James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
Gürtel.
Die Wasseroberfläche über ihm wirkte wie ein Dach aus Quecksilber. Sie spritzte leise, wie Fett in einer Pfanne. Vor ihm fiel das Mondlicht auf das tiefe Tal, das sich vor ihm auf der Route erstreckte, der er folgen musste. Er verließ seine schützende Baumkoralle und ging langsam weiter. Doch jetzt war es nicht mehr so leicht. Das Licht war trügerisch und schwach, und der versteinerte Wald des Korallenriffs war voller Sackgassen und verlockender, aber irreführender Wege.
Manchmal musste er fast bis zur Oberfläche heraufklettern, um über einen ineinander verschlungenen Haufen aus Baum- und Porenkorallen hinwegzukommen, und wenn das passierte, nutzte er die Gelegenheit, um seine Position mithilfe des Mondes zu überprüfen, der wie eine große blasse Silberscheibe über dem durchbrochenen Wasser leuchtete. Manchmal konnte er sich unter einem vorteilhaft geformten Felsen verstecken, wo er sich ein paar Momente in dem Wissen ausruhte, dass seine Luftblasen vom oberen Teil des Felsens, der aus dem Wasser ragte, verborgen werden würden. Dann richtete er seinen Blick auf das phosphoreszierende Nachtleben der winzigen Unterwasserwelt und sah ganze Kolonien und Populationen, die ihren mikroskopischen Geschäften nachgingen.
Er entdeckte keine großen Fische, aber es waren viele Hummer unterwegs, die im Vergrößerungsglas des Wassers riesig und prähistorisch wirkten. Ihre rötlichen Stielaugen starrten ihn an, und ihre dreißig Zentimeter langen Antennen schienen ihn nach dem Losungswort zu fragen. Gelegentlich trippelten sie nervös rückwärts in ihre Höhlen, wobei ihre kräftigen Schwanzfächer Sand aufwirbelten. Sie duckten sich auf den Spitzen ihrer acht haarigen Beine zusammen und warteten darauf, dass die Gefahr vorüberging. Einmal schwebte ein großer Schwarm Portugiesischer Galeeren langsam vorbei. Sie kamen fast an seinen Kopf heran, und er erinnerte sich an den Schmerz, als er mit einem ihrer Fangfäden in Berührung gekommen war. Es hatte drei Tage lang schrecklich gebrannt. Wenn sie einen Mann in Herznähe trafen, konnte das tödlich enden. Er sah mehrere grüne und gesprenkelte Muränen. Letztere bewegten sich wie große gelb-schwarze Schlangen über den Sandboden, während die grünen aus Löchern im Felsen ihre Zähne fletschten. Zudem schwammen einige Kugelfische wie braune Eulen mit großen grünen Augen an ihm vorbei. Einen davon stieß er mit der Spitze seiner Kanone an, woraufhin er sich zur Größe eines Fußballs aufpumpte und zu einer Masse gefährlicher weißer Stacheln wurde. Breite Seefächer wogten in den Strudeln hin und her, und in den grauen Senken fingen sie das Licht des Mondes ein, was ihnen ein gespenstisches Aussehen verlieh. Oft nahm Bond unbekannte, große Bewegungen und Strudel im Wasser wahr und hatte das Gefühl, von großen Augen beobachtet zu werden. Dann wirbelte er herum, legte den Finger auf den Abzug seiner Harpunenkanone und starrte in die Dunkelheit. Aber schließlich schoss er auf nichts, und nichts griff ihn an, während er sich weiter seinen Weg durch das Riff bahnte.
Für die etwa neunzig Meter Korallenriff brauchte er ungefähr eine Viertelstunde. Als er sie hinter sich gelassen hatte und sich im Schutz eines letzten Felsens auf einem Stück Hirnkoralle ausruhte, war er froh, dass der restliche Weg nur noch aus grau-weißem Wasser bestand. Er fühlte sich immer noch vollkommen unverbraucht und die durch das Benzedrin verursachte Hochstimmung und Klarheit hielt ebenfalls noch an. Aber der Spießrutenlauf durch die Gefahren des Riffs hatte an seinen Nerven gezehrt, und die Angst davor, seinen Taucheranzug aus Versehen zu zerreißen, war sein ständiger Begleiter gewesen. Nun hatte er den Wald der rasiermesserscharfen Korallen hinter sich gelassen. Stattdessen erwarteten ihn nun Haie und Barrakudas oder möglicherweise eine plötzlich auftauchende Dynamitstange, die ins Zentrum der kleinen Blume geworfen wurde, die seine Luftbläschen an der Oberfläche bildeten.
Während er so über die Gefahren nachdachte, die vor ihm lagen, erwischte ihn der Krake. An beiden Knöcheln.
Er hatte seine Füße auf den Sandboden aufgestellt. Plötzlich wurden sie gegen die Koralle gepresst, auf der er sich ausgeruht hatte. Noch während ihm klar wurde, was geschehen war, begann ein Tentakel, sein Bein heraufzuwandern. Dann kroch ein weiterer, im schwachen Licht lila erscheinender Fangarm seinen linken Fuß herauf.
Vor Schreck und Ekel sprang er auf, und sobald er
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