James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
Haaren? Sie werden den Film in ihrer Handtasche finden, und in Ihrer Tasche wird sich ein langer Liebesbrief von ihr an Sie befinden – der ein wenig bedrohlich klingt. Er ist wirklich gut. SMERSCH hat ihn geschrieben. Darin steht, dass sie den Film an die Zeitungen aushändigen wird, es sei denn, Sie heiraten sie. Dass Sie versprochen hätten, sie zu heiraten, wenn sie die Spektor-Maschine stehlen würde ...« Nash hielt inne und fügte erklärend hinzu: »Diese Spektor-Maschine ist übrigens mit einer Sprengfalle versehen, alter Knabe. Wenn Ihre Chiffrierexperten anfangen, daran herumzufummeln, werden sie allesamt in die Luft fliegen. Kein schlechter Nebengewinn.« Nash lachte dumpf. »Und dann steht in dem Brief noch, dass sie Ihnen nur diese Maschine und ihren Körper zu bieten hat – und alles über ihren Körper und was Sie damit angestellt haben. Dieser Teil ist ziemlich schlüpfrig! Klar? Was steht also später in den Zeitungen – in den linksgerichteten, die einen Tipp bekommen und als Erste am Zug auftauchen werden? Alter Knabe, diese Geschichte hat einfach alles. Den Orientexpress. Eine wunderschöne russische Spionin, die im Simplontunnel ermordet wurde. Schmutzige Fotos. Eine geheime Chiffriermaschine. Einen gut aussehenden britischen Spion mit einer ruinierten Karriere, der die Frau ermordet und dann Selbstmord begeht. Sex, Spione, ein Luxuszug. Mr und Mrs Somerset ...! Alter Knabe, diese Sache wird monatelang in den Nachrichten sein! Der Chochlow-Fall ist nichts im Vergleich dazu! Das wird ein Knüller. Und was für ein Schlag ins Gesicht des berühmten Secret Service! Ihr bester Mann, der berühmte James Bond. Was für eine Schande. Und dann explodiert die Chiffriermaschine! Was wird Ihr Vorgesetzter von Ihnen denken? Was wird die Öffentlichkeit denken? Und die Regierung? Und die Amerikaner? Von wegen Sicherheit! Die Yankees werden den Briten keine Atomgeheimnisse mehr anvertrauen.« Nash hielt inne und ließ Bond all diese Informationen verdauen. Dann sagte er mit einem Anflug von Stolz: »Alter Knabe, das wird die Story des Jahrhunderts!«
Ja, dachte Bond. Ja. Damit hatte er zweifellos recht. Die französischen Zeitungen würden das Ganze so aufbauschen, dass man es nicht würde aufhalten können. Es würde sie nicht kümmern, wie weit sie mit den Fotos und all dem anderen gehen würden. Jede Presseagentur der Welt würde darüber berichten. Und die Spektor-Maschine! Würden Ms Leute oder die Kollegen vom Deuxième Bureau klug genug sein, um zu vermuten, dass sie mit einem Sprengsatz versehen war? Wie viele der besten Kryptografen der Welt würden bei der Explosion ihr Leben lassen? Gott, er musste aus diesem Schlamassel herauskommen! Aber wie?
Der Buchrücken von Nashs Ausgabe von
Krieg und Frieden
schwebte drohend vor ihm. Mal sehen. Wenn der Zug in den Tunnel einfuhr, würde es ein lautes Dröhnen geben. Dann würden sofort das gedämpfte Klicken und die Kugel folgen. Bonds Augen starrten ins lilafarbene Dämmerlicht und schätzten die Tiefe der Schatten in seiner Ecke unter dem oberen Bett ein. Er rief sich die Position seines Aktenkoffers auf dem Boden zentimetergenau ins Gedächtnis und überlegte, was Nash tun würde, nachdem er seine Waffe abgefeuert hatte.
»Sie sind ein ganz schönes Risiko eingegangen, als Sie in Triest Kontakt zu mir aufnahmen«, sagte Bond. »Und woher kannten Sie den monatlichen Code?«
»Sie scheinen nicht zu begreifen, alter Knabe«, erwiderte Nash geduldig. »SMERSCH ist gut – wirklich gut. Es gibt keine bessere Organisation. Wir kennen jeden Ihrer monatlichen Codes. Wenn irgendjemand von Ihren Leuten diese Dinge bemerken und das Muster erkennen würde, wie es meine Leute tun, würde Ihnen klar werden, dass Sie jeden Januar einen Ihrer kleineren Agenten verlieren – vielleicht in Tokio, vielleicht in Timbuktu. SMERSCH sucht sich einfach einen aus und schnappt ihn sich. Dann kitzeln sie die Codes für das ganze Jahr aus ihm heraus. Und natürlich auch alles andere, was er weiß. Aber in erster Linie sind sie hinter den Codes her. Und die werden dann an die Zentren weitergeleitet. Das ist eine unserer leichtesten Übungen, alter Knabe.«
Bond bohrte seine Fingernägel in seine Handflächen.
»Und was unsere Begegnung in Triest betrifft, ich bin nicht erst dort an Bord des Zuges gekommen. Ich bin schon die ganze Strecke mit Ihnen gefahren – im vorderen Teil des Zuges. Ich stieg aus, als wir in Triest hielten, und spazierte einfach am Bahnsteig entlang.
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