James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
Rechnung, und sie verließen schweigend das kühle Restaurant, um in die schwüle Nacht hinauszutreten, die nach Benzin und heißem Asphalt stank.
»Ich wohne auch im Astor«, sagte sie, als sie in ein Taxi stiegen. Sie verkroch sich in die hinterste Ecke des Rücksitzes und hockte zusammengekauert mit dem Kinn in der Hand da und starrte auf die schrecklichen, tödlichen Nachtschatten der Neonlichter hinaus.
Bond sagte nichts. Er sah aus dem Fenster und verfluchte seine Arbeit. Alles, was er zu diesem Mädchen sagen wollte, war: »Hör zu. Komm mit mir. Ich mag dich. Hab keine Angst. Es kann nicht schlimmer sein, als allein zu sein.« Doch wenn sie Ja sagte, würde er sie hintergehen müssen. Und er wollte dieses Mädchen nicht hintergehen. Es war sein Job, sie zu benutzen, aber was auch immer sein Job ihm vorschrieb, es war etwas an diesem speziellen Mädchen, das er niemals »benutzen« würde. Ihr Herz.
Vor dem Astor half er ihr aus dem Taxi, und sie stand mit ihrem Rücken zu ihm, während er den Fahrer bezahlte. Sie gingen schweigend die Treppe hoch, als wären sie ein verheiratetes Paar, dessen gemeinsamer Abend in einem Streit geendet hatte.
Sie holten ihre Schlüssel an der Rezeption ab und nannten dem Fahrstuhlführer den fünften Stock. Während sie nach oben fuhren, hatte sie das Gesicht der Tür zugewandt. Bond sah, dass die Knöchel der Hand, mit der sie ihre Handtasche festhielt, weiß waren. Im fünften Stock stieg sie schnell aus und protestierte nicht, als Bond ihr folgte. Sie gingen um mehrere Ecken, bis sie ihre Tür erreichten. Sie beugte sich vor, schob den Schlüssel ins Schloss und stieß die Tür auf. Dann drehte sie sich um und sah ihn an.
»Hören Sie, Sie Bond-Person …«
Es hatte als wütende Rede angefangen, doch dann hielt sie inne und schaute ihm direkt in die Augen, und Bond bemerkte, dass ihre Wimpern feucht waren. Und plötzlich hatte sie einen Arm um seinen Hals geschlungen und ihr Gesicht ganz nah an seines gedrückt und sagte: »Pass auf dich auf, James. Ich will dich nicht verlieren.« Und dann zog sie sein Gesicht zu sich heran und küsste ihn hart und lange auf den Mund. In dem Kuss lag eine solch wilde Zärtlichkeit, dass ihm fast nichts Sexuelles anhaftete.
Doch als Bond seine Arme um sie legte und anfing, den Kuss zu erwidern, versteifte sie sich plötzlich und riss sich von ihm los, und der Moment war vorbei.
Mit der Hand an der Klinke der offenen Tür drehte sie sich um und sah ihn an. Das temperamentvolle Glühen war in ihre Augen zurückgekehrt.
»Und jetzt lass mich in Ruhe«, sagte sie scharf, knallte die Tür zu und verschloss sie.
MIT DEM STUDILLAC NACH SARATOGA
James Bond verbrachte den Großteil des Samstags in seinem klimatisierten Zimmer im Astor, mied die Hitze, schlief und verfasste ein Telegramm an den Vorstandsvorsitzenden von Universal Export in London. Er verwendete einen einfachen Umkehrungscode, der darauf basierte, dass der Samstag der sechste Tag der Woche und das Datum der vierte Tag des achten Monats war.
In dem Bericht stand, dass die Diamantenpipeline irgendwo in der Nähe von Jack Spang in Form von Rufus B. Saye begann und bei Seraffimo Spang endete und dass die Hauptverteilungsstelle Shady Trees Büro war, von dem aus die Steine vermutlich an das House of Diamonds weitergeleitet wurden, um sie zu schleifen und auf den Markt zu bringen.
Bond bat London darum, Rufus B. Saye genauestens überwachen zu lassen, warnte jedoch auch vor einem Individuum namens »ABC«, das die unmittelbare Leitung über die eigentlichen Schmuggelaufträge im Namen der Spangled-Bande innezuhaben schien. Bond erwähnte, dass er keine Ahnung habe, wer dieses Individuum sein könnte, und nur wisse, dass sich die Person offenbar in London aufhalte. Vermutlich war dieser Mann die einzige Spur zur ursprünglichen Quelle der geschmuggelten Diamanten, die irgendwo in Afrika lag.
Bond berichtete außerdem, dass er selbst beabsichtige, sich weiterhin in der Pipeline hochzuarbeiten, um an Seraffimo Spang heranzukommen, indem er Tiffany Case, deren Hintergrund er kurz schilderte, als unwissende Agentin einsetzte.
Bond schickte das Telegramm mittels Western Union ab, duschte zum vierten Mal an diesem Tag und ging dann ins Voisin’s, wo er zwei Wodka Martini trank, zu denen er Oeufs Benedict und Erdbeeren aß. Während des Abendessens las er die Prognosen für die Rennen in Saratoga, aus denen hervorging, dass die beiden Favoriten für das Rennen am Dienstag Mr C. V.
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