James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
der
Cannonball
sich in den Bauch des Gebirges bohrte.
Dann schoss plötzlich eine große Feuerzunge hoch, und es gab ein schreckliches metallisches Krachen, als wäre ein Schlachtschiff auf ein Riff aufgelaufen. Dann ein gedämpftes Scheppern, das seinen Ursprung unter ihren Füßen zu haben schien. Und schließlich ein tiefer, ferner Knall aus den Eingeweiden der Erde und ein Trommelfeuer verschiedener Echos. Nachdem der Lärm verklungen war, folgte eine andauernde dröhnende Stille.
Bond stieß einen tiefen Seufzer aus, als würde er in diesem Moment aufwachen. Das war also das Ende des einen der beiden Spang-Brüder, der zwei brutalen, theatralischen Männer, die die Spangled-Bande anführten. Er war ein Bühnengangster gewesen, umgeben von Bühnenkulissen. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er Bond hatte töten wollen.
»Lass uns von hier verschwinden«, sagte Tiffany Case eindringlich. »Ich habe genug davon.«
Bond spürte, wie die Schmerzen in seinen Körper zurückkrochen, als seine Anspannung nachließ. »Ja«, antwortete er knapp. Er war froh, seine Gedanken von dem emporblickenden weißen Gesicht in der wunderschönen schwarzen Lok abwenden zu können. Ihm war schwindlig. Er fragte sich, ob er durchhalten würde. »Wir müssen zur Straße. Es wird ein schwerer Weg. Komm.«
Sie brauchten anderthalb Stunden, um die drei Kilometer zurückzulegen, und als er auf dem Sand neben dem Beton des Highways zusammenbrach, befand sich Bond im Delirium. Ohne das Mädchen hätte er es niemals geschafft. Sie hatte dafür gesorgt, dass er auf Kurs blieb. Er wäre taumelnd zwischen den Kakteen und Felsen und Muskovitbrocken herumgeirrt, bis er am Ende seiner Kräfte gewesen und die kochende Sonne gekommen wäre, um ihm den Rest zu geben.
Und nun hielt Tiffany Case seinen Kopf an ihrer Schulter, sprach leise zu ihm und wischte ihm mit einem Stück ihres Hemdes den Schweiß vom Gesicht. Immer wieder hielt sie inne und blickte in beide Richtungen der schnurgeraden Betonstraße, deren Horizonte bereits in den Hitzewellen des frühen Morgens flimmerten.
Eine Stunde später sprang sie auf, steckte sich das Hemd in die Hose und baute sich mitten auf der Straße auf. Ein niedriger schwarzer Wagen kam aus dem tanzenden Dunst, hinter dem sich das ferne Tal von Las Vegas verbarg.
Der Wagen rollte aus und kam genau vor ihr zum Stehen. Ein Mann mit scharf geschnittenen Gesichtszügen unter wirrem blondem Haar streckte seinen Kopf aus dem Fenster. Die wachen grauen Augen musterten sie kurz von oben bis unten. Dann blickten sie auf die Gestalt des Mannes, der neben der Straße lag, und wandten sich schließlich wieder dem Mädchen zu.
Mit freundlichem Tonfall und gedehntem texanischem Akzent sagte der Fahrer: »Felix Leiter, Ma’am. Zu Ihren Diensten. Was kann ich an diesem wunderschönen Morgen für Sie tun?«
»NICHTS BRINGT NÄHER ALS NÄHE.«
»… und als ich in die Stadt komme, rufe ich meinen Freund Ernie Cureo an. James kennt ihn. Seine Frau ist vollkommen hysterisch, weil Ernie im Krankenhaus liegt. Also gehe ich direkt zu ihm, und er bringt mich auf den neuesten Stand. Und ich denke mir, dass James vielleicht etwas Verstärkung gebrauchen kann. Also springe ich auf meine kohlrabenschwarze Stute und galoppiere durch die Nacht, und als ich mich Spectreville nähere, sehe ich das Licht am Himmel. Mr Spang ist mitten in einer Grillparty, denke ich mir. Und das Tor im Zaun steht offen, sodass ich beschließe, mitzufeiern. Ob Sie es nun glauben oder nicht, aber es ist keine Menschenseele mehr in der Stadt, nur ein Kerl mit einem kaputten Bein und mehrfachen Prellungen, der die Straße entlangkriecht, um sich in Sicherheit zu bringen. Und er sieht mir verdächtig nach einem jungen Ganoven aus Detroit namens Frasso aus. Ernie Cureo sagte mir, er wäre einer der Jungs, die James mitgenommen haben. Der Kerl ist nicht mehr in der Lage, irgendetwas abzustreiten, und ich mache mir langsam ein Bild von der Situation und denke mir, dass Rhyolite mein nächstes Reiseziel sein wird. Also sage ich dem Jungen, dass er bald jede Menge Gesellschaft von der Feuerwehr bekommen wird. Ich bringe ihn zum Tor und lasse ihn dort zurück, und nach einer Weile steht ein Mädchen mitten in der Wüste und sieht aus, als wäre sie aus einer Kanone abgefeuert worden, und nun sind wir alle hier. Und jetzt Sie.«
Also ist das alles kein Traum, und ich liege
wirklich
auf dem Rücksitz des Studillacs, und es ist
wirklich
Tiffanys Schoß
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