie er wissen, wann wir aufhören müssen, wenn es so weit ist. Er hat jede Menge Kohle beiseitegeschafft und jetzt vergrößert er sein Vermögen, indem er in Nachtclubs investiert. Sein Anteil an diesem Laden muss eine ordentliche Summe wert sein, und er besitzt hier in der Gegend jede Menge Immobilien. Er arbeitet immer noch hart, aber es ist nicht die Art von Arbeit, bei der man blind werden oder sich eine Hirnblutung zuziehen kann. Er hat aufgehört, als er noch am Leben war.«
    »Vermutlich wird er eine Broadwayshow finanzieren und alles verlieren«, sagte Bond. »Wenn ich jetzt aussteigen und Obstbauer in Kent werden würde, bekäme ich es wahrscheinlich mit dem schlechtesten Wetter seit dem Zufrieren der Themse zu tun und würde bankrottgehen. Man kann nicht auf alles vorbereitet sein.«
    »Man kann es versuchen«, erwiderte Leiter. »Aber ich weiß, was Sie meinen – besser den Regen, den man kennt, als die Traufe, die man nicht kennt. Es ist gar kein so schlechtes Leben, wenn es daraus besteht, in einer gemütlichen Bar zu sitzen und guten Whisky zu trinken. Wie gefällt Ihnen diese Ecke des Dschungels?« Er lehnte sich vor. »Lauschen Sie mal der Unterhaltung des Paares hinter Ihnen. Soweit ich verstanden habe, kommen Sie direkt aus dem ‚Niggerhimmel‘.«
    Bond warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter.
    In der Nische hinter ihm saß ein gut aussehender junger Neger in einem teuren beigefarbenen Anzug mit übertriebenen Schulterpolstern. Er hatte den Rücken lässig an die Wand gelehnt und einen Fuß auf die Bank neben sich gestellt. Er säuberte die Fingernägel seiner linken Hand mit einem kleinen Taschenmesser und schaute hin und wieder gelangweilt in Richtung des lebhaften Treibens an der Bar. Sein Kopf ruhte auf der Rückenlehne der Bank direkt hinter Bond und strömte einen leichten Geruch von teurem Haarglättungsmittel aus. Bond betrachtete den künstlichen Scheitel, der mit einem Rasierer über die linke Seite seiner Kopfhaut und durch das fast glatte Haar gezogen worden war, was darauf hinwies, dass seine Mutter es seit seiner Kindheit regelmäßig mit dem Glätteisen bearbeitet hatte. Die einfache schwarze Seidenkrawatte und das weiße Hemd zeugten von gutem Geschmack.
    Ihm gegenüber beugte sich eine attraktive kleine Negerin, in deren Adern dem Aussehen nach auch ein paar Tropfen weißes Blut zu fließen schienen, zu ihm vor. Auf ihrem hübschen Gesicht lag ein Ausdruck der Sorge. Ihr pechschwarzes Haar umrahmte in glänzenden Wellen das anmutige mandelförmige Antlitz mit den leicht schräg stehenden Augen unter den sorgfältig gezogenen dünnen Brauen. Das tiefe Purpurrot ihrer geöffneten sinnlichen Lippen wirkte im Kontrast zu ihrer bronzefarbenen Haut unglaublich aufregend. Alles, was Bond von ihrer Kleidung sehen konnte, war das Mieder eines Abendkleides aus schwarzem Samt, das die festen, kleinen Brüste eng umschmeichelte und tief blicken ließ. Sie trug eine Goldkette um den Hals und ein einfaches Goldarmband an jedem Handgelenk.
    Sie redete drängend auf den jungen Mann ein und schenkte Bonds kurzem, intensivem Blick keine Beachtung.
    »Hören Sie zu und sehen Sie mal, ob Sie ein Gefühl dafür bekommen können, wie die Dinge hier so laufen«, sagte Leiter. »In Harlem ticken die Uhren ein wenig anders.«
    Bond griff nach der Speisekarte, lehnte sich zurück und studierte das Hähnchenspezialmenü für drei Dollar fünfundsiebzig.
    »Komm schon, Süßer«, bettelte das Mädchen. »Warum biste heute Abend so müde?«
    »Schätze, ich werd wohl ganz von selbst müde, wenn ich dir die

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