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James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

Titel: James Bond 03 - Moonraker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Drahtzauns.
    Galas eisige Zurückhaltung schmolz in der warmen Sonne schnell dahin.
    Die fröhliche Farbe ihrer Kleidung – eine schwarz-weiß gestreifte Baumwollbluse, die in einem breiten, handgestickten schwarzen Ledergürtel über einem mittellangen Rock in leuchtendem Pink steckte – schien sie angesteckt zu haben, und Bond erkannte die kühle Frau vom Vorabend nicht mehr in dem Mädchen wieder, das nun neben ihm herlief und fröhlich über sein Unwissen bezüglich der Namen der Wildblumen – Meerfenchel, Natternkopf und Erdrauch – lachte, die ihre Füße umgaben.
    Triumphierend entdeckte sie eine Bienenragwurz und pflückte sie.
    »Das würden Sie nicht tun, wenn Sie wüssten, dass Blumen schreien, wenn sie gepflückt werden«, sagte Bond.
    Gala starrte ihn an. »Was meinen Sie damit?«, fragte sie und schien einen Scherz zu erwarten.
    »Wussten Sie das nicht?« Er lächelte angesichts ihrer Reaktion. »Es gibt einen Inder namens Professor Bose, der eine Abhandlung über das Nervensystem der Pflanzen verfasst hat. Er führte Messungen zu ihrer Reaktion auf Schmerz durch. Er nahm sogar den Schrei einer Rose auf, die gepflückt wurde. Das muss eines der herzzerreißendsten Geräusche der Welt sein. Ich habe so etwas Ähnliches gehört, als Sie diese Blume gepflückt haben.«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte sie und betrachtete den abgerissenen Stängel skeptisch. »Aber wie dem auch sei«, fuhr sie stichelnd fort, »ich hätte Sie nie für so sentimental gehalten. Sind die Leute in Ihrer Abteilung des Secret Service nicht aufs Töten spezialisiert? Und zwar nicht nur auf das Töten von Blumen, sondern das von Menschen.«
    »Blumen können nicht zurückschießen«, meinte Bond.
    Sie beäugte die Bienenragwurz. »Jetzt haben Sie dafür gesorgt, dass ich mich wie eine Mörderin fühle. Das ist wirklich nicht sehr nett von Ihnen. Aber«, räumte sie widerwillig ein, »ich werde Nachforschungen über diesen Inder anstellen müssen, und wenn Sie recht haben, werde ich in meinem ganzen Leben nie wieder ein Blume pflücken. Was soll ich mit der hier machen? Dank Ihnen habe ich jetzt das Gefühl, als würde sie meine Hände vollbluten.«
    »Geben Sie sie mir«, sagte Bond. »Ihnen zufolge klebt an meinen Händen ja ohnehin schon Blut. Da macht ein wenig mehr auch nichts mehr aus.«
    Sie reichte ihm die Blume, und ihre Hände berührten sich. »Sie können sie in den Lauf Ihres Revolvers stecken«, schlug sie vor, um das durch den Hautkontakt ausgelöste Kribbeln zu überspielen.
    Bond lachte. »Also dienen Ihre hübschen Augen nicht nur der Dekoration«, sagte er. »Es ist eine Automatikpistole, und ich habe sie in meinem Zimmer gelassen.« Er zog den Stängel der Blume durch eines der Knopflöcher seines blauen Baumwollhemds. »Ich dachte mir, dass das Schulterholster ohne Jackett darüber ein wenig zu auffällig wirken würde. Und ich glaube nicht, dass heute Nachmittag irgendjemand mein Zimmer durchsuchen wird.«
    In stillschweigender Übereinkunft ließen sie den kurzen Moment der Nähe hinter sich. Bond erzählte ihr, wie er Krebs erwischt hatte, und was daraufhin in seinem Schlafzimmer passiert war.
    »Geschieht ihm recht«, meinte sie. »Ich habe ihm noch nie vertraut. Aber was hat Sir Hugo dazu gesagt?«
    »Ich habe ihn vor dem Mittagessen darauf angesprochen«, erklärte Bond. »Ich händigte ihm Krebs’ Schlüssel und das Messer als Beweis aus. Er war wütend und stürmte sofort unter entrüstetem Gemurmel los, um den Mann zur Rede zu stellen. Als er zurückkam, berichtete er, dass Krebs in ziemlich übler Verfassung sei, und fragte, ob wir es nicht bei der Bestrafung, die er bereits erhalten hätte, belassen könnten? Er wiederholte all diesen Mist darüber, dass er das Team im letzten Moment nicht aufregen wolle und so weiter. Also stimmte ich zu, dass er nächste Woche nach Deutschland zurückgeschickt werden und in der Zwischenzeit unter offenem Arrest stehen würde – er darf sein Zimmer nur unter Aufsicht verlassen.«
    Sie kletterten einen steilen Klippenpfad zum Strand hinunter und wandten sich dann neben dem verlassenen Waffenlager der königlichen Marinegarnison in Deal nach rechts. Sie gingen schweigend nebeneinander her, bis sie die drei Kilometer lange Ausdehnung aus Geröll erreichten, die bei Ebbe unter den hoch aufragenden weißen Klippen der St. Margarets Bay verlief.
    Während sie langsam durch die dichten, glatten Kiesel voranstapften, erzählte Bond ihr alles, was ihm seit dem

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