James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
waren ihre Blicke leer und unergründlich.
»Eure Majestät, Männer und Frauen von England.« Drax’ Stimme war ein samtiges Knurren. »Ich stehe kurz davor, die Geschichte Englands zu verändern.« Eine Pause. »In ein paar Minuten wird sich Ihrer aller Leben verändern, in einigen Fällen, ähm, drastisch, durch die, äh, Auswirkungen des Moonrakers. Ich bin sehr stolz und erfreut, dass das Schicksal unter all meinen Landsleuten gerade mich auserwählt hat, um diesen gigantischen Pfeil der Rache in den Himmel zu schicken und damit für alle Zeit und vor den Augen der ganzen Welt die Größe meines Vaterlands zu demonstrieren. Ich hoffe, dass dieses Ereignis bis in alle Zeit als Warnung gilt, dass das Schicksal der Feinde meines Landes in Staub, in Asche, in Tränen und«, eine weitere Pause, »in Blut geschrieben wird. Und nun möchte ich Ihnen allen fürs Zuhören danken, und hoffe aufrichtig, dass diejenigen unter Ihnen, die heute Abend dazu in der Lage sein werden, Ihren Kindern gegenüber, sofern Sie welche haben, meine Worte wiederholen werden.«
Aus dem Radio klang zögerlicher Applaus, dann war wieder die muntere Stimme des Sprechers zu hören. »Und das war Sir Hugo Drax, der ein paar Worte gesagt hat, bevor er sich wieder vor den Knopf an der Wand gestellt hat, der die Rakete starten wird. Das erste Mal, dass er öffentlich gesprochen hat. Sehr, äh, geradeheraus. Nimmt kein Blatt vor den Mund. Aber eine Menge Leute halten das sicherlich für eine erfrischende Abwechslung. Und nun ist es an der Zeit, an den Experten zu übergeben, Group Captain Tandy vom Versorgungsministerium, der Ihnen den Raketenstart selbst beschreiben wird. Danach übernimmt Peter Trimble von einem der Schiffe der Küstenwache, der
H.M.S. Merganzer
, der Ihnen beschreiben wird, was im Zielbereich vor sich geht. Group Captain Tandy.«
Bond blickte auf seine Uhr. »Nur noch eine Minute«, sagte er zu Gala. »Gott, wie gerne würde ich Drax in die Finger bekommen. Hier.« Er kratzte etwas von einem Stück Seife ab. »Steck dir das in die Ohren, wenn es losgeht. Der Lärm wird schrecklich sein. Die Hitze kann ich nicht einschätzen. Es wird nicht lange dauern, und vielleicht halten die Stahlwände ja doch.«
Gala sah ihn an. Sie lächelte. »Solange du mich hältst, wird es nicht zu schlimm werden.«
»… und nun legt Sir Hugo seine Hand auf den Knopf und wirft einen Blick auf das Chronometer.«
»ZEHN«, ertönte eine andere Stimme, so tief und klangvoll wie das Läuten einer Glocke.
Bond stellte die Dusche an, und das Wasser rauschte auf ihre eng aneinandergepressten Körper herab.
»NEUN«, tönte die Stimme.
»… die Funker beobachten die Schirme. Nur eine Menge Wellenlinien …«
»ACHT.«
»… alle tragen Ohrstöpsel. Das Blockhaus sollte unzerstörbar sein. Die Betonmauern sind dreieinhalb Meter dick. Ein Pyramidendach, acht Meter dick an …«
»SIEBEN.«
»… zuerst wird der Funkbefehl den Zeitmechanismus an den Turbinen beenden. Das Schaufelrad in Gang setzen. Es wird brennen wie ein Feuerrad …«
»SECHS.«
»… Ventile werden sich öffnen. Flüssiger Treibstoff. Geheime Formel. Sagenhaftes Zeug. Dynamit. Strömt aus den Treibstofftanks …«
»FÜNF.«
»… entzündet vom Schaufelrad, wenn der Treibstoff den Raketenmotor erreicht …«
»VIER.«
»… währenddessen haben sich die Peroxide und die Permanganate miteinander vermischt, Dampf erzeugt, und die Turbinenpumpen beginnen zu arbeiten …«
»DREI.«
»… sie pumpen den brennenden Treibstoff durch den Motor und das Heck der Rakete in den Abgastunnel. Gigantische Hitze … dreitausendfünfhundert Grad …«
»ZWEI.«
»… Sir Hugo steht kurz davor, den Knopf zu drücken. Er blickt durch den Sehschlitz. Auf seiner Stirn steht Schweiß. Hier herrscht absolutes Schweigen. Eine herrliche Spannung.«
»EINS.«
Bond und Gala hörten nichts bis auf das Geräusch des Wassers, das beständig auf sie herabströmte.
»FEUER!«
Bei dem Ruf setzte Bonds Herz einen Schlag aus. Er spürte, wie Gala erschauderte. Schweigen. Nur das Rauschen des Wassers …
»… Sir Hugo hat das Abschussgelände verlassen. Ruhig geht er in Richtung der Klippen. Voller Selbstvertrauen. Er steigt in den Fahrstuhl. Er fährt hinunter. Natürlich. Er muss zum U-Boot. Die Bildschirme zeigen, dass ein wenig Dampf aus dem unteren Teil der Rakete steigt. Nur noch ein paar Sekunden. Ja, er befindet sich auf dem Steg. Er blickt zurück und hebt seinen Arm. Der gute Sir
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