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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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breiterer Gang. Unter den Gerüsten konnte Bond lange Becken und Schächte ausmachen, die in den Boden führten. Direkt unter sich sah er breite Bretter voller Muscheln, die aus den Wänden ragten. Die meisten Becken waren dunkel, doch in manchen glühte ein winziger Streifen aus elektrischem Licht, das sich in den kleinen Luftblasen widerspiegelte, die von den Algen und dem Sand aufstiegen. Unter dem Dach verlief ein leichter Metallsteg über jeder Beckenreihe, und Bond vermutete, dass jedes einzelne Becken herausgehoben und zum Ausgang gebracht werden konnte, um die Ware zu verschiffen oder kranke Fische aus den Becken zu holen und in Quarantäne zu verlegen. Es war ein Fenster in eine fremdartige Welt und ein fremdartiges Geschäft. Es war seltsam, sich all die Würmer und Aale und Fische vorzustellen, die sich lautlos in der Nacht bewegten. Die tausenden Kiemen, die Wasser filterten, und die zahllosen Fühler, die herumwedelten, sich ausrichteten und ihre kleinen Radarsignale an Dutzende von Nervenzentren weiterleiteten.
    Nach einer Vierteilstunde sorgfältiger Arbeit ertönte ein winziges Knacken, und die Scheibe löste sich aus der Halterung und Bond konnte sie dank des Kittknubbels festhalten.
    Er kletterte von dem Reifen und legte die Scheibe vorsichtig auf den Boden. Dann stopfte er seine Schuhe in sein Hemd. Da er nur eine unverletzte Hand hatte, mochten sie sich als unerlässliche Waffen erweisen. Er lauschte. Abgesehen vom unablässigen Jaulen der Pumpen hörte er nichts. Er sah nach oben, um festzustellen, ob sich zufällig ein paar Wolken vor den Mond schieben würden, doch der Himmel war bis auf den Baldachin aus hell leuchtenden Sternen leer. Er kletterte wieder auf den Reifen und hievte die Hälfte seines Körpers mit Leichtigkeit durch die Öffnung, die er geschaffen hatte.
    Er drehte sich herum, umfasste den Metallrahmen über seinem Kopf und verlagerte sein gesamtes Gewicht auf seine Arme. Dann zog er mit einem Ruck seine Beine durch die Öffnung und ließ sie an der Wand herunterbaumeln, sodass sie nur wenige Zentimeter über den Brettern mit den Muscheln schwebten. Er ließ sich langsam herunter, bis er die Muscheln unter seinen bestrumpften Füßen spüren konnte. Dann schob er sie vorsichtig mit den Zehen beiseite, bis er eine Stelle freigeräumt hatte, auf der er stehen konnte. Gleich darauf ließ er sich mit seinem ganzen Gewicht behutsam auf das Brett gleiten. Es hielt, und einen Augenblick später stand er auf dem Boden und lauschte mit all seinen Sinnen auf jegliches Geräusch, das vom Jaulen der Maschinen übertönt werden könnte.
    Doch es gab keins. Er nahm seine mit Stahlkappen versehenen Schuhe aus seinem Hemd und ließ sie auf dem freigeräumten Brett stehen. Dann bewegte er sich mit einer kleinen Taschenlampe in der Hand über den Betonboden.
    Er befand sich in der Abteilung für Aquariumsfische, und als er die Beschriftungen studierte, blitzte buntes Licht aus den tiefen Becken auf, und hin und wieder erschien wie aus dem Nichts ein lebendes Juwel und starrte ihn kurz an, bevor er weiterging.
    Es gab alle möglichen Arten – Schwertträger, Guppys, Platys, Terrafische, Neonfische, Buntbarsche, Labyrinthund Paradiesfische sowie jegliche Sorte exotischer Goldfische. Darunter befanden sich zahllose in den Boden eingelassene und übereinandergestapelte Schalen mit sich windenden Würmern und anderen Ködertieren: Maden, Mikrowürmer, Wasserflöhe, Garnelen und dicke schleimige Muschelwürmer. Aus diesen Bodenbecken, von denen die meisten mit Hühnerdraht abgedeckt waren, starrten ihm im Licht seiner Taschenlampe Tausende winziger Augen entgegen.
    Die Luft war vom Gestank eines Mangrovensumpfs erfüllt, und die Temperaturen bewegten sich im Bereich von fast dreißig Grad. Bond fing schon bald an, leicht zu schwitzen und sich nach der kühlen, reinen Nachtluft zu sehnen.
    Er befand sich bereits im großen Mittelgang, als er die giftigen Fische entdeckte, nach denen er gesucht hatte. Als er in den Akten im Polizeihauptquartier in New York von ihnen gelesen hatte, hatte er sich vorgenommen, mehr über diesen Nebenerwerb von Uroboros Inc. herauszufinden.
    Hier waren die Becken kleiner, und in den meisten befand sich nur ein einziges Exemplar. Hier waren die Augen, die Bond träge anstarrten, kalt und gefährlich, und manchmal blitzte im Licht der Taschenlampe ein gebleckter Reißzahn oder ein drohend aufgestellter Rückenstachel auf.
    Auf jedem dieser Becken befand sich ein Unheil

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