James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
Plötzlich wollte er diesem haarigen Affen nur noch die Lektion seines Lebens erteilen, damit er sich für immer an diesen Abend erinnern würde, an Bond, an M, an das letzte Mal, dass er im Blades beim Kartenspielen betrogen hatte, an die Uhrzeit, das Wetter draußen und daran, was er zum Abendessen gehabt hatte.
So wichtig das Moonraker-Projekt auch war, in diesem Moment hatte Bond alles darüber vergessen. Dies war eine persönliche Sache zwischen zwei Männern.
Als er den beiläufigen Blick auf das Zigarettenetui zwischen den beiden Händen beobachtete und regelrecht spürte, wie der kühle Verstand die Kartenwerte aufsummierte, während sie sich in seiner Oberfläche spiegelten, leerte Bond seinen Geist von jeglichem Bedauern und Schuldgefühl für das, was geschehen würde, und konzentrierte sich auf das Spiel. Er machte es sich auf seinem Stuhl noch ein wenig gemütlicher und legte seine Hände auf die gepolsterten Lederarmlehnen. Dann zog er die schmale Zigarre aus seinem Mund, legte sie auf den Rand des Aschenbechers neben sich und griff nach seinem Kaffee, der schwarz und stark war. Er leerte die Tasse und nahm den Schwenker mit dem großzügig bemessenen hellen Weinbrand. Als er daran nippte und dann gleich darauf einen größeren Schluck nahm, sah er über den Rand hinweg zu M. Dieser erwiderte seinen Blick und schmunzelte.
»Ich hoffe, er schmeckt Ihnen«, sagte er. »Kommt von einem der Rothschild-Anwesen bei Cognac. Vor etwa hundert Jahren hat uns ein Mitglied der Familie bis in alle Zeiten ein Fässchen jährlich vermacht. Während des Krieges hat man jedes Jahr ein Fass für uns versteckt und uns 1945 dann die gesamte Ladung geschickt. Seitdem trinken wir immer einen Doppelten.« Er nahm seine Karten auf. »Und jetzt müssen wir uns konzentrieren.«
Bond nahm ebenfalls seine Hand auf. Sie war durchschnittlich. Gerade einmal zweieinhalb sichere Stiche, die Farben gleichmäßig verteilt. Er griff nach seiner Zigarre, zog ein letztes Mal daran und drückte sie im Aschenbecher aus.
»Drei Treff«, sagte Drax.
Bond passte.
Vier Treff von Meyer.
M passte ebenfalls.
Hm, dachte Bond. Er hat dieses Mal wohl noch keine besonders starke Hand. Aber er weiß, dass sein Partner ihm zuspielen kann. M und ich könnten zum Beispiel zusammen alle Cœurs haben, aber nach dieser Eröffnung kann er nicht mehr bieten. Wahrscheinlich schaffen sie ihre vier Treff.
Das taten sie auch, indem sie Bond schnitten. Wie sich herausstellte, hatte M zwar keine Cœurs, aber dafür eine Menge Karos, bei denen nur der König fehlte. Dieser befand sich in Meyers Hand. Drax’ Karten reichten für seine drei Stiche nicht annähernd aus. Meyer hatte die entscheidenden Trumpfkarten.
Das ist ja noch einigermaßen glimpflich verlaufen, dachte Bond, während er austeilte.
Ihre Glückssträhne dauerte an. Bond eröffnete mit einem Sans Atout, wurde von M auf drei erhöht, und sie gewannen mit einem Überstich. In der nächsten Runde, in der Meyer gab, hatten sie einen Unterstich von fünf Karo, aber in der Runde darauf eröffnete M mit vier Pik, und Bonds drei kleine Trümpfe sowie ein König und eine Dame verschiedener Farben waren alles, was M zu seinem Kontrakt fehlte.
Der erste Rubber ging an M und Bond. Drax wirkte verärgert. Er hatte bei diesem Rubber neunhundert Pfund verloren, und die Karten schienen gegen sie zu sein.
»Sollen wir direkt weitermachen«, fragte er. »Alles wie gehabt?«
M warf Bond über den Tisch hinweg ein Lächeln zu. Sie hatten beide das Gleiche gedacht. Drax wollte also weiter geben. Bond zuckte mit den Schultern.
»Ich habe nichts dagegen«, sagte M. »Diese Plätze scheinen uns Glück zu bringen.«
»Bis jetzt«, erwiderte Drax wieder etwas fröhlicher.
Und das aus gutem Grund. Er und Meyer boten auf die nächste Hand und erreichten einen Kleinschlemm. Möglich wurde das durch zwei haarsträubende Schnitte, die Drax eiskalt durchzog, allerdings unter gespieltem Zögern und Überlegen. Danach bemerkte er jedes Mal etwas zu seiner Glückssträhne.
»Hugger, du bist großartig«, sagte Meyer überschwänglich. »Wie zum Teufel machst du das nur?«
Bond fand, dass es nun an der Zeit war, Drax den ersten Nadelstich zu versetzen. »Mit einem guten Gedächtnis.«
Drax drehte sich ruckartig zu ihm um. »Was meinen Sie damit?«, fragte er. »Was hat das mit dem Schneiden zu tun.«
»Ich wollte noch Instinkt hinzufügen«, erwiderte Bond sanft. »Ein gutes Gedächtnis und Instinkt. Das sind die
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