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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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an den Felsen und Korallen vorbei, die um das Fundament der Insel herum im Sand lagen. Die
Secatur
war nun gut gesichert, sogar gegen einen starken Nordwind. Bond schätzte, dass sich unter ihrem Kiel etwa sechs Meter Wasser befanden.
    Während sie weiter zusahen, erschien Mr Bigs gewaltige Gestalt an Deck. Er trat auf den Anlegesteg und begann langsam, die steilen Stufen hinaufzusteigen. Er blieb oft stehen, und Bond dachte an das geschwächte Herz, das in diesem großen gräulich schwarzen Körper mühevoll vor sich hin pumpte.
    Ihm folgten zwei Mitglieder der Besatzung, die eine leichte Krankentrage nach oben trugen, auf der ein Körper festgeschnallt war. Durch sein Fernglas konnte Bond Solitaires Haar sehen. Er war besorgt und verwirrt, und er spürte, wie sich sein Herz durch die Nähe zu ihr zusammenzog. Er hoffte inständig, dass die Trage nur eine Vorsichtsmaßnahme war, damit Solitaire von der Küste aus nicht erkannt wurde.
    Dann wurde auf den Stufen eine Kette aus zwölf Männern gebildet, und die Aquarien wurden nacheinander hochgereicht. Quarrel zählte einhundertzwanzig.
    Dann wurden auf die gleiche Art Vorräte hinaufbefördert.
    »Diesmal haben sie nicht so viel mitgebracht«, kommentierte Strangways, als die Männer fertig waren. »Nur ein halbes Dutzend Kisten. Normalerweise sind es so um die fünfzig. Er bleibt wohl nicht lange.«
    Er hatte kaum gesprochen, da wurde ein Aquarium, das zur Hälfte mit Wasser und Sand gefüllt war, über die menschliche Leiter aus Händen hinabgereicht. Dann ein weiteres und noch eines, in jeweils ungefähr fünf Minuten Abstand.
    »Mein Gott«, sagte Strangways. »Sie beladen die Jacht schon wieder. Das bedeutet wohl, dass sie bereits morgen wieder auslaufen wollen. Ob sie sich wohl entschieden haben, die Insel zu räumen, und das hier ist ihre letzte Fracht?«
    Bond sah dem Treiben eine Weile lang aufmerksam zu. Dann gingen sie leise wieder durch die Bäume hindurch zum Haus. Quarrel blieb zurück, um die weiteren Entwicklungen zu beobachten.
    Sie setzten sich ins Wohnzimmer, und während sich Strangways einen Whisky Soda mixte, starrte Bond aus dem Fenster und ordnete seine Gedanken.
    Es war sechs Uhr und in den Schatten begannen sich die Glühwürmchen zu zeigen. Der bleiche Mond stand bereits hoch im östlichen Himmel, und hinter ihnen erstarb der Tag schnell. Eine leichte Brise kräuselte das Wasser der Bucht, und kleine Wellen rollten über den weißen Sand. Ein paar kleine Wolken, im Licht des Sonnenuntergangs rosa und orange, irrten ziellos über den Himmel, und die Palmwedel bewegten sich sanft im kühlen Hauch des Totengräbers.
    »Der Hauch des Totengräbers«, dachte Bond laut und lächelte gequält. Dann würde es also heute Nacht sein müssen. Ihre einzige Gelegenheit, und die Bedingungen waren nahezu perfekt. Abgesehen davon, dass das Haiabwehrmittel nicht rechtzeitig eintreffen würde. Aber das war nur eine Feinheit. Es gab keine Ausreden. Dies war der Grund, weswegen er über dreitausend Kilometer und fünf Tode weit gereist war. Und doch erschauerte er bei der Aussicht auf das düstere Abenteuer unter dem Meer, das er innerlich schon auf morgen verschoben hatte. Plötzlich verabscheute und fürchtete er die See und alles, was darin war. Die Millionen winziger Antennen, die sich rühren und in seine Richtung wenden würden, wenn er in dieser Nacht an ihnen vorbeikam, die Augen, die erwachen und ihn beobachten würden, die Pulsschläge, die eine hundertstel Sekunde lang aussetzen und dann ruhig weiterpochen würden, die gallertartigen Tentakel, die sich nach ihm ausstrecken würden, im Licht genauso blind wie in der Dunkelheit.
    Er würde sich durch unzählige Geheimnisse bewegen. Auf diesen knapp dreihundert verlassenen, kalten Metern erwartete ihn ein Wald voller Mysterien und am Ende eine tödliche Festung, deren Wächter bereits drei Männer getötet hatten. Nach einer Woche Herumpaddeln in der Sonne mit seinem Kindermädchen an seiner Seite würde er, Bond, heute Nacht aufbrechen, in nur wenigen Stunden, um allein unter dieser schwarzen Wasserdecke zu wandeln. Es war verrückt, undenkbar. Bonds Haut kribbelte, und seine Finger gruben sich in seine nassen Handflächen.
    Es klopfte an der Tür, und Quarrel kam herein. Bond war froh, aufzustehen und vom Fenster wegzukommen. Er gesellte sich zu Strangways, der unter einer rötlichen Lampe seinen Drink genoss.
    »Sie arbeiten jetzt mit Taschenlampen, Cap’n«, sagte Quarrel grinsend. »Immer noch

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