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James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

Titel: James Bond 03 - Moonraker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Schlaganfall stehen würde. Er war leichenblass, und der Schweiß tropfte ihm vom Kinn auf sein Hemd. Er wusste, dass seine erste Karte eine Katastrophe bedeuten konnte.
    Endlich, nachdem er sich wohl eingeredet haben musste, dass Bond in seinen eigenen langen Farben Pik und Cœur unbesetzt sein konnte, spielte er den Karobuben aus.
    Es machte keinen Unterschied, was er auslegte, aber als sich Ms Hand senkte und sich so zeigte, dass er kein Karo hatte, herrschte Drax seinen Partner an. »Hast du sonst nichts, du verdammter Idiot? Willst du es ihm auf dem Silbertablett servieren? Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
    Meyer wand sich auf seinem Platz. »Das war das Beste, was ich legen konnte, Hugger«, stieß er kläglich hervor und fuhr sich mit seinem Taschentuch über das Gesicht.
    Aber inzwischen hatte Drax seine eigenen Sorgen.
    Bond trumpfte vom Tisch, sackte Drax’ Karokönig ein und legte prompt einen Treff nach. Drax legte seine Neun. Bond nahm sie mit seiner Zehn, spielte Karo aus und trumpfte wieder vom Tisch. Drax’ Ass fiel. Ein weiterer Treff vom Tisch, der Drax den Buben kostete.
    Dann kam der Asstreff.
    Als Drax seinen König preisgab, verstand er zum ersten Mal, was geschah. Er warf Bond einen misstrauischen Blick zu und wartete ängstlich auf die nächste Karte. Hatte Bond die Karos? Hatte Meyer keine Deckung? Schließlich hatte er mit ihnen eröffnet. Drax wartete, und seine Karten wurden ganz glitschig vor Schweiß.
    Morphy, der große Schachspieler, hatte eine furchtbare Angewohnheit. Er hob niemals seinen Blick vom Spiel, bis er wusste, dass sein Gegner der Niederlage nicht mehr entkommen konnte. Dann hob er langsam seinen großen Kopf und warf einen neugierigen Blick auf den Mann auf der anderen Seite des Schachbretts. Sein Gegner spürte Morphys Blick und hob demütig die Augen, um ihn zu erwidern. In diesem Moment wusste er, dass er keine Chance mehr hatte. Morphys Augen sagten es. Es gab keinen Ausweg, außer aufzugeben.
    Nun hob Bond genau wie Morphy seinen Kopf und blickte Drax direkt in die Augen. Dann drehte er langsam die Karodame um und legte sie auf den Tisch. Ohne auf Meyer zu warten, ließ er ganz langsam die Acht, Sieben, Sechs, Fünf, Vier und die zwei trumpfenden Treff folgen.
    Dann sprach er. »Das war’s, Drax«, sagte er leise und lehnte sich zurück.
    Drax’ erste Reaktion bestand darin, Meyer über den Tisch hinweg die Karten aus der Hand zu reißen. Er warf sie auf den Tisch und durchsuchte sie fieberhaft nach einem möglichen Gewinner.
    Dann warf er sie über den Filz hinweg zurück.
    Sein Gesicht war kalkweiß, aber seine Augen funkelten Bond blutunterlaufen an. Plötzlich hob er eine geballte Faust und schlug damit auf den Tisch zwischen die Stapel wertloser Asse, Könige und Damen vor sich.
    Sehr leise spie er Bond entgegen: »Sie sind ein Be…«
    »Das reicht jetzt, Drax.« Basildons Stimme drang über den Tisch wie ein Peitschenschlag. »So etwas wollen wir hier nicht hören. Ich habe das ganze Spiel beobachtet. Begleichen Sie Ihre Schulden. Wenn Sie sich beschweren wollen, schreiben Sie eine offizielle Beanstandung an das Komitee.«
    Langsam kam Drax auf die Beine. Er trat von seinem Stuhl zurück und fuhr sich mit der Hand durch sein schweißnasses rotes Haar. Allmählich kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück und mit ihr ein Ausdruck von Durchtriebenheit. Er blickte auf Bond herab, und in seinem gesunden Auge lag ein verächtlicher Triumph, den Bond auf sonderbare Weise beunruhigend fand.
    Er wandte sich zum Tisch um. »Gute Nacht, meine Herren«, sagte er und bedachte dabei jeden einzelnen mit dem gleichen seltsam höhnischen Blick. »Ich schulde Ihnen fünfzehntausend Pfund. Ich werde Meyers Anteil ebenfalls übernehmen.«
    Er beugte sich vor und nahm sein Zigarettenetui und sein Feuerzeug.
    Dann sah er erneut zu Bond und sprach sehr leise, wobei sich der rote Schnurrbart langsam von seinem Überbiss hob.
    »An Ihrer Stelle würde ich das Geld schnell ausgeben, Commander Bond.«
    Dann drehte er sich um und stürmte aus dem Saal.

TEIL ZWEI
DIENSTAG, MITTWOCH

8
DAS ROTE TELEFON
    Obwohl er erst gegen zwei Uhr ins Bett gekommen war, spazierte Bond am nächsten Morgen pünktlich um zehn ins Hauptquartier. Er fühlte sich schrecklich. Zu der Magenübersäuerung und den Leberbeschwerden, die daher rührten, dass er fast zwei ganze Flaschen Champagner getrunken hatte, kamen noch der Anflug von Melancholie und die geistige Erschöpfung hinzu, die zum einen

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