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James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

Titel: James Bond 03 - Moonraker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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rutscht weg. Darunter befindet sich ein großer Abgastunnel. Er endet am Fuß der Klippen. Sie werden ihn morgen sehen. Sieht aus wie eine große Höhle. Als wir letztens einen Statiktest durchführten, schmolz der Kalkstein und floss ins Meer wie Wasser. Ich hoffe, wir werden die berühmten weißen Klippen nicht abbrennen, wenn es richtig losgeht. Würden Sie gerne mitkommen und sich die Anlage ansehen?«
    Bond folgte schweigend, während Drax ihn eine steile Eisenleiter hinunterführte, die an der Seite einer Stahlwand entlang verlief. Er spürte Bewunderung und fast schon Ehrfurcht vor diesem Mann und seiner beeindruckenden Leistung in sich aufsteigen. Wie hatte er sich je von Drax’ kindischem Verhalten am Kartentisch abschrecken lassen können? Selbst die großartigsten Männer hatten ihre Schwächen. Drax musste ein Ventil für die Anspannung haben, die seine unglaubliche Verantwortung mit sich brachte. Die Unterhaltung während des Abendessens hatte deutlich gemacht, dass er nicht viel seiner Last auf die Schultern seines extrem nervösen Stellvertreters abwälzen konnte. Er allein musste die Lebhaftigkeit und die Zuversicht aufbringen, um das gesamte Team zu ermutigen. Selbst bei einer so unbedeutenden Angelegenheit wie dem Sieg bei einem Kartenspiel musste es wichtig für ihn sein, sich ständig selbst Mut zu machen und immer wieder Anzeichen für Glück und Erfolg zu suchen, was sogar so weit ging, dass er diese Anzeichen selbst erschuf. Wer, fragte sich Bond, würde nicht schwitzen und an seinen Fingernägeln knabbern, wenn er so viel gewagt hätte und so viel auf dem Spiel stand?
    Während sie die lange gewundene Treppe hinuntergingen, spiegelten sich ihre Gestalten auf groteske Weise in der Chromhülle der Rakete. Bond fühlte sich diesem Mann, den er vor ein paar Stunden noch ohne Mitleid und fast schon mit Abscheu analysiert hatte, nun beinahe verbunden.
    Als sie den mit Stahlplatten ausgelegten Boden des Schachts erreichten, blieb Drax stehen und schaute nach oben. Bond folgte seinem Blick. Aus diesem Winkel sah es so aus, als würden sie an einer dünnen, geraden Lichtsäule hinaufstarren, die in den Himmel aufstieg, eine Lichtsäule, die nicht rein weiß war, sondern eher wie perlmuttfarbener Satin wirkte. In ihr befanden sich rötliche Schimmer, die von den roten Kanistern eines riesigen Feuerlöschers stammten, der neben ihnen stand. Ein Mann in einem Asbestanzug zielte mit der Spitze auf den unteren Bereich der Rakete. Dann war da noch eine violette Schliere, deren Ursprung eine lilafarbene Glühbirne auf dem Schaltbrett einer Kontrollkonsole in der Wand war, mit der die Stahlabdeckung über dem Abgastunnel bedient wurde. Und auch ein Hauch von Smaragdgrün flimmerte in dem Strahl. Er stammte von einem Lampenschirm auf einem einfachen Schreibtisch, an dem ein Mann saß und Zahlen aufschrieb, die ihm von der Gruppe zugerufen wurden, die sich direkt unter dem Heck der Rakete versammelt hatte.
    Während Bond auf diese pastellfarbene Lichtsäule starrte, die so unglaublich dünn und anmutig war, erschien es ihm unvorstellbar, dass etwas so Zierliches dem Druck standhalten konnte, mit dem es am Freitag konfrontiert werden würde. Den Auswirkungen der heftigsten kontrollierten Explosion, die man je gewagt hatte, dem Einschlag der Schallmauer, dem unbekannten Druck der Atmosphäre bei einer Geschwindigkeit von vierundzwanzigtausend Kilometern pro Stunde, dem schrecklichen Schock, wenn sie aus tausendsechshundert Kilometern Höhe plötzlich nach unten stürzte und in die Erdatmosphäre eintrat.
    Drax schien seine Gedanken zu lesen. Er wandte sich an Bond. »Es wird so sein, als würde man einen Mord begehen«, sagte er. Dann brach er überraschenderweise in schallendes Gelächter aus. »Walter«, rief er in Richtung der Männer. »Kommen Sie her.« Walter entfernte sich von der Gruppe und kam zu ihnen. »Walter, ich habe unserem Freund dem Commander gerade erklärt, dass es wie ein Mord sein wird, wenn wir Moonraker abfeuern.«
    Bond war nicht überrascht, den verwirrten und ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht des Doktors zu sehen.
    »Kindermord«, sagte Drax gereizt. »Der Mord an unserem eigenen Kind.« Er deutete auf die Rakete. »Aufwachen. Aufwachen. Was ist los mit Ihnen?«
    Walters Gesicht veränderte sich. Er drückte seine Bewunderung für den Vergleich mit einem eisigen Lächeln aus. »Mord. Ja, das ist gut. Ha! Ha! Und jetzt, Sir Hugo, würde ich gerne über die Grafitstäbe im Abgassystem

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