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James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

Titel: James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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verschwinden, bevor er einen Fehler machte. »Also«, sagte er knapp. »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Nein«, erwiderte sie und dann fragte sie plötzlich hektisch, als ob sie sich gerade an etwas erinnert hätte: »Wie viel Uhr ist es?«
    Bond schaute auf seine Uhr. »Zehn vor sechs.«
    »Ich habe noch etwas zu erledigen«, sagte sie. Mit einer verabschiedenden Geste ging sie Richtung Tür. Bond folgte ihr. Sie drehte sich mit dem Schlüssel in der Hand um. Sie sah ihn an, und in ihren Augen lag Vertrauen und fast schon Wärme. »Sie schaffen das«, sagte sie. »Halten Sie sich nur im Flugzeug von mir fern. Geraten Sie nicht in Panik, falls etwas schiefgeht. Wenn Sie sich gut anstellen«, fügte sie hinzu, und ihre Stimme hatte wieder den gönnerhaften Tonfall angenommen, »werde ich versuchen, Ihnen noch ein paar weitere Aufträge dieser Art zu besorgen.«
    »Danke«, sagte Bond. »Das würde ich zu schätzen wissen. Ich würde gerne mit Ihnen arbeiten.«
    Mit einem leichten Schulterzucken schloss sie die Tür auf, und Bond trat in den Flur hinaus.
    Er drehte sich um. »Dann sehen wir uns in diesem ‚21‘«, sagte er. Er wollte noch mehr sagen, eine Ausrede finden, um bei ihr bleiben zu können, bei diesem einsamen Mädchen, das Grammofon hörte und sich selbst im Spiegel betrachtete.
    Doch ihr Gesichtsausdruck war nun distanziert. Er hätte ebenso gut ein völlig Fremder sein können. »Klar«, sagte sie gleichgültig. Sie sah ihn noch ein letztes Mal an und machte die Tür dann langsam aber bestimmt vor seiner Nase zu.
    Als Bond durch den langen Flur zum Fahrstuhl lief, stand das Mädchen direkt hinter der Tür und lauschte, bis seine Schritte verklungen waren. Dann kehrte sie mit grüblerischem Blick zu dem Grammofon zurück und schaltete es ein. Sie nahm die Feyer-Platte und suchte nach dem gewünschten Stück. Sie legte die Platte auf das Gerät und fand die entsprechende Stelle mit der Nadel. Die Melodie war die von
Je n’en connais pas la fin
. Sie stand da und lauschte ihr und dachte über den Mann nach, der wie aus dem Nichts in ihrem Leben aufgetaucht war. Gott, dachte sie mit einem unvermittelten Anflug von wütender Verzweiflung, ein weiterer verdammter Betrüger. Konnte sie diese Typen denn nie loswerden? Doch als die Platte endete, hatte sie einen glücklichen Ausdruck auf dem Gesicht und summte die Melodie, während sie sich die Nase puderte.
    Draußen auf der Straße blieb sie stehen und schaute auf ihre Uhr. Zehn nach sechs. Noch fünf Minuten Zeit. Sie lief über den Trafalgar Square zum Charing-Cross-Bahnhof und legte sich im Kopf zurecht, was sie sagen würde. Dann ging sie in den Bahnhof und in eine der Telefonzellen, die sie immer benutzte.
    Es war genau Viertel nach sechs, als sie die Nummer in Welbeck wählte. Nachdem es wie üblich zweimal geklingelt hatte, vernahm sie das Klicken des automatischen Aufnahmegeräts, das den Anruf entgegennahm. Zwanzig Sekunden lang hörte sie lediglich das scharfe Zischen einer Nadel, die über Wachs kratzte. Dann sagte die neutrale Stimme ihres unbekannten Herrn ein einziges Wort: »Sprechen.« Und dann folgte wieder Stille, die nur vom Zischen des Aufnahmegeräts unterbrochen wurde.
    Der plötzliche, körperlose Befehl erschreckte sie schon lange nicht mehr. Sie sprach schnell, aber deutlich in den schwarzen Hörer. »Case an ABC. Ich wiederhole. Case an ABC.« Sie hielt inne. »Kurier ist zufriedenstellend. Behauptet, richtiger Name ist James Bond und wird diesen Namen auf Pass benutzen. Spielt Golf und wird Golfschläger bei sich tragen. Schlage Golfbälle vor. Benutzt Dunlop 65. Alle anderen Abmachungen wurden getroffen. Werde um 1915 und um 2015 zur Bestätigung anrufen. Das ist alles.«
    Sie lauschte einen Moment lang dem Zischen des Aufnahmegeräts. Dann legte sie den Hörer auf und kehrte in ihr Hotel zurück. Sie rief den Zimmerservice an und bestellte einen großen Dry Martini, und als er kam, setzte sie sich hin, rauchte, spielte die Platte auf dem Grammofon ab und wartete darauf, dass es Viertel nach sieben wurde.
    Dann, oder vermutlich nicht bevor sie um Viertel nach acht erneut zurückrief, würde die neutrale, gedämpfte Stimme am anderen Ende der Leitung erklingen und sagen: »ABC an Case. Ich wiederhole. ABC an Case …« Und dann würden ihre Anweisungen folgen.
    Und irgendwo in einem gemieteten Zimmer in London würde das Zischen des Aufnahmegeräts verstummen, wenn sie den Hörer wieder auflegte. Und dann würde sich vielleicht eine

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