James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
Rückgabe dieses Dokuments in einem versiegelten Umschlag bestätigen Sie Ihre Anerkennung dieses Befehls.
Wie Bond zuvor schon bemerkt hatte, war der Text nicht unterzeichnet. Er ließ seine Augen noch einmal über die Seite gleiten, faltete sie dann zusammen und steckte sie in einen der Umschläge des Ritz.
Er stand auf und reichte den Umschlag dem Boten.
»Vielen Dank«, sagte er. »Finden Sie allein nach unten?«
»Ja, danke, Sir«, erwiderte der Bote. Er ging zur Tür und öffnete sie. »Gute Nacht, Sir.«
»Gute Nacht.«
Die Tür schloss sich leise. Bond ging quer durch den Raum zum Fenster und schaute auf den Green Park hinaus.
Für einen Augenblick sah er die kleine, ältliche Gestalt vor sich, die sich auf ihrem Stuhl in dem stillen Büro zurücklehnte.
Den Fall an das FBI abgeben? Bond wusste, dass M es ernst meinte, aber er wusste auch, wie bitter es für M sein würde, Edgar Hoover bitten zu müssen, dem Secret Service den Fall abzunehmen und für Großbritannien die Kastanien aus dem Feuer zu holen.
Die entscheidenden Worte des Memorandums waren »gefährlicher Kontakt«. Was als »gefährlicher Kontakt« bezeichnet werden konnte, würde Bond selbst entscheiden müssen. Verglichen mit einigen der Gegner, mit denen er es bereits zu tun gehabt hatte, würden diese Gangster wohl kaum der Rede wert sein. Oder vielleicht doch? Bond erinnerte sich plötzlich an Rufus B. Sayes kantiges, quarzähnliches Gesicht. Nun, es würde sicher nicht schaden, zu versuchen, sich diesen Bruder mit dem ausgefallenen Namen einmal anzusehen. Seraffimo. Der Name eines Nachtclubkellners oder eines Eiscremeverkäufers. Aber so waren diese Leute. Billig und theatralisch.
Bond zuckte mit den Schultern. Er schaute auf seine Uhr. Fünf vor halb sieben. Er sah sich im Zimmer um. Alles war bereit. Aus einem Impuls heraus schob er seine rechte Hand unter sein Jackett und zog seine .25 Beretta Automatik mit der abmontierten Griffabdeckung aus dem Gamslederholster, das direkt unter seiner linken Achselhöhle hing. Es handelte sich um die neue Waffe, die M ihm nach seinem letzten Auftrag »zur Erinnerung« geschenkt hatte. In der Schachtel hatte außerdem eine Notiz gelegen, auf der in Ms grüner Tinte die Worte
Vielleicht werden Sie die brauchen
gestanden hatten.
Bond ging zum Bett hinüber, warf das Magazin aus und ließ die einzelne Kugel aus der Kammer auf die Bettdecke fallen. Er betätigte ein paar Mal den Abzug und spürte die Spannung der Abzugsfeder, während er abdrückte und die ungeladene Waffe abfeuerte. Er zog den Schlitten zurück und stellte sicher, dass sich kein Staub um den Bolzen herum befand, den er im Verlauf vieler Stunden spitz gefeilt hatte. Dann ließ er seine Hand von der Mündung aus über den Lauf gleiten, den er persönlich abgesägt hatte. Schließlich steckte er die Ersatzpatrone zurück ins Magazin und dieses in den individuellen Griff der schlanken Waffe, zog den Schlitten ein letztes Mal nach hinten, sicherte die Waffe und schob sie wieder ins Holster unter seinem Jackett.
Das Telefon klingelte. »Ihr Wagen ist hier, Sir.«
Bond legte den Hörer auf. Nun ging es also los. Er trat nachdenklich ans Fenster und sah auf die grünen Bäume hinaus. Er verspürte eine leichte Leere in seinem Magen, einen plötzlichen Widerwillen, sich von diesen grünen Bäumen zu lösen, die London im Hochsommer prägten, und Einsamkeit beim Gedanken an das große Gebäude im Regent’s Park, die Festung, die nun außer Reichweite sein würde, abgesehen von einem Hilferuf, von dem er wusste, dass er es nicht über sich bringen würde, ihn zu tätigen.
Es klopfte an der Tür, und als ein Page erschien, um sein Gepäck zu holen, folgte Bond ihm aus dem Zimmer und durch den langen Flur. Sein Geist war frei von allem, außer dem, was ihn an der Mündung der Pipeline erwartete, die sich ihm vor den Schwingtüren des Ritz-Hotels öffnete.
Es handelte sich um einen schwarzen Armstrong Siddeley Sapphire mit roten Wechselkennzeichen. »Sie möchten vorne sitzen«, sagte der uniformierte Chauffeur. Es war keine Einladung. Bonds Taschen und seine Golfschläger wurden auf den Rücksitz verfrachtet. Er machte es sich bequem, und als sie in die Piccadilly einbogen, betrachtete er das Gesicht des Fahrers. Alles, was er sehen konnte, war ein hartes, anonymes Profil unter einer Schirmmütze. Die Augen waren hinter einer schwarzen Sonnenbrille verborgen. Die Hände, die das Steuer und die Schaltung gekonnt bedienten, steckten in
Weitere Kostenlose Bücher