James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
pure Gier nach diesem Apparat. »Wir waren daran interessiert«, sagte er unverbindlich.
»Dann kam die Operation. Unsere Einsatzleiterin ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Ich würde behaupten, sie hat mehr Menschen getötet – oder töten lassen – als jeder andere auf der Welt. Ja, es handelt sich um eine Frau. Sie heißt Klebb – Rosa Klebb. Ein wahres Scheusal von einer Frau. Aber sie kennt zweifellos alle Tricks.«
Rosa Klebb. Also stand an der Spitze von SMERSCH eine Frau! Wenn er diese Sache doch nur irgendwie überleben und sie verfolgen könnte! Die Finger an Bonds rechter Hand krümmten sich leicht.
Die tonlose Stimme in der Ecke fuhr fort. »Tja, sie hat diese Romanow gefunden und sie für den Auftrag ausgebildet. Übrigens, wie war sie im Bett? Ziemlich gut?«
Nein! Bond konnte das nicht glauben. Diese erste Nacht mochte inszeniert gewesen sein. Aber danach? Nein. Danach war es echt gewesen. Er nutzte die Gelegenheit, um mit den Schultern zu zucken. Es war ein übertriebenes Schulterzucken. Um den Mann an die Bewegung zu gewöhnen.
»Oh, nun ja. Ich selbst bin an diesen Dingen nicht interessiert. Aber sie haben ein paar hübsche Filmchen von Ihnen beiden gemacht.« Nash klopfte auf seine Jacketttasche. »Eine ganze Rolle 16-Millimeter-Film. Der kommt in ihre Handtasche. Das wird sich gut in den Zeitungen machen.« Nash lachte – ein barsches, metallisches Lachen. »Natürlich werden sie ein paar der pikanteren Szenen zensieren müssen.«
Der Zimmerwechsel im Hotel. Die Flitterwochensuite. Der große Spiegel hinter dem Bett. Wie gut das alles zusammenpasste! Bond fühlte, dass seine Hände schweißnass waren. Er wischte sie an seiner Hose ab.
»Ganz ruhig, alter Knabe. Das wäre fast Ihr Ende gewesen. Ich sagte doch, dass Sie sich nicht bewegen sollen, erinnern Sie sich?«
Bond legte seine Hände wieder auf das Buch in seinem Schoß. Wie sehr konnte er diese kleinen Bewegungen noch ausdehnen? Wie weit konnte er gehen? »Erzählen Sie weiter«, verlangte er. »Wusste das Mädchen, dass diese Bilder gemacht wurden? Wusste Sie, dass SMERSCH hinter dieser ganzen Sache steckte?«
Nash schnaubte. »Natürlich wusste sie nichts von den Bildern. Rosa vertraute ihr kein Stück. Zu emotional. Aber darüber weiß ich nicht besonders viel. Wir haben alle in verschiedenen Abteilungen gearbeitet. Ich habe sie heute zum ersten Mal gesehen. Ich weiß nur, was ich zufällig mitbekommen habe. Ja, natürlich wusste das Mädchen, dass sie für SMERSCH arbeitete. Man sagte ihr, sie müsse nach London reisen, um dort ein wenig herumzuspionieren.«
Dieses dumme Ding, dachte Bond. Warum hatte sie ihm nicht verraten, dass SMERSCH in die Sache verwickelt war? Sie musste Angst davor gehabt haben, den Namen auch nur auszusprechen. Wahrscheinlich dachte sie, er würde sie einsperren oder so etwas. Sie hatte stets gesagt, dass sie ihm alles erzählen würde, sobald sie England erreichten. Dass er ihr vertrauen und keine Angst haben solle. Vertrauen! Obwohl sie selbst nicht die leiseste Ahnung hatte, was vor sich ging. Tja. Armes Mädchen. Sie war genauso zum Narren gehalten worden wie er. Doch selbst der kleinste Hinweis hätte genügt – und hätte zum Beispiel Kerims Leben gerettet. Und was war mit ihrem und seinem Leben?
»Dann mussten sie Ihren Freund, diesen Türken, loswerden. Schätze, dass war nicht ganz so einfach. Der war eine harte Nuss. Ich vermute mal, seine Leute waren diejenigen, die gestern unser Zentrum in Istanbul in die Luft gejagt haben. Das wird eine ganz schöne Panik auslösen.«
»So ein Pech.«
»Das kümmert mich nicht, alter Knabe. Mein Teil des Auftrags wird leicht sein.« Nash warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. »In etwa zwanzig Minuten fahren wir in den Simplontunnel. Dort soll es passieren. Je dramatischer, desto besser für die Zeitungen. Eine Kugel für Sie. Sobald wir in den Tunnel einfahren. Nur eine ins Herz. Der Lärm des Tunnels wird sich als hilfreich erweisen, falls sie beim Sterben Theater machen. Dann eine Kugel ins Genick des Mädchens – aus Ihrer Waffe –, und dann ab mit ihr durchs Fenster. Dann noch eine Kugel aus
Ihrer
Waffe. Mit Ihren Fingern darum natürlich. Jede Menge Schwarzpulver auf Ihrem Hemd. Selbstmord. So wird es zumindest auf den ersten Blick aussehen. Aber in Ihrem Herzen werden zwei Kugeln stecken. Das wird sich später herausstellen. Noch ein Rätsel! Also wird der Simplontunnel noch einmal durchsucht. Wer war der Mann mit den blonden
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