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James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

Titel: James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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fünfzig hielt. Die Kilometer und Minuten tickten vorbei, und gelegentlich drehte sich Bond unter Schmerzen auf seinem Sitz herum und blickte auf das erblühende rote Leuchten am Himmel hinter ihnen.
    Sie waren fast eine Stunde unterwegs, als Bond erstarrte, weil er einen feinen summenden Unterton in der Luft oder in den Gleisen zu hören glaubte. Wieder schaute er über seine Schulter. War da ein winziges Glühwurmleuchten zwischen ihnen und der falschen roten Dämmerung der brennenden Geisterstadt?
    Bonds Kopfhaut kribbelte. »Siehst du da hinten etwas?«
    Sie drehte den Kopf herum. Ohne eine Antwort zu geben, drosselte sie den Motor, bis sie leise im Leerlauf dahinrollten.
    Beide horchten. Ja. Es war in den Gleisen. Ein leises Zittern, kaum mehr als ein fernes Seufzen.
    »Das ist der
Cannonball«
, sagte Tiffany ohne Umschweife. Sie drückte den Gashebel, und die Draisine beschleunigte wieder.
    »Wie viel schaffen sie?«, fragte Bond.
    »Vielleicht hundert Stundenkilometer.«
    »Und wie weit ist es noch bis Rhyolite?«
    »Etwa fünfzig Kilometer.«
    Einen Moment lang verarbeitete Bond schweigend die Zahlen. »Das dürfte knapp werden. Schwer zu sagen, wie weit sie entfernt sind. Kannst du irgendwie etwas mehr aus diesem Ding herausholen?«
    »Keine Chance«, erwiderte sie grimmig. »Selbst wenn ich nicht Case, sondern Casey Jones heißen würde.«
    »Wir müssen uns keine Sorgen machen«, sagte Bond. »Lass sie weiterrollen. Vielleicht explodiert die Lok oder so etwas in der Art.«
    »Ja, klar«, sagte sie. »Oder ihm säuft die Maschine ab, und er hat die Zündschlüssel zu Hause in seiner Hosentasche vergessen.«
    Fünfzehn Minuten lang fuhren sie schweigend weiter, und jetzt konnte Bond bereits deutlich den großen Scheinwerfer erkennen, der weniger als zehn Kilometer entfernt durch die Nacht schnitt, und darüber die wütende Funkenfontäne, die aus dem Schornstein schoss. Die Schienen zitterten unter ihnen, und aus dem fernen Seufzen war nun ein tiefes, bedrohliches Murmeln geworden.
    Vielleicht ging ihnen das Holz aus, dachte Bond. Dabei fiel ihm beiläufig ein, das Mädchen zu fragen: »Ich vermute, wir haben genug Benzin im Tank, oder?«
    »Klar«, sagte Tiffany. »Ich hab einen kompletten Kanister hineingeschüttet. Es gibt keine Tankanzeige, aber diese Dinger laufen mit den paar Litern Sprit ewig.«
    Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als der kleine Motor das Stichwort aufzugreifen schien und ein missbilligendes Husten von sich gab.
Put. Put-put
. Dann lief er unbeschwert weiter.
    »Verdammt«, fluchte Tiffany. »Hast du das gehört?«
    Bond sagte nichts. Er spürte, wie seine Handflächen feucht wurden.
    Und wieder.
Put. Put-put
.
    Tiffany streichelte sanft den Gashebel.
    »Lieber kleiner Motor«, flehte sie. »Wunderschöner, kluger kleiner Motor. Bitte sei freundlich.«
Put-put. Put-put. Zisch. Put. Zisch …
Und plötzlich rollten sie lautlos im Leerlauf dahin. Fünfundzwanzig, sagte der Tachometer. Zwanzig … fünfzehn … zehn … fünf. Ein letzter heftiger Ruck am Gashebel und ein Tritt von Tiffany Case gegen das Motorgehäuse, und sie waren zum Stillstand gekommen.
    »Verdammt«, sagte Bond. Ächzend stieg er vom Fahrzeug, trat neben das Gleis und humpelte zum Benzintank am Heck, während er sein blutiges Taschentuch aus der Hosentasche nahm. Er schraubte den Tankdeckel ab und hängte das Taschentuch hinein, sodass es bis zum Boden des Tanks hinabreichte. Dann zog er es heraus, betastete es und schnupperte daran. Knochentrocken.
    »Das war’s«, erklärte er dem Mädchen. »Jetzt brauchen wir einen guten Plan.« Er blickte sich um. Keine Deckung auf der linken Seite, und bis zur Straße waren es mindestens drei Kilometer. Zur Rechten erhoben sich die Berge, die schätzungsweise vierhundert Meter entfernt waren. Vielleicht schafften sie es, sich dort zu verstecken. Aber für wie lange? Es schien ihre einzige Chance zu sein. Der Boden unter seinen Füßen zitterte. Er blickte über das Gleis zurück auf das blendende, unerbittliche Auge. Wie weit noch? Drei Kilometer? Würde Spang die Draisine früh genug bemerken? Konnte er rechtzeitig bremsen? Würde der Zug entgleisen? Doch dann erinnerte sich Bond an den großen Kuhfänger, der den leichten Wagen wie einen Strohballen aus dem Weg räumen würde.
    »Komm, Tiffany«, rief er. »Wir müssen es zu den Bergen schaffen.«
    Wo war sie? Er humpelte um den Wagen herum. Sie kam aus der anderen Richtung über das Gleis zurückgelaufen. Keuchend

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