James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
Zigaretten langsam zur Decke stieg.
Seit über hundertfünfzig Jahren hatte es in diesem berühmten Saal fast jede Nacht so ausgesehen, dachte er. Die gleichen Ausrufe von Sieg und Niederlage, die gleichen entschlossenen Gesichter, der gleiche Geruch nach Tabak und Drama. Für Bond, der das Spielen liebte, war es das aufregendste Spektakel der Welt. Er blickte noch einmal in den Raum, um das Bild in seinem Gedächtnis festzuhalten, und drehte sich dann wieder zum Tisch.
Er nahm seine Karten auf, und seine Augen funkelten. Zum ersten Mal hatte ihm Drax ein hervorragendes Blatt ausgeteilt. Sieben Pik mit den obersten vier Karten, das Cœurass sowie Karoass und -könig. Er sah zu Drax. Hatten er und Meyer die Treff? So oder so konnte Bond sie überbieten. Würde Drax versuchen, ihn dazu zu bringen, zu hoch zu steigern und ein Kontra riskieren? Bond wartete.
»Passe«, brummte Drax verbittert. Er konnte die Enttäuschung über seine heimliche Kenntnis von Bonds gutem Blatt nur schwer verbergen.
»Vier Pik«, sagte Bond. Meyer passte, M auch, und Drax passte zögerlich ebenfalls.
Mit Ms Hilfe machten sie fünf.
Unterm Strich hundertfünfzig Punkte. Hundert davon für die Honneurs.
»Hm«, ertönte eine Stimme an Bonds Seite. Er sah hoch. Es war Basildon. Sein eigenes Spiel war vorbei, und er war herübergekommen, um zu sehen, was auf diesem Schlachtfeld hier geschah.
Er warf einen Blick auf Bonds blauen Bridgeblock.
»Sie haben ja gerade ganz schön abgeräumt«, sagte er heiter. »Wie es scheint, liegen Sie vorn. Wie hoch ist denn der Einsatz?«
Bond überließ die Antwort Drax. Er war dankbar für die Ablenkung. Sie hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Drax hatte den blauen Kartenstapel für ihn abgehoben. Nun vereinte Bond die beiden Hälften wieder und legte das Deck vor sich in die Nähe der Tischkante.
»Fünfzehn und Fünfzehn. Mit unserem geschätzten Gast zu meiner Linken«, antwortete Drax.
Bond hörte, wie Basildon nach Luft schnappte.
»Der Bursche schien zocken zu wollen, also bin ich ihm entgegengekommen. Und jetzt bekommt er die ganzen guten Karten …«
Drax brummelte weiter vor sich hin.
Auf der anderen Seite des Tischs sah M ein weißes Taschentuch in Bonds Hand erscheinen. M kniff leicht die Augen zusammen. Bond schien sich damit sein Gesicht abzuwischen. M sah, wie er einen aufmerksamen Blick auf Drax und Meyer warf, dann war das Tuch wieder in seiner Tasche verschwunden.
In seiner Hand lag immer noch ein blaues Kartenspiel, und er begann zu geben.
»Das ist ja ein höllischer Einsatz«, sagte Basildon. »Wir hatten bei einer Partie Bridge mal eine Nebenwette von eintausend Pfund laufen. Aber das war während des Rubber-Booms vor dem Ersten Weltkrieg. Ich hoffe, dass niemand verletzt wird.« Er meinte es genau so, wie er es gesagt hatte. Sehr hohe Einsätze bei privaten Spielen führten häufig zu Ärger. Er ging um den Tisch herum und stellte sich zwischen M und Drax.
Bond beendete das Geben. Mit einem Hauch von Nervosität nahm er seine Karten auf.
Er hatte nichts als fünf Treff mit Ass, Dame und Zehn, und sieben kleine Karos und die Dame.
Aber alles lief bestens. Die Falle war bereit.
Fast konnte er spüren, wie Drax sich versteifte, während der breite Mann seine Karten überprüfte und dann ungläubig erneut durchging. Bond wusste, dass Drax eine unglaublich gute Hand hatte. Zehn sichere Stiche, den Karokönig und das -ass, die vier obersten Pik, die vier obersten Cœurs, und den König, den Buben und die Neun der Treff.
Bond hatte sie ihm zugespielt – im Büro des Sekretärs, vor dem Abendessen.
Bond wartete und fragte sich, wie Drax auf diese große Hand reagieren würde. Es bereitete ihm ein fast schon grausames Vergnügen, zuzusehen, wie der gierige Fisch vom Köder angelockt wurde.
Drax übertraf all seine Erwartungen.
Beiläufig fächerte er seine Karten auf und legte sie auf den Tisch. Lässig zog er die schmale Packung aus seiner Tasche, nahm eine Zigarette heraus und zündete sie sich an. Dabei warf er keinen Blick auf Bond. Er sah zu Basildon auf.
»Ja«, sagte er und führte damit die Unterhaltung über den Einsatz fort. »Es ist ein riskantes Spiel, aber nicht das riskanteste, das ich jemals gespielt habe. Einmal habe ich ihn Kairo um zweitausend pro Rubber gespielt. Das war im Mahomet Ali. Die haben dort wirklich Mumm. Bieten oft auf jeden Stich, nicht nur auf das Spiel und den Rubber.« Er nahm seine Karten wieder auf und sah verschlagen zu
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