James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

hoffnungslos war. Dann erinnerte er sich. Es waren keine fünfzig mehr. Nur noch neunundvierzig. Einer dieser Roboter hatte sich den Deckel weggeschossen (ein passender Ausdruck, fand Bond). Und was hatten Bartschs geheime Gedanken am Ende ergeben? Die Begierde nach einer Frau und ein Heil Hitler. Würde er sehr falschliegen, fragte sich Bond, wenn er vermutete, dass das, vom Moonraker-Projekt mal abgesehen, auch die vorherrschenden Gedanken in den anderen neunundvierzig Köpfen waren?
    »Doktor Walter! Das ist ein Befehl.« Drax’ Stimme, in der kontrollierte Wut mitschwang, riss Bond aus seinen Grübeleien, während er die scharfe Kante einer der Kolumbitflügel befühlte. »Zurück an die Arbeit. Wir haben genug Zeit verschwendet.«
    Die Männer verteilten sich und widmeten sich wieder ihren Aufgaben. Drax kam auf Bond zu und ließ den unschlüssigen Walter unter der Abgaslüftung der Rakete zurück.
    Drax’ Gesicht war wutentbrannt. »Verdammter Idiot. Sieht überall Probleme«, murmelte er. Und dann, als ob er seinen Stellvertreter aus seinen Gedanken verbannen wollte, sagte er plötzlich: »Kommen Sie mit mir in mein Büro. Ich zeige Ihnen den Flugplan. Danach gehen wir am besten schlafen.«
    Bond folgte ihm durch den Raum. Drax legte einen kleinen Griff um, der bündig mit der Stahlwand war, und eine schmale Tür öffnete sich mit einem leisen Zischen. Einen Meter dahinter befand sich eine weitere Stahltür, und Bond bemerkte, dass sie beide mit Gummi gesäumt waren. Eine Luftschleuse. Bevor Drax die äußere Tür schloss, hielt er auf der Schwelle inne und deutete an der gewölbten Wand entlang auf eine Reihe ähnlich unauffälliger flacher Ausbuchtungen in der Wand. »Arbeitsräume«, sagte er. »Elektriker, Generatoren, Betankungskontrolle, Waschräume, Lager.« Er zeigte auf eine angrenzende Tür. »Das Zimmer meiner Sekretärin.« Er schloss die äußere Tür, bevor er die zweite öffnete, sein Büro betrat und die innere Tür hinter Bond zumachte.
    Es war ein hoher, hellgrau gestrichener Raum, in dem sich ein großer Schreibtisch und mehrere Stühle aus Metallröhren und dunkelblauem Leinenstoff befanden. Der Boden war mit grauem Teppich ausgelegt. Außerdem gab es zwei grüne Aktenschränke und ein großes metallenes Funkgerät. Eine halb geöffnete Tür gab den Blick auf einen Teil eines gefliesten Bads frei. Der Schreibtisch stand an einer breiten, leeren Wand, die aus undurchsichtigem Glas zu bestehen schien. Drax trat an die Wand und legte zwei Schalter in der rechten Ecke um. Die gesamte Wand wurde hell erleuchtet, und Bond sah sich zwei Karten gegenüber, die jeweils zwei Meter breit und an der Rückseite des Glases befestigt waren.
    Die linke Karte zeigte das östliche Viertel Englands von Portsmouth bis Hull und die angrenzenden Gewässer von Breitengrad fünfzig bis fünfundfünfzig. Von dem roten Punkt in der Nähe von Dover, der die Moonraker-Anlage markierte, waren Bögen auf die Karte gezeichnet worden, die die Reichweite in Abständen von sechzehn Kilometern anzeigten. An einem Punkt, der knapp hundertdreißig Kilometer von der Anlage entfernt zwischen den Friesischen Inseln und Hull lag, befand sich mitten im Ozean ein rotes Viereck.
    Drax deutete auf die komplexen mathematischen Tabellen und Spalten voller Kompasswerte, die die rechte Seite der Karte füllten. »Windgeschwindigkeiten, Atmosphärendruck, Umrechnungstabellen für Kreiseleinstellungen«, erklärte er. »Alles anhand der Geschwindigkeit und der Reichweite der Rakete errechnet. Wir bekommen täglich den Wetterbericht vom Luftfahrtministerium und Werte aus der oberen Atmosphäre, wann immer der Airforce-Jet dort rauf kann. Wenn er sich in der maximalen Flughöhe befindet, setzt er Heliumballons ab, die sogar noch höher fliegen können. Die Atmosphäre der Erde reicht bis zu einer Höhe von etwa achtzig Kilometern. Nach dreißig gibt es kaum noch eine Dichte, die Moonraker beeinflussen könnte. Er wird durch ein fast vollkommenes Vakuum fliegen. Das Problem besteht darin, es durch die ersten dreißig Kilometer zu schaffen. Die Schwerkraft ist eine weitere Sorge. Walter kann Ihnen all diese Dinge erklären, sofern Sie sich dafür interessieren. Am Freitag werden während der letzten paar Stunden permanent Wetterberichte durchgegeben werden. Die Kreisel stellen wir dann kurz vor dem Start ein. In der Zwischenzeit stellt Miss Brand jeden Morgen die Daten zusammen und pflegt eine Tabelle mit Kreiseleinstellungen, falls sie