Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

Titel: James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
Heckwache es nicht mitbekam. Das Schiff würde anhalten, beidrehen, suchen. Und die Killer hatten dreitausend Pfund zusätzlich verdient.
    Wint und Kidd. Die Killer aus New York.
    All diese Bilder schossen Bond in einer plötzlichen Erkenntnis durch den Kopf, und noch während er sie durchging, öffnete er seinen kleinen Aktenkoffer und holte den darin versteckten Schalldämpfer aus seinem Geheimfach. Während er die Beretta zwischen seinen Hemden im hinteren Bereich einer Kommode herauszog, das Magazin überprüfte und den Schalldämpfer anschraubte, wog er automatisch die Chancen ab und plante seine nächsten Schritte.
    Er suchte nach dem Schiffsplan, den er zusammen mit seinem Ticket erhalten hatte. Während er sich Socken anzog, breitete er ihn aus. A49. Direkt unter ihm. Wie groß war die Chance, das Schloss von der Tür zu schießen und beide zu erwischen, bevor sie ihn erwischten? Praktisch nicht vorhanden. Und sie hatten die Tür höchstwahrscheinlich nicht nur verschlossen, sondern auch verriegelt. Und wenn er jemanden aus der Mannschaft mitnahm, wenn er ihn von der Gefahr für Tiffany überzeugen konnte? Während des Palavers und dem »Entschuldigen Sie bitte, meine Herren« würden die beiden Tiffany einfach aus dem Bullauge werfen und dann unschuldig lesen oder Karten spielen. »Was ist denn los?«
    Bond schob die Waffe in seinen Hosenbund und riss eine der beiden Fensterluken weit auf. Als er seine Schulter hindurchschob, stellte er erleichtert fest, dass er mindestens zwei Zentimeter Spielraum hatte. Er spähte hinab. Direkt unter ihm lagen schwach erleuchtete Bullaugen. Wie weit waren sie entfernt? Etwa zweieinhalb Meter. Die Nacht war noch immer vollkommen windstill, und er befand sich auf der dunklen Seite des Schiffs. Würde man ihn von der Laufbrücke aus entdecken? Würde eine ihrer beiden Luken offen sein?
    Bond schlüpfte zurück in seine Kabine und zog die Laken vom Bett. Der Blutknoten wäre am sichersten. Aber er würde die Laken entzweireißen müssen, um auf eine ausreichende Länge zu kommen. Wenn er gewann, würde er sie einfach durch die Laken aus A49 ersetzen und es ihrem Steward überlassen, sich über ihren Verbleib zu wundern. Wenn er verlor, spielte es sowieso keine Rolle mehr.
    Bond zerrte mit aller Kraft an dem Seil. Es sollte halten. Während er ein Ende um die Fensterangel knotete, warf er einen Blick auf seine Uhr. Nur zwölf Minuten waren vergangen, seit er das Telegramm gelesen hatte. War das zu viel? Er biss die Zähne zusammen und warf das Seil aus der Luke. Dann begann er, mit dem Kopf voran hinauszuklettern.
    Denk nicht nach. Sieh nicht nach unten. Sieh auch nicht nach oben. Denk nicht über die Knoten nach. Langsam, sicher, Hand über Hand.
    Eine sanfte Nachtbrise begann an ihm zu zerren und ließ ihn gegen die schwarzen Eisennieten schwingen. Tief unter ihm erklang das Dröhnen und Rauschen des Meers. Über ihm ertönte der Klang des Windes in der Takelage, und noch viel weiter darüber bewegten sich die Sterne langsam über die Zwillingsmasten.
    Würden die verdammten und gleichzeitig geliebten Laken halten? Würde er Höhenangst bekommen? Konnten seine Arme das Gewicht tragen? Denk nicht darüber nach. Denk nicht an das riesige Schiff, das hungrige Meer, die vier großen Schiffsschrauben, die darauf warten, deinen Körper in Scheiben zu schneiden. Du bist nur ein Junge, der einen Apfelbaum hinaufklettert. Es ist ganz leicht und vollkommen ungefährlich, wenn du ins Gras unter dir fällst.
    Bond bemühte sich, nicht so viel nachzudenken, sondern sich auf seine Hände zu konzentrieren. Er spürte die raue Farbe an seinen Fingerknöcheln. Seine Füße ähnelten Antennen, während sie unter ihm hingen und nach einem ersten Kontakt mit der Luke suchten.
    Da. Die Zehen seines rechten Fußes hatten einen herausstehenden Rand berührt. Er musste warten. Er
musste
geduldig sein und seinen Fuß weiterforschen lassen – das weit offen stehende Bullauge in seinem Metallrahmen, das Gefühl von Stoff an seinen Socken: Offenbar waren die Vorhänge geschlossen. Nun konnte er fortfahren. Es war fast vorbei.
    Dann waren es nur noch ein paar Zentimeter, bis sein Kopf auf gleicher Höhe war und er eine Hand an den Metallrand des Rahmens bringen konnte, um so das Seil ein wenig zu entlasten und erst dem einen Arme eine wohlverdiente Ruhepause zu gönnen, dann dem anderen. Seine knackenden Muskeln entspannten sich kurz, und er bereitete sich auf das langsame Hochziehen vor, das

Weitere Kostenlose Bücher