James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
zurückgelegt, der zwischen den mit Wasser gefüllten Gräben entlangführte, in denen die herannahende Flut durch die grünen und schwarzen Ablagerungen auf den Felsen wirbelte. Er war durchtrainiert und gebräunt. Die blaue Unterhose, die er trug, war beruhigend.
Zögerlich folgte sie ihm, und dann war sie plötzlich im Wasser. Sofort war nichts mehr wichtig, außer der samtigen Kälte der See und der Schönheit der sandigen Stellen zwischen den wehenden Haaren aus Seetang, die sie in den klaren grünen Tiefen unter sich sehen konnte, als sie ihren Kopf ins Wasser tauchte und parallel zum Ufer mit schnellen Kraulbewegungen losschwamm.
Als sie auf einer Ebene mit dem Steg war, hielt sie einen Moment lang inne, um wieder zu Atem zu kommen. Von Bond, den sie zum letzten Mal hundert Meter vor sich hatte schwimmen sehen, gab es keine Spur. Sie trat Wasser, um ihren Kreislauf in Gang zu halten, und machte sich auf den Rückweg, während sie widerwillig an ihn dachte, an den festen, gebräunten Körper, der irgendwo in ihrer Nähe sein musste, vielleicht zwischen den Felsen oder auf einem Tauchgang zum Grund, um die Tiefe des Wassers abzuschätzen, die einem Feind zur Verfügung stehen würde.
Sie drehte sich herum, um erneut nach ihm Ausschau zu halten, und im gleichen Augenblick schoss er unter ihr aus dem Wasser hervor. Sie spürte die schnelle, feste Umklammerung seiner Arme um ihren Körper und den raschen, harten Druck seiner Lippen auf ihren.
»Sie Schuft!«, rief sie verärgert, doch er war bereits wieder abgetaucht, und als sie einen Mundvoll Meerwasser ausgespuckt und sich wieder gefasst hatte, schwamm er schon unbekümmert gute zwanzig Meter von ihr entfernt umher.
Sie drehte sich herum und schwamm ins Meer hinaus. Sie kam sich albern vor, war aber fest entschlossen, ihn zurechtzuweisen. Es war genauso, wie sie gedacht hatte. Diese Leute vom Secret Service schienen immer Zeit für Sex zu haben, egal wie wichtig ihr Auftrag sein mochte.
Doch ihr Körper kribbelte nach dem unerwarteten Kuss hartnäckig, und der goldene Tag schien eine neue Schönheit angenommen zu haben. Als sie weiter ins Meer hinausgeschwommen war und sich herumdrehte, um Englands gebleckte milchweiße Zähne zu sehen, die bis zum fernen Arm von Dover reichten, und das schwarze und weiße Konfetti aus Raben und Möwen zu betrachten, das vor dem lebhaften Hintergrund aus grünen Feldern herumwirbelte, entschied sie, dass an solch einem Tag alles erlaubt war und dass sie ihm dieses eine Mal noch vergeben würde.
Eine halbe Stunde später lagen sie durch einen schicklichen knappen Meter Sand getrennt am Fuß der Klippe und warteten darauf, dass die Sonne sie trocknete.
Keiner von ihnen hatte den Kuss erwähnt, aber Galas Bemühungen, eine distanzierte Atmosphäre aufrechtzuerhalten, waren unter der Aufregung zusammengebrochen, mit der sie einen Hummer begutachtet hatten, den Bond auf einem seiner Tauchgänge mit bloßen Händen hatte einfangen können. Widerwillig hatten sie das Tier in eines der natürlichen Wasserbecken zwischen den Felsen zurückgebracht und beobachtet, wie es rückwärts in den Schutz des Seetangs gekrabbelt war. Und nun lagen sie von ihrem eisigen Schwimmausflug erschöpft und erregt da und beteten, dass die Sonne nicht hinter dem oberen Rand der Klippe hoch über ihren Köpfen verschwinden würde, bevor sie warm und trocken genug waren, um ihre Kleidung wieder anzuziehen.
Doch das waren nicht Bonds einzige Gedanken. Der wunderschöne straffe Körper des Mädchens neben sich wirkte auf ihn in der nassen knappen Unterwäsche, die an der Haut festklebte, unglaublich erotisch und drängte sich zwischen seine Bedenken bezüglich des Moonraker-Projekts. Außerdem konnte er in der nächsten Stunde ohnehin nichts deswegen unternehmen. Es war noch nicht einmal fünf, und die Betankung würde erst nach achtzehn Uhr abgeschlossen sein. Erst dann konnte er mit Drax reden und dafür sorgen, dass die Wachen auf der Klippe in den nächsten beiden Tagen verstärkt und mit den richtigen Waffen ausgestattet wurden. Denn er hatte selbst gesehen, dass es sogar bei Ebbe jede Menge Wasser für ein U-Boot gab.
Also blieb ihnen noch mindestens eine Viertelstunde Zeit, bevor sie sich auf den Rückweg machen mussten.
Und in der Zwischenzeit war da dieses Mädchen. Der halbnackte Körper, der über ihm geschwebt hatte, während er von unten auf sie zugeschwommen war; der sanfte, gleichzeitig unnachgiebige flüchtige Kuss, während seine
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