James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
Bedrohung, die Bond darstellen mochte, interessiert zu sein. Bond existierte lediglich als Ziel. »Sie werden in einer halben Stunde sterben. Das steht fest. Ich habe noch nie einen Fehler gemacht, sonst hätte ich diesen Job nicht.«
»Und was ist Ihr Job?«
»Oberster Scharfrichter von SMERSCH.« Nun klang in der Stimme ein Anflug von Leben, von Stolz mit. Doch gleich darauf wurde sie wieder tonlos. »Ich glaube, Sie kennen diesen Namen, alter Knabe.«
SMERSCH. Das war also die Antwort – die schlimmste Antwort von allen. Und dieser Mann war der oberste Mörder dieser Organisation. Bond erinnerte sich an das rote Glühen, das in den undurchsichtigen Augen aufgeblitzt war. Ein Mörder. Ein Psychopath – vermutlich manisch-depressiv. Ein Mann, der das Töten wirklich genoss. Was für ein nützlicher Mann für SMERSCH! Bond erinnerte sich plötzlich daran, was Vavra gesagt hatte. Er versuchte sein Glück. »Hat der Mond irgendwelche Auswirkungen auf Sie, Nash?«
Die dunklen Lippen verzogen sich. »Sie halten sich selbst für so clever, Mister Secret Service. Denken, ich bin dämlich. Keine Sorge. Ich wäre nicht dort, wo ich bin, wenn ich dämlich wäre.«
Das wütende Knurren in der Stimme des Mannes verriet Bond, dass er einen Nerv getroffen hatte. Doch was würde es ihm bringen, wenn er den Mann rasend machte? Er sollte ihm besser nach dem Mund reden, um Zeit zu gewinnen. Vielleicht konnte Tatjana ...
»Was hat das Mädchen mit alldem zu tun?«
»Sie ist Teil des Köders«, sagte die Stimme, die nun wieder gelangweilt klang. »Keine Sorge. Sie wird sich nicht in unsere Unterhaltung einmischen. Ich habe ihr eine ausreichende Dosis Chloralhydrat verabreicht, als ich ihr dieses Glas Wein eingeschenkt habe. Sie wird die ganze Nacht lang schlafen. Und danach für immer. Sie wird nämlich mit Ihnen gehen.«
»Ach, tatsächlich.« Bond hob seine schmerzende Hand langsam auf seinen Schoß und bewegte die Finger, um das Blut wieder zum Fließen zu bringen. »Dann erzählen Sie doch mal.«
»Vorsichtig, alter Knabe. Keine Tricks. Ihre Agentenfähigkeiten helfen Ihnen hier nicht weiter. Wenn mir auch nur der Ansatz einer Bewegung nicht gefällt, jage ich Ihnen einfach eine Kugel durchs Herz. Mehr werden Sie am Ende ohnehin nicht bekommen. Eine Kugel mitten durchs Herz. Wenn Sie sich bewegen, kommt sie nur ein wenig früher. Und vergessen Sie nicht, wer ich bin. Erinnern Sie sich an Ihre Armbanduhr? Ich treffe nicht daneben. Niemals.«
»Wie Sie meinen«, sagte Bond sorglos. »Aber haben Sie keine Angst. Sie haben ja meine Waffe. Wissen Sie noch? Also weiter mit der Geschichte.«
»Also gut, alter Knabe, aber kratzen Sie sich ja nicht am Ohr, während ich erzähle. Sonst schieße ich es Ihnen ab. Klar? Tja, SMERSCH hat beschlossen, Sie zu töten – zumindest vermute ich, dass es irgendwo auf den höheren Ebenen beschlossen wurde, wahrscheinlich sogar ganz oben. Wie es scheint, wollen sie dem Secret Service einen ordentlichen Stich versetzen – ihn in seine Schranken weisen. Können Sie mir folgen?«
»Warum haben Sie
mich
ausgewählt?«
»Das dürfen Sie mich nicht fragen, alter Knabe. Aber Sie haben in Ihrer Firma offenbar einen ziemlich beeindruckenden Ruf. Und die Art und Weise, auf die Sie sterben werden, wird den ganzen Laden zum Einsturz bringen. Dieser Plan wurde drei Monate lange entwickelt und ist ein wahres Meisterstück. Das muss er auch sein. SMERSCH hat in letzter Zeit ein oder zwei Fehler gemacht. Diese Chochlow-Sache zum Beispiel. Erinnern Sie sich an das explodierende Zigarettenetui und all das? Sie haben den falschen Mann mit dieser Angelegenheit beauftragt. Sie hätten mir den Job geben sollen. Ich wäre nicht zu den Yankees übergelaufen. Aber zurück zum Thema. Sehen Sie, alter Knabe, wir haben einen brillanten Planer bei SMERSCH. Ein Mann namens Kronsteen. Ein großartiger Schachspieler. Er meinte, wir könnten Sie mit Eitelkeit drankriegen, und mit Gier und ein wenig Verrücktheit. Er sagte, auf Verrücktheit würden Sie da drüben in London alle reinfallen. Und das sind Sie, nicht wahr, alter Knabe?«
Waren
sie das? Bond erinnerte sich daran, wie sehr die exzentrischen Details der Geschichte die Neugier des Secret Service geweckt hatten. Und Eitelkeit? Ja, er musste zugeben, dass die Vorstellung, dass dieses russische Mädchen in ihn verliebt sein könnte, durchaus geholfen hatte. Und dann war da noch die Spektor-Maschine gewesen. Das hatte den entscheidenden Ausschlag gegeben – die
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