James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
sollte wirklich besser auf sich aufpassen.«
»Ja, Mrs Stuyvesant. Was ist passiert?«, fragte Bond ungeduldig.
»Der Krankenwagen kam, kurz nachdem Sie losgefahren waren.« Die Augen der Frau leuchteten vor Freude über die schlechten Nachrichten. »Wie es scheint, war Mr Leiter mit seinem Auto in einen Unfall verwickelt. Er musste auf einer Trage ins Haus gebracht werden. Ein äußerst freundlicher farbiger Mann kümmerte sich um alles. Er sagte, Mr Leiter werde wieder in Ordnung kommen, dürfe aber unter keinen Umständen gestört werden. Armer Junge! Sein ganzes Gesicht war mit Verbänden umwickelt. Sie sagten, sie hätten es ihm bequem gemacht und dass später ein Arzt vorbeikommen werde. Wenn es irgendetwas gibt, das ich …«
Bond wartete nicht länger. Er lief über den Rasen auf das Haus zu, eilte durch den Eingangsbereich und in Leiters Zimmer.
Auf Leiters Bett lag der Umriss eines Körpers. Er war vollständig mit einem Laken bedeckt. Das Gesicht unter dem Laken schien sich nicht zu bewegen.
Bond biss die Zähne zusammen und beugte sich über das Bett. Gab es irgendeine winzige Regung?
Bond zog das Laken vom Gesicht. Doch dort war kein Gesicht. Nur etwas, das über und über mit weißen Verbänden umwickelt war und aussah wie ein weißes Wespennest.
Vorsichtig zog er das Laken weiter herunter. Mehr Verbände, gröber gewickelt, von frischem Blut durchtränkt. Dann die Öffnung eines Sacks, der die untere Hälfte des Körpers bedeckte. Alles war blutgetränkt.
Aus einer Lücke zwischen den Verbänden, wo sich der Mund hätte befinden sollen, schaute ein Stück Papier hervor.
Bond zog es heraus und lehnte sich nah an Leiter heran. Er spürte einen schwachen Anflug von Atem an seiner Wange. Sofort griff er nach dem Telefon neben dem Bett. Es dauerte Minuten, bis er Tampa die Situation vollständig begreiflich machen konnte. Dann reagierten sie endlich auf die Dringlichkeit in seiner Stimme. Sie würden in zehn Minuten da sein.
Er legte den Hörer auf und warf einen Blick auf das Papier in seiner Hand. Es handelte sich um ein Stück grobes weißes Packpapier. Darauf standen mit Bleistift in unordentlicher Blockschrift folgende Worte geschrieben:
ETWAS, DAS IHN GEGESSEN HAT, IST IHM NICHT BEKOMMEN.
Und darunter in Klammern:
(P. S. WIR HABEN NOCH SEHR VIELE SCHERZE DIESER ART AUF LAGER.)
Mit den Bewegungen eines Schlafwandlers legte Bond das Stück Papier auf den Nachttisch. Dann wandte er sich wieder dem Körper auf dem Bett zu. Er wagte es kaum, ihn zu berühren, da er fürchtete, dass die winzigen, flachen Atemzüge plötzlich verstummen würden. Doch er musste etwas herausfinden. Vorsichtig machte er sich an den Verbänden an der Oberseite des Kopfes zu schaffen. Schon bald legte er ein paar Haarsträhnen frei. Das Haar war nass, und Bond steckte sich die Finger in den Mund. Sie schmeckten salzig. Er zog eine Haarsträhne aus dem Verband und betrachtete sie genau. Es konnte keinen Zweifel mehr geben.
Er sah die helle strohblonde Mähne vor sich, die zerzaust über das rechte graue Auge hing, das verschmitzt funkelte, und darunter das raubvogelartige Gesicht des Texaners, mit dem er so viele Abenteuer erlebt hatte. Einen Augenblick lang stellte er ihn sich so vor, wie er gewesen war. Dann steckte er die Haarsträhne unter den Verband zurück, setzte sich auf die Kante des anderen Betts, betrachtete schweigend den Körper seines Freundes und fragte sich, wie viel davon gerettet werden konnte.
Als die beiden Detectives und der Polizeiarzt eintrafen, berichtete er ihnen mit leiser, tonloser Stimme alles, was er wusste. Aufgrund der Informationen, die Bond ihnen bereits am Telefon genannt hatte, hatten sie einen Streifenwagen zum Aufenthaltsort des Robbers geschickt, und sie warteten auf einen Bericht, während der Arzt nebenan arbeitete.
Er war zuerst fertig. Er kam mit einem beunruhigten Gesichtsausdruck ins Wohnzimmer. Bond sprang auf. Der Polizeiarzt ließ sich auf einen Stuhl fallen und sah zu ihm auf.
»Ich denke, er wird es überleben«, sagte er. »Aber die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig. Die haben Ihren armen Freund ganz schön übel zugerichtet. Ihm fehlen ein Arm und ein halbes Bein. Sein Gesicht ist kein schöner Anblick, aber die Verletzungen dort sind nur oberflächlich. Keine Ahnung, was das angerichtet hat. Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist ein Tier, vielleicht ein großer Fisch. Irgendetwas hat versucht, ihn in Stücke zu reißen. Ich werde mehr wissen, sobald
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