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James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

Titel: James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Tisch entfernt.
    »Einhundertsechzig.« Dieses Mal war es eine Frau.
    Mit monotoner Stimme erhöhte der Mann auf hundertsiebzig.
    »Achtzig«, sagte jemand anders.
    »Zweihundert Pfund.«
    Irgendetwas an dieser Stimme brachte Bond dazu, sich herumzudrehen und den Sprecher anzusehen.
    Es handelte sich um einen fetten Kerl. Sein teigiges, glänzendes Gesicht erinnerte an eine glibberige Qualle. Seine kleinen, kalten und dunklen Augen blickten starr durch eine Bifokalbrille. Sein Hals war quasi nicht vorhanden, und sein verschwitztes schwarzes Haar klebte ihm am Kopf. Nun setzte er seine Brille ab, nahm eine Serviette und wischte sich den Schweiß mit einer kreisförmigen Bewegung ab, die an der linken Gesichtsseite begann und über den Hinterkopf führte. Dort übernahm die rechte Hand und vollendete die Runde bis zu der tropfenden Nase. »Zweihundertzehn«, warf jemand ein. Das Kinn des breiten Mannes wabbelte, und er öffnete seinen zusammengekniffenen Mund. »Zweihundertzwanzig«, sagte er in einer ruhigen Stimme mit amerikanischem Akzent.
    Was an diesem Mann kam Bond so bekannt vor? Er beobachtete das fette Gesicht, ging im Geiste das Ablagesystem seines Gedächtnisses Schublade für Schublade durch und suchte nach Hinweisen. Das Gesicht? Die Stimme? England? Amerika?
    Bond gab auf und richtete seine Aufmerksamkeit auf den anderen Mann am Tisch. Wieder war da dieses starke Gefühl des Wiedererkennens. Die seltsam feinen jungen Gesichtszüge unter dem zurückgegelten weißen Haar. Die sanften braunen Augen mit den langen Wimpern. Der allgemeine Eindruck von Hübschheit, verdorben durch die fleischige Nase über dem schmalen Mund, der gerade zu einem ausdruckslosen Lächeln offen stand, das an einen Briefschlitz erinnerte.
    »Zweihundertfünfzig«, sagte der dicke Mann mechanisch.
    Bond drehte sich zu Tiffany um. »Hast du die beiden schon mal gesehen?«, fragte er, und sie bemerkte die Sorgenfalte zwischen seinen Augen.
    »Nein«, sagte sie überzeugt. »Noch nie. Wirken auf mich wie Typen aus Brooklyn oder aus dem Garment District. Warum? Kommen sie dir bekannt vor?«
    Bond warf ihnen einen erneuten Blick zu. »Nein«, sagte er unsicher. »Nein, ich glaube nicht.«
    Im Raum brach Applaus aus. Der Auktionator strahlte und klopfte auf den Tisch. »Meine Damen und Herren«, sagte er triumphierend. »Das ist wirklich hervorragend. Die charmante Dame in dem wunderschönen pinkfarbenen Abendkleid hat soeben dreihundert Pfund geboten.« Alle drehten sich um und verrenkten sich die Hälse. Bond konnte sehen, wie ihre Münder die Worte »Wer ist sie?« formten. »Und nun, Sir?« Er wandte sich erneut an den dicken Mann. »Bieten Sie dreihundertfünfundzwanzig Pfund?«
    »Dreihundertfünfzig«, sagte der Fettklops.
    »Vierhundert«, quietschte die Frau in Pink.
    »Fünfhundert.« Die Stimme war tonlos und gleichgültig.
    Die Frau in dem pinkfarbenen Kleid sprach wütend mit ihrem Begleiter, der plötzlich gelangweilt wirkte. Er suchte Augenkontakt zum Auktionator und schüttelte den Kopf.
    »Bietet jemand mehr als fünfhundert Pfund?«, fragte der Auktionator, aber er wusste bereits, dass er nun alles aus dem Publikum herausgequetscht hatte. »Fünfhundert Pfund zum Ersten. Fünfhundert Pfund zum Zweiten.« Der Hammer knallte. »Und verkauft an den Herrn dort drüben, der sich einen Applaus verdient hat.« Er klatschte, und die Zuschauer taten es ihm gleich, auch wenn es ihnen lieber gewesen wäre, wenn die Dame in Pink gewonnen hätte.
    Der dicke Mann erhob sich ein paar Zentimeter von seinem Stuhl und setzte sich dann wieder. Seinem glänzenden Gesicht war keine Reaktion auf den Applaus anzumerken, und er hielt seinen Blick starr auf den Auktionator gerichtet.
    »Und nun müssen wir noch schnell die Formalität erledigen, diesen Herrn danach zu fragen, wofür er sich entscheidet.« Wieder lachten die Anwesenden. »Sir, wählen Sie das
High Field
oder das
Low Field?«
Die Stimme des Auktionators war ironisch. Die Frage war reine Zeitverschwendung.
    »Low Field.«
    Einen Moment lang herrschte im überfüllten Rauchersalon vollkommene Stille. Schnell folgte ein Durcheinander aus geflüsterten Kommentaren. Wie konnte das sein? Es war doch eigentlich klar gewesen, dass der Mann das
High Field
nehmen würde. Das Wetter war perfekt. Die
Queen
machte mindestens dreißig Knoten. Wusste er etwas? Hatte er jemanden von der Brücke bestochen? Zog ein Sturm auf? Lief die Antriebswelle heiß?
    Der Auktionator klopfte mit dem Hammer, um

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