James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
Weiße Haie, Tigerhaie, sogar Hammerhaie. Die werden Ihnen sicher gerne behilflich sein. Es ist sehr kostspielig, sie zu füttern. Gern geschehen. Wann immer Sie in der Gegend sind. Wiederhören.«
Bond zog seine Waffe aus dem Holster und reinigte sie, während er darauf wartete, dass die Nacht hereinbrach.
MITTERNACHT UNTER WÜRMERN
Gegen achtzehn Uhr packte Bond seine Tasche und bezahlte die Rechnung. Mrs Stuyvesant freute sich über seine Abreise. Die Everglades-Ferienhausanlage hatte seit dem letzten Hurrikan keinen solchen Aufruhr mehr erlebt.
Leiters Wagen stand an der Straße, und Bond fuhr damit in die Stadt. Er ging in einen Eisenwarenladen und tätigte dort diverse Einkäufe. Dann aß er das größte Steak, das er je gesehen hatte – englisch, mit Pommes frites. Das Etablissement war ein kleines, dunkles und freundliches Restaurant namens Pete’s. Er trank ein halbes Pint Old Grand-Dad zum Steak und ließ sich zum Abschluss noch zwei Tassen sehr starken Kaffee bringen. Danach fühlte er sich langsam wieder ein wenig zuversichtlicher.
Er dehnte das Essen und Trinken bis einundzwanzig Uhr aus. Dann studierte er eine Karte der Stadt, stieg ins Auto und machte einen weiten Abstecher, der ihn ganz in die Nähe der Anlegestelle des Robbers brachte. Er befand sich nun einen Block südlich davon. Er parkte den Wagen am Meer und stieg aus.
Es war eine helle Mondnacht, und die Gebäude und Lagerhallen warfen große, eckige, indigoblaue Schatten. Der gesamte Bereich schien verlassen zu sein, und es gab kein Geräusch, bis auf das sanfte Schlagen der Wellen gegen den Uferdamm und das Gurgeln des Wassers unter den leeren Anlegeplätzen.
Der obere Bereich des niedrigen Uferdamms war etwa neunzig Zentimeter breit. Die knapp hundert Meter, die ihn von dem langen schwarzen Umriss der Uroboros-Lagerhalle trennten, lagen im Schatten.
Bond kletterte auf den Damm und balancierte vorsichtig zwischen den Gebäuden und dem Meer voran. Als er näher kam, wurde ein gleichmäßiges hohes Fiepen immer lauter, und als er vom Damm auf den breiten Zementparkplatz hinter dem Gebäude sprang, war es zu einem gedämpften Kreischen geworden. Bond hatte so etwas in der Art erwartet. Der Lärm, so wusste er, stammte von den Sauerstoffpumpen und den Heizsystemen, die notwendig waren, um die Fische während der kühlen Nächte am Leben zu halten. Er hatte sich außerdem auf die Tatsache verlassen, dass der Großteil des Daches aus Glas bestehen würde, um während des Tages Sonnenlicht hereinzulassen. Des Weiteren würde es ein gutes Belüftungssystem geben.
Seine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die gesamte südliche Wand der Lagerhalle bestand ab der Höhe seines Kopfes aus Glasplatten, und durch sie konnte er den Mond durch ein riesiges Glasdach scheinen sehen. Hoch über ihm, und damit weit außerhalb seiner Reichweite, waren ein paar breite Fenster geöffnet, um die Nachtluft hineinzulassen. Wie er und Leiter vermutet hatten, befand sich weiter unten eine kleine Tür, doch sie war verschlossen und verriegelt, und bleiummantelte Drähte neben den Scharnieren ließen auf eine Art Alarmanlage schließen.
Bond war nicht an der Tür interessiert. Er war seiner Eingebung gefolgt und hatte sich für einen Einstieg durch Glas ausgerüstet. Er suchte die Umgebung nach etwas ab, das ihm zusätzliche sechzig Zentimeter Höhe verschaffen würde. In einem Land, in dem Abfall und Schrott fast schon zum Landschaftsbild gehörten, wurde er schnell fündig. Es handelte sich um einen ausrangierten, schweren Lastwagenreifen. Er rollte ihn zur Wand der Lagerhalle und zog seine Schuhe aus.
Er legte Ziegelsteine an die unteren Kanten des Reifens, um ihn zu stabilisieren, und hievte sich hoch. Das gleichmäßige Kreischen der Pumpen übertönte seine Geräusche und gewährte ihm Schutz. Er machte sich sofort mit einem kleinen Glasschneider an die Arbeit, den er auf dem Weg zum Abendessen zusammen mit einer Packung Glaserkitt gekauft hatte. Nachdem er die beiden senkrechten Seiten einer der großen Scheiben herausgeschnitten hatte, drückte er den Glaserkitt gegen die Mitte der Scheibe und formte die Masse zu einem hervorstehenden Knubbel. Dann machte er sich an den waagerechten Kanten der Scheibe zu schaffen.
Während er arbeitete, warf er einen Blick in die vom Mondlicht erhellten Bereiche des Lagers. Die endlosen Reihen aus Becken standen auf Holzgerüsten, zwischen denen schmale Gänge verliefen. In der Mitte des Gebäudes befand sich ein
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