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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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dünner Mondstrahl, der am Rand der Jalousie durch das Fenster fiel, wurde von den hellen Seiten reflektiert.
    Er starrte Bond unverwandt an. Bond bemerkte die Entschlossenheit in den lilafarbenen Augen. Die dunklen Lippen teilten sich. Zähne blitzten auf.
    »Tut mir leid, dass ich Sie wecken muss, alter Knabe. Ich würde gerne mit Ihnen reden.«
    Was war das plötzlich für ein neuer Tonfall in seiner Stimme? Bond stellte seine Füße leise auf den Boden und setzte sich aufrechter hin. Die Gefahr im Raum war fast greifbar.
    »Schön«, sagte Bond ruhig. Irgendetwas an diesen Worten hatte ihm einen Schauer über den Rücken gejagt, aber was genau war es? War es der Anflug eines Befehlstons in Nashs Stimme? Bond kam der Gedanke, dass Nash den Verstand verloren haben könnte. Vielleicht war das, was Bond im Raum riechen konnte, nicht Gefahr, sondern Wahnsinn. Seine Instinkte hatten bei diesem Mann richtiggelegen. Nun stellte sich nur noch die Frage, wie er ihn am nächsten Bahnhof am besten loswerden konnte. Wo befanden sie sich gerade? Wann würde die nächste Grenze kommen?
    Bond hob sein Handgelenk, um auf seine Uhr zu schauen. Das violette Licht dämpfte die leuchtenden Ziffern. Bond hielt die Uhr in Richtung des Mondstrahls, der durchs Fenster fiel.
    Aus Nashs Richtung erklang ein scharfes Klicken. Bond spürte einen heftigen Schlag an seinem Handgelenk. Glassplitter flogen ihm ins Gesicht. Sein Arm wurde nach hinten gegen die Tür geschleudert. Er fragte sich, ob sein Handgelenk gebrochen war. Er ließ seinen Arm hängen und streckte seine Finger. Sie ließen sich alle bewegen.
    Das Buch lag immer noch aufgeschlagen auf Nashs Schoß, doch nun stieg ein dünner Rauchfaden aus dem Loch im Buchrücken auf, und der ganze Raum roch leicht nach Feuerwerkskörpern.
    Bonds Kehle schnürte sich zu.
    Also war es die ganze Zeit über eine Falle gewesen. Und nun hatte die Falle zugeschnappt. Captain Nash war von Moskau aus zu ihm geschickt worden. Nicht von M. Und der MGB-Agent in Abteil Nummer neun, der Mann mit dem amerikanischen Pass, war nur ein Mythos. Und Bond hatte Nash seine Waffe gegeben. Er hatte sogar die Keile unter die Türen geschoben, damit sich Nash sicherer fühlen würde.
    Bond erschauderte. Jedoch nicht vor Angst. Sondern vor Abscheu.
    Nash sprach. Seine Stimme war nun kein Flüstern mehr und auch nicht mehr ölig. Sie war laut und selbstsicher.
    »Auf diese Weise sparen wir uns eine Menge Diskussionen, alter Knabe. Das war nur eine kleine Demonstration. Ich kann ganz gut mit diesem kleinen Trickkästchen umgehen. Darin befinden sich zehn Kugeln – .25 Dum-Dum-Geschosse, die aus einem elektrischen Magazin abgefeuert werden. Sie müssen zugeben, dass die Russen hervorragend darin sind, sich solche Spielereien auszudenken. Zu schade, dass Ihr Buch nur zum Lesen taugt, alter Knabe.«
    »Hören Sie in Gottes Namen auf, mich ‚alter Knabe‘ zu nennen.« Wenn es so viel herauszufinden und so viel zu bedenken gab, war das Bonds erste Reaktion auf eine heillose Katastrophe. Es war die Reaktion eines Mannes in einem brennenden Haus, der nach dem banalsten Gegenstand greift, um ihn vor den Flammen zu retten.
    »Tut mir leid, alter Knabe. Muss wohl so eine Angewohnheit von mir sein. Das gehört zu meinem Versuch, mich wie ein verdammter Gentleman zu verhalten. Genau wie diese Klamotten. Sie stammen alle aus der Kostümabteilung. Sie meinten, damit würde ich durchkommen. Und das bin ich, nicht wahr, alter Knabe? Aber kommen wir zum Geschäftlichen. Ich vermute, Sie wollen wissen, worum es hier überhaupt geht. Das werde ich Ihnen gerne erklären. Wir haben ungefähr eine halbe Stunde, bevor Sie Ihren Abgang machen. Es wird mir einen zusätzlichen Kick verschaffen, dem berühmten Mister Bond vom Secret Service zu erklären, was für ein verdammter Trottel er ist. Sehen Sie, alter Knabe, Sie sind nicht so gut, wie Sie denken. Sie sind nur eine Puppe, und ich habe den Auftrag erhalten, das Sägemehl aus Ihnen herauszuholen.« Die Stimme war ruhig und tonlos, und die Sätze plätscherten leblos dahin. Es war fast so, als wäre Nash vom bloßen Akt des Sprechens gelangweilt.
    »Ja«, sagte Bond. »Ich wüsste gern, worum es hier geht. Eine halbe Stunde kann ich für Sie entbehren.« Verzweifelt fragte er sich, ob es irgendeine Möglichkeit gab, diesen Mann kalt zu erwischen und ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Machen Sie sich nichts vor, alter Knabe.« Die Stimme schien dem Klang nach weder an Bond noch an der

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