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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Bedeutung dessen, was Leiter ihm erzählt hatte. Sie waren hier unerlaubt eingedrungen. Sie waren hier schlicht nicht erwünscht. Bond fühlte die innere Unruhe, die während des Krieges sein ständiger Begleiter gewesen war, als er für eine Weile hinter feindlichen Linien gearbeitet hatte. Er schüttelte die Empfindung ab.
    »Wir gehen zu Ma Frazier’s, ein Stück die Avenue hinauf«, sagte Leiter. »Dort gibt es das beste Essen in ganz Harlem, zumindest früher mal.«
    Während sie die Straße entlanggingen, warf Bond einen Blick in die Schaufenster.
    Die Anzahl der Friseur- und Schönheitssalons verblüffte ihn. Sie alle warben für diverse Sorten von Haarglättungsmitteln – »Scheitel Glossatina, zur Anwendung mit dem Glätteisen«, »Seidenglatt. Hinterlässt keine Rötungen oder Verbrennungen« – oder Patentlösungen für das Bleichen der Haut. Die zweithäufigsten Läden waren Herrenausstatter und Kleidungsgeschäfte, die fantastische Herrenschuhe aus Schlangenleder, Hemden mit kleinen Flugzeugen als Muster, Karottenhosen mit zentimeterbreiten Streifen und Anzüge mit Schulterpolstern und eng zulaufenden Hosen anboten. Sämtliche Buchläden waren voller Bildungsliteratur – wie man dies lernte, wie man das machte – und Comics. Es gab mehrere Läden, die Glücksbringer und diverse okkulte Bücher anboten –
Sieben Schlüssel zur Macht
, »Das seltsamste Buch, das je geschrieben wurde«, mit Kapiteln wie: »Wie man einen Fluch aufhebt und umkehrt«, »Singe deine Wünsche in der Stummen Sprache«, »Verzaubere jeden, egal wo du bist« und »Bringe jede beliebige Person dazu, dich zu lieben«. Unter den Glücksbringern befanden sich: »High-John-the-Conquerer-Wurzel«, »Geldanziehungsöl«, »Duftpulver, entzaubernde Sorte«, »Räucherstäbchen, Sorte zum Aufheben eines Fluchs« und der »Gesegnete-Hand-Glücksbringer: Schützt vor dem Bösen. Verwirrt und vertreibt Feinde«.
    Bond fand, es war kein Wunder, dass Mr Big den Voodoo-Glauben als solch mächtige Waffe bei Menschen ansah, die bei weißen Hühnerfedern oder gekreuzten Stöcken auf der Straße immer noch zusammenzuckten – und das mitten in der strahlenden Hauptstadt der westlichen Welt.
    »Ich bin froh, dass wir hergekommen sind«, sagte Bond. »So langsam durchschaue ich Mr Big. In einem Land wie England kennen wir so etwas einfach nicht. Natürlich sind wir dort sehr abergläubisch – besonders die Kelten –, aber hier kann man die Trommeln beinahe hören.«
    Leiter schnaubte. »Ich werde froh sein, wenn ich in meinem Bett liege«, sagte er. »Aber wir müssen diesen Kerl erst einschätzen, bevor wir entscheiden, wie wir an ihn rankommen.«
    Ma Frazier’s stellte einen freundlichen Gegensatz zu den kalten Straßen dar. Sie genossen ein ausgezeichnetes Abendessen aus Muscheln und frittiertem Hähnchen mit Speck und Mais. »Das müssen wir essen«, sagte Leiter. »Es ist das Nationalgericht.«
    In dem warmen Restaurant ging es sehr zivilisiert zu. Ihren Kellner schien ihre Anwesenheit zu freuen, und er zeigte ihnen diverse Berühmtheiten, doch als Leiter eine Frage über Mr Big in die Unterhaltung einfließen ließ, schien ihn der Kellner nicht zu hören. Er kehrte nicht mehr an den Tisch zurück, bis sie nach der Rechnung verlangten.
    Leiter wiederholte die Frage.
    »Tut mir leid, Sir«, sagte der Kellner knapp. »Ich kenne keinen Herrn mit diesem Namen.«
    Als sie das Restaurant verließen, war es dreiundzwanzig Uhr dreißig, und die Avenue war so gut wie leer. Sie nahmen ein Taxi zum Savoy Ballroom, tranken einen Scotch mit Soda und beobachteten die Tänzer.
    »Die meisten modernen Tänze wurden hier erfunden«, sagte Leiter. »So gut ist dieser Laden. Der Lindy Hop, Truckin’, der Susie Q, der Shag. Alle hatten ihren Anfang auf dieser Tanzfläche. Jede große amerikanische Band, die Sie je gehört haben, ist stolz darauf, einmal hier gespielt zu haben – Duke Ellington, Louis Armstrong, Cab Calloway, Noble Sissle, Fletcher Henderson. Es ist das Mekka des Jazz und des Swing.«
    Sie hatten einen Tisch in der Nähe des Geländers, das die große Tanzfläche umgab. Bond war wie gebannt. Viele der Frauen fand er wunderschön. Die Musik hämmerte sich in seinen Puls, bis er fast vergaß, weswegen er hier war.
    »Ganz schön mitreißend, was?«, sagte Leiter schließlich. »Ich könnte die ganze Nacht hier verbringen. Aber wir sollten besser aufbrechen. Sonst schaffen wir es nicht mehr ins Small’s Paradise. Dort ist es so ähnlich wie

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